MK Boeckelberg
Gast zu, der mit seiner weiblichen Begleitung das Lokal verlassen wollte.
»Hören Sie, das geht so nicht. Sie können mich nicht die Arbeit alleine machen lassen und dann unschuldsvoll die Hände heben, wenn es Probleme gibt. Begreifen Sie doch, mir sind derzeit die Hände gebunden.«
»Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden.« Hünners Gesprächspartner lächelte ihn freundlich an. »Ich mache Sie fertig, hier und jetzt, wenn Sie nicht spuren. Das kostet mich nur einen Anruf.«
Hünner versuchte zu protestieren. Allerdings war er nur zu einem schwachen »Bitte« fähig.
»Hünner, ich denke, ich kann Sie für diesen Job nicht gebrauchen. Sie sind ein Weichei. Wenn Sie nicht in der Lage sind, in den nächsten 72 Stunden zu liefern, sind Sie fertig. Ich sage es Ihnen noch einmal, und ich wiederhole mich nicht gerne: Dann ist es aus mit dem Oberbürgermeister Daniel C. Hünner.« Die Stimme klang fast fröhlich.
Hünner beobachtete, wie sein Gesprächspartner seine Serviette sorgfältig zusammenlegte und dann der Bedienung winkte.
Eilfertig kam der Betreiber des Giorgio an ihren Tisch und sah die beiden über den Rand seiner Brille fragend an. »Ist etwas nicht in Ordnung, meine Herren? Oder haben Sie noch einen Wunsch?«
»Füllen Sie noch einmal die Gläser, und zwei doppelte Espresso, bitte.«
Hünner wollte protestieren, aber sein Gastgeber schob seine Bedenken mit einer Handbewegung beiseite. »Das bisschen Alkohol wirft uns schon nicht um. Im Gegenteil, da geht nachher die Arbeit gleich doppelt so leicht von der Hand, oder?«
Der Gastronom entfernte sich wortlos mit einem neutralen Nicken.
»Ich denke, wir haben uns verstanden. Sie liefern innerhalb der nächsten 72 Stunden, und wir sind weiter im Geschäft.« Hünners Gegenüber wechselte abrupt das Thema. »Gibt es schon Wahlprognosen?«
Hünner antwortete nicht direkt. Wie konnte dieser Mann so kalt lächelnd über das Schicksal anderer hinwegsehen? »Dazu ist es noch etwas zu früh. Aber wir arbeiten gerade die Kampagne detaillierter aus.«
»Ich habe schon gehört, dass Sie einen fähigen Kopf an Ihrer Seite haben. Alle Achtung.«
»Sie kennen Dirk Feusters?«
»Er hat mir in der einen oder anderen Angelegenheit schon mal geholfen. Sie haben eine gute Wahl getroffen.«
»Bis zum September ist noch viel zu tun. Aber ich werde es packen.« Hünner biss sich auf die Unterlippe.
»Ach, Hünner, das habe ich alles schon tausendmal gehört, in anderen Städten und aus anderen Mündern. Aber ich wünsche Ihnen trotzdem viel Erfolg. Denn Ihr Erfolg ist auch unser Erfolg.«
Hünner nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Sie müssen mir helfen. Bitte. Nur dieses eine Mal noch. Die Polizei war schon bei mir. Sie haben Fragen gestellt. Ich konnte sie beruhigen. Noch glauben sie die Version mit dem Fotografen. Aber ich weiß nicht, wie lange noch.«
Statt gleich zu antworten, musterte sein Gegenüber ihn lange. Hünner meinte einen Anflug von Spott in seinen Augen zu sehen. Seine Mundwinkel schienen amüsiert zu zucken. Er merkte, wie er begann, sich unter diesem Blick zu winden.
»Sie geben auch nicht auf, was? Ist Ihnen die Sache mit dem Flittchen denn wirklich so wichtig? Sie haben ja Recht, eine wirklich dumme Geschichte. Ich habe von der, nun, Unterhaltung mit der Polizei schon gehört. Immer eine aufregende Sache, nicht wahr? Sie wissen ja, dass ich beste Kontakte habe. Wie gesagt, Sie haben sich ordentlich verfranst. Und nun kommen Sie weder vor noch zurück. Hm. Und das ist genau die Position, in der ich Sie haben wollte. Sie verstehen endlich, Hünner. Ich nehme an, Ihr Betteln ist Ihr Ja zu meinem Auftrag. Also gut, Hünner, Sie bekommen was Sie wollen. Aber erst liefern Sie. Verstanden?«
Hünner nickte nur. Er wagte nicht zu fragen, welche Hilfe er bekommen würde. Er wollte es auch nicht wissen. Hauptsache, er kam aus der Sache mit Sabrina heil heraus.
»Langsam sehen Sie wieder klar, Hünner. So kenne ich Sie: Immer den Kopf hoch und die Nase im Wind. Ich wollte schon an Ihnen zweifeln. Ihre Wähler werden Sie lieben. Außerdem sind es ja vorgezogene Neuwahlen. Der politische Gegner, das ist ihr Vorteil, ist also geschwächt.«
Hünner merkte, dass er unter den Worten seines Gesprächspartners innerlich wuchs. Genau. Wenn die Sache mit Sabrina erledigt war, konnte die Wahl kommen. Was sollte dann schon noch passieren?
»Sie sind sehr großzügig.« Daniel C. Hünner deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an und erstarrte mitten in der
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