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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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Auf einmal wurde ihm schlecht, er übergab sich und erstickte am Erbrochenen. Kein schöner Tod, sagt man. Aber ist der irgendwann schön gewesen? Das sind Märchen. Was reden die Leute nicht alles. Und schade. Sie hätten Bibas doch wieder in die Mannschaft genommen. Er hätte noch spielen und spielen können, trinken und trinken. Gibt es doch Leute, die auf dem Rücken schlafen. Liegen da, schnarchen, und nichts passiert. Man kann auch auf die Seite gedreht liegen. Wird es einem schlecht, kann nichts Ernstes passieren. Na, allenfalls kotzt man sich das Hemd voll und den Frack, große Sache! Unangenehm natürlich, aber eine Lappalie, ich sagte es bereits.
    Auch in der Poesie verbirgt sich der Tod, leider. Sogar mehr als im Leben. Diejenigen, die Gedichte verfassen, nehmen Dinge ernst, wahnsinnig ernst, während gewöhnliche Menschen nur abwinken oder sich mit dem Finger an die Stirn tippen. Mika schrieb schlechte Verse, das aber mit Herz und Seele. Sie arbeitete bei einer Zeitung irgendwo in der Setzerei und verliebte sich in den Leiter der Literatur-Abteilung, einen gut aussehenden, begabten Windhund. Der mimte gern den Engländer, band sich jeden Tag einen neuen Schlips um und rauchte Filterzigaretten, obwohl er ein Taugenichts war. Er selbst schrieb bombastische Betrachtungen und dürftige Rezensionen, aber all das ist nicht wichtig. Mika verliebte sich also und schrieb Verse, Tag und Nacht. Die jungen Mädchen verliebten sich eines nach dem anderen in diesen Abteilungsleiter, auch wenn jedes von ihnen wusste, dass morgen schon wieder die Nächste an der Reihe war. Banal, wie er war, machte er daraus auch gar keinen Hehl. Einmal begleitete er Mika aus einem Café, lud sie dann zu sich ein, was keine Schwierigkeiten machte. Er war der zweite Mann in Mikas Leben und schon der letzte. Mika, ein Mädchen, wie Mädchen eben sind, nur diese Verse! Vierundzwanzig war sie wohl. Liebte den Halunken, selbst noch nach dieser schrecklichen Nacht. Schrieb Briefe, widmete ihm Dreizeiler. Nun begann er, ihr offen aus dem Weg zu gehen. Und Mika schrieb ihm einen weiteren Brief, bestellte ihn zu einem Treffen auf jene Pontonbrücke, die damals noch nicht eingestürzt war und ein Dutzend Menschen mit sich gerissen hatte. Am soundsovielten Juni, fünf Uhr nachmittags. Es war bereits Badesaison, aber Mika konnte nicht schwimmen, vor Wasser hatte sie panische Angst. Und schrieb trotzdem: Kommst du nicht, dann ertränke ich mich! Der Engländer wäre vielleicht gekommen, aber diesmal war er wirklich beschäftigt. Einquartiert im Hotel Neringa , bumste er energisch die Korrespondentin der Komsomolskaja Pravda , zuständig für das Baltikum und das Kaliningrader Gebiet. Eine mollige, nicht mehr ganz junge Braunhaarige. Das war schon was anderes als die dürre Mika. Hier winkte außerdem, was seine Artikel betraf, eine Verbindung nach Moskau, seinerzeit war ihm das wichtig. Wichtiger selbst als Mikas Leben. Mika wartete die siebzehn Minuten, nahm dann ihre lange, schmale Nase zwischen die Finger und schritt über den Rand der Pontonbrücke, wie man von einem Bürgersteig auf die Straße tritt. Einige Frauen sahen es, benachrichtigten sogar irgendjemanden, was nützte es noch?
    Aber am schwersten zu sterben war es damals für jene Alkoholiker, die eine gute Arbeit hatten und ein anständiges Gehalt, dazu eine Familie und die alles schätzten: das Gehalt, die Familie und die hochprozentigen Getränke. Zu diesen gehörte auch mein Studienkollege Venislovas Vaivada. Anfangs studierte er litauische Philologie, später Arbeitsökonomie, schließlich landete er in der Universitätsabteilung, welche die Wissenschaftler zu kontrollieren und zu beaufsichtigen hatte. Allein von Venislovas hingen deren Dienstreisen ab, die Termine für die Verteidigung ihrer Dissertationen und hundert andere Dinge, über die man seinerzeit nicht gern laut sprach. Mit einem Wort, hier ging es um Karrieren, akademische und auch sonstige. Und diese Wissenschaftler verhätschelten und verwöhnten den einflussreichen Mann. Ob er wollte oder nicht, man schenkte ihm Kognak ein oder erlesene Liköre, und diejenigen, die nicht tranken, führten ebenfalls entsprechende Präsente mit sich. Pralinen, das ist wahr, nahm Vaivada nicht an. Jeder erfahrene Trinker weiß natürlich, dass es heilsamer wäre, jedes Mal einen Klaren zu sich zu nehmen, nicht diese teuren Surrogate. Aber das ließen Vaivadas’ gesellschaftliche Stellung und sein Prestige nicht mehr zu. Kognak schien

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