Mobbing
gegriffen haben.
Von betrieblicher Seite wurde damit alles nur Denkbare getan. Im Idealfall wird der Konflikt nun außerdem über mehrere Monate genau beobachtet, um sicherzustellen, dass er wirklich befriedet wurde.
Die psychische Befindlichkeit
Wenn der Mobbingprozess länger angedauert hat, ist damit zu rechnen, dass sich eine psychische, soziale und vielleicht auch körperliche Beeinträchtigung entwickelt hat. Der Betroffene braucht also die Möglichkeit zur Heilung.
Wichtig
Im Anschluss an Mobbing muss mit einer längeren Erholungs- und Verarbeitungsphase gerechnet werden. Diese sollte mit ärztlicher und psychotherapeutischer Unterstützung einhergehen.
Kränkungen und Enttäuschungen verarbeiten
Nehmen wir einmal an, das Mobbing wurde beendet. Es kann nun sein, dass Sie mit der Lösung zufrieden sind, vielleichthaben Sie sich aber auch mehr versprochen. Sie hatten womöglich gehofft, dass der Mobber entlassen wird, doch nun ist er immer noch im Betrieb, wenn auch in einer anderen Abteilung. Oder es waren mehrere Personen beteiligt und die Situation war so komplex, dass keine einfache Lösung zustande kam. Vielleicht hat die Geschäftsleitung sogar Ihre eigene Versetzung angeordnet, d. h., Sie mussten weichen, obwohl Sie doch eigentlich unschuldig waren. Angesichts dieser Lösung sind Sie nun empört, denn es wurde nur ein fauler Kompromiss erzielt. Das wird in vielen Fällen geschehen. Wir erinnern uns: Trotz der zahlreichen rechtlichen Möglichkeiten lässt sich Mobbing oft nur schwer beweisen. Im innerbetrieblichen Machtgefüge gibt es oft keine hundertprozentige Gerechtigkeit. Die Vorgesetzten haben Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und sind zu keiner besseren Lösung gekommen.
Ihre Enttäuschung ist jetzt verständlich und nachvollziehbar. Sie können diese Frustration und scheinbar ungerechte Behandlung durchaus mit Ihrem Vorgesetzten, Ihrem Arzt oder Therapeuten und Ihrer Familie sowie Ihren Freunden noch einmal besprechen. Dennoch müssen Sie jetzt irgendwann an einen Punkt gelangen, wo sie Abstand gewinnen und einen befriedigenden Neuanfang gestalten können. Es besteht sonst die Gefahr, dass Sie keine Ruhe finden und sich immer weiter in Gerechtigkeitsforderungen hineinsteigern. So berauben Sich einer Chance. Für einen Neuanfang muss man irgendwann die Vergangenheit hinter sich lassen. Das ist wie in einem Trauerprozess. Lassen Sie sich von Ihrem sozialen Umfeld dabei helfen und nehmen Sie sich genügend Zeit.
Beispiel
Herr G. sah irgendwann ein, dass eine gerechte Auflösung der Mobbingsituation nach seinen Vorstellungen nicht möglich war. Die Situation war sehr komplex, und einige betriebliche Interessen mussten gewahrt werden. Deshalb erschien ihm der ausgehandelte Kompromiss der Geschäftsleitung nur als halbherzig. Er akzeptierte ihn aber und machte das Beste daraus. Der Psychotherapeut von Herrn G. zeigte ihm einige Übungen zur Trauerbewältigung und zum Thema „Loslassen“. Herr G. trat außerdem einen längeren Urlaub mit seiner Familie an und nahm alte Hobbys wieder auf, die er jahrelang vernachlässigt hatte. Irgendwann gelang es ihm, genügend Abstand zu gewinnen.
Ich behaupte nicht, dass das Mobbing zu diesem Zeitpunkt bagatellisiert werden sollte. Der Betroffene ist ja tatsächlich gekränkt und erniedrigt worden. Das Ziel ist aber, dass Sie durch die Erfahrung gestärkt werden und Ihre Wunden irgendwann verheilt sind. Wenn die Mobbinghandlungen wirklich ein Ende gefunden haben, sollte es mit Hilfe Ihrer Unterstützer gelingen, über diese Erfahrung hinwegzukommen. Schwieriger wird es sicherlich, wenn Sie durch eine Versetzung aus der Schusslinie genommen wurden, noch schwieriger (aber nicht unmöglich), wenn sie nur durch eine Kündigung einen Schlussstrich ziehen konnten. In diesem Fall wird der Prozess der Heilung und Stabilisierung wahrscheinlich längere Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht sind Sie aber auch froh, alles endlich hinter sich zu wissen und einen Schlussstrich ziehen zu können.
Positive Aspekte würdigen
Mobbingopfer, die vor Ihnen diesen Prozess erfolgreich durchlaufen haben, berichten über die folgenden Aspekte, die ihnen bei der inneren Verarbeitung geholfen haben:
Erlebt zu haben, dass der ehemalige Mobber selbst irgendwann Opfer seiner Negativität wurde
In Selbsthilfegruppen erfahren zu haben, dass auch andere „starke“ Persönlichkeiten unter Mobbing litten
Die eigene Schwäche und Hilflosigkeit des Mobbers durchschaut zu
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