MK Boeckelberg
Unternehmer Daniel C. Hünner ist seit einigen Wochen in das Visier der Fahnder geraten. Nach uns vorliegenden Informationen wurde er bereits mehrfach von der Polizei zum Tod seiner Lebensgefährtin Sabrina Genenger vernommen (wir berichteten). Offenbar hat er bisher seine Unschuld belegen können. Trotzdem sollen die Ermittler erhebliche Zweifel an den Aussagen des ehemaligen OB-Kandidaten haben. Aus Kreisen der Justiz verlautete bereits vor einigen Tagen, dass es weitere Ermittlungen „im Fall Genenger" gibt, und auch „Herr Hünner weiter ein interessanter Gesprächspartner bleibt." Über den Tod der jungen Frau hinaus soll Hünner angeblich auch zu den beiden toten Kindern befragt werden, die, wie bereits berichtet, am Bökelberg und im Hauptquartier gefunden wurden. Diese Annahme wird von der Justiz allerdings weder bestätigt noch dementiert.
„Zum Wohle der Stadt und der Partei können wir nicht mit einem Kandidaten in den Wahlkampf gehen, der sich nicht unbelastet einzig in den Dienst der Sache stellen kann", meinte Pausen während der improvisierten Pressekonferenz in der KFM-Zentrale. Weiter erklärte er den wartenden Journalisten: „Wir sind sicher, in Karsten Mösges einen Mann gefunden zu haben, der uns weiterhelfen kann. Karsten Mösges ist schon lange Mitglied unserer Partei und genießt das volle Vertrauen der gesamten KFM. Karsten Mösges wird unsere Politik an die Spitze der Stadt bringen. Wir werden entscheidend dazu beitragen, dass sich Mönchengladbach in die richtige Richtung entwickelt."
Die Kritik, dass Mösges einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt und politisch weitgehend unerfahren ist, mochte Peter Pausen nicht gelten lassen: „Sie müssen bedenken, dass er als Beigeordneter eine profunde Kenntnis der Verwaltungsabläufe hat. Außerdem wird er als Oberbürgermeister die künftigen Aufgaben, besonders im Bereich der Stadtentwicklung, hervorragend bewältigen. Ich erinnere nur daran, dass er von Anfang an in die Verhandlungen mit der IEA über das wichtigste Leuchtturmprojekt dieser Stadt eingebunden ist."
Sowohl CDU, FDP, SPD, Grüne als auch FWG geben an, dass die neue politische Situation keinerlei Einfluss auf ihre Strategie im Kampf um den Posten des OBs hat. So meinte SPD-Franktionschef Lothar Reine: „Unsere Position ist klar, wir haben immer schon gesagt, dass es zum jetzigen OB keine Alternative gibt. Ob der KFM-Kandidat nun Hünner heißt oder Mösges, für uns spielt das keine Rolle." Zu den laut gewordenen Vorwürfen gegen Hünner wollte er nicht Stellung nehmen, ebenso wenig die Fraktionsvorsitzenden der anderen Parteien. Unisono heißt es: „Das ist allein Sache der Ermittler. Schlimm genug, dass damit unsere Stadt in die Schlagzeilen gerät. Etwas Vergleichbares hat es in Deutschland bisher noch nicht gegeben."
Die Parteispitze der KFM hat Hünner übrigens abgesetzt, ohne den Unternehmer von ihrer Absicht zu unterrichten. Der frisch geschasste OB-Kandidat war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In seinem feudalen Büro im Nordpark lief lediglich der Anrufbeantworter. Offen bleibt, ob am Ende die Kommunale für Mönchengladbach nicht doch durch die Vorgänge um ihren Spitzenkandidaten ins Schlingern gerät. Womöglich kommt die Trennung von Hünner schon zu spät.
»Unglaublich.« Frank ließ die Zeitung sinken. »Da kann man mal sehen, kaum ist der eine Kandidat in Ungnade gefallen, taucht schon der nächste auf. Und die Parteispitze tut so, als sei dies die natürlichste Sache der Welt. Scheint so, als habe man nur auf eine Gelegenheit gewartet, um Hünner loszuwerden.«
»Moment«, protestierte Ecki, »mal abgesehen von unseren Ermittlungen, welche Partei kann es sich leisten, einen Mann wie Hünner an vorderster Linie stehen zu haben? Das fällt doch auf alle zurück. Ich kann verstehen, dass die sich von Hünner getrennt haben.«
»Du klingst wie ein Politiker.«
»Quatsch. Du weißt schon, wie ich das meine.« Ecki lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und legte seine Hände auf seinen Bauch.
»Was mag Hünner dazu sagen, dass sie ihn demontiert haben?«
»Er wird das mit einem Lächeln aussitzen.« Ecki nickte vielsagend.
»Meinst du?«
»Jedenfalls wird die Sache immer bunter. Wenn ich daran denke, dass Mösges angeblich Bilder nackter Spieler verkauft haben soll – so einer will nun Oberbürgermeister werden?« Ecki schüttelte den Kopf. »Sachen gibt’s. Ich versteh die Welt nicht mehr.«
»Noch wissen wir gar nicht, ob
Weitere Kostenlose Bücher