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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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krass.«
    Joachim gab Niklas einen Klaps auf den Helm. »Zieh Leine! Und pass auf! Welche Rückkehrzeit wurde angesagt?«
    »Fünf Uhr«, sagte Niklas und verdrehte die Augen.
    »Tja, wenn die Chefin fünf Uhr sagt, kann man nichts machen.«
    »Erlaubst du eine Stunde länger? «
    »Bin ich denn verrückt? Deine Mutter zerfetzt mich!«
    »Na super«, murmelte Niklas und verließ die Wohnung. Die Tür fiel laut ins Schloss.
    Joachim zog sein Jackett aus und hängte es an die Garderobe. Den schmalen Aktenkoffer ließ er achtlos auf dem Fußboden stehen.
    »Caro?«, rief er.
    »In der Küche«, antwortete sie.
    Er ging zu ihr. Sie sah müde aus, erschöpft. Er gab ihr einen Kuss.
    »Es ist ruhig hier«, sagte er. »Paradiesisch.«
    »Er schläft seit etwa zehn Minuten. Ist das nicht ein guter Anlass, um eine Flasche Prosecco aufzumachen? Gleich nachdem er eingeschlafen ist, habe ich noch versucht, dich auf dem Handy zu erreichen, aber es war nicht eingeschaltet. Ich wollte dir sagen, dass du nicht kommen musst, wenn du nicht wirklich willst. Ich habe vorhin überreagiert, es tut mir leid, dass ich dich von der Arbeit abhalte.«
    Joachim drückte sie liebevoll an sich. »Ich habe ja nun mehr als einmal erlebt, wie sich diese Minuten abspielen, Caro. Ich muss mich nicht sonderlich anstrengen, um mir vorzustellen, was hier los war. Mach dir meinetwegen keine Gedanken!« Dann gab er ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn und sagte: »Ich guck mal kurz bei ihm rein.«
    »Er schläft bei uns im Schlafzimmer. Ich wusste vorhin nicht mehr weiter. Da habe ich mich mit ihm auf unser Bett gepackt und leise auf ihn eingeredet. Innerhalb kürzester Zeit war er eingeschlafen.«
    Joachim ging zum Schlafzimmer. Er öffnete die Zimmertür einen Spalt und sah Daniel in der Mitte des Ehebettes auf dem Rücken liegen. Die Gesichtszüge des kleinen Jungen waren entspannt. Er schlief tief und fest. Einen Augenblick lang verharrte Joachim und betrachtet e seinen Sohn, dann zog er leise die Tür wieder zu.
    »Und?« Carola stand einen Schritt hinter ihm, hatte jedoch keinen Blick auf das schlafende Kind geworfen.
    »Schläft, als könnte er kein Wässerchen trüben.«
    »Und was ist mit deinem Angebot?«
    »Mit welchem Angebot?«
    »Mit dem Angebot, dass ich mir heute eine Auszeit gönnen soll.«
    »Das steht natürlich.«
    »Prima«, sagte sie und lächelte keck, »dann geh ich jetzt mal ganz gepflegt weg.«
    »Was hast du vor?«
    »Shopping. Läuft auf Schuhkauf hinaus.«
    »Noch ein weiteres Paar?«
    »Es geht nicht um die Schuhe. Was zählt, ist die therapeutische Maßnahme.«
    »Ah, v erstehe.«
    »Daniel muss um fünf Uhr sein Gläschen Essen bekommen. Es steht neben der Spüle.«
    »Das weiß ich doch alles.«
    »Sollte ich noch nicht zurück sein, wenn Niklas nach Hause kommt, dann frage ihn bitte, ob er Hunger hat, und …«
    »Ich habe die Dinge hier im Griff«, unterbrach er. »Unsere Jungs und ich werden nachher eine Kiste Bier ver nichten und einen Porno gucken - du kannst dir also Zeit lassen, du würdest bloß stören.«
    »Wow, das klingt gut! «
    »Das wird gut«, sagte er liebevoll. »Und nun hau ab, na los, mach schon!«
    Lächelnd schlüpfte Carola in ihre offenen Schuhe, setzte ihre Sonnenbrille auf und schnappte sich ihre Handtasche, hob die Hand zum Gruß und verließ mit betont aufreizenden Gang die Wohnung.
     
    Drei Stunden später schlief Daniel noch immer. Es schien tatsächlich so, als ob er einiges an verlorenem Schlaf nachzuholen hätte. Joachim warf noch einen Blick auf seinen Sohn, dann lehnte er die Schlafzimmertür an und ging ins Badezimmer. Dort nahm er die Wäsche aus dem Trockner und ließ sie in den Wäschekorb fallen, legte sie dann, nach Zimmern und Schränken geordnet, in kleinen Stapeln zusammen. Er brachte Niklas’ Kleidungsstücke in dessen Zimmer und verstaute sie in den entsprechenden Fächern und Schubladen. Dann schnappte er sich Daniels Sachen.
    Als Joachim Daniels Zimmer betrat, sah er, dass das kleine Bett nicht gemacht war. Er verstaute die Wäsche in dem bunten Schrank, ging zum Kinderbett, strich das Fell glatt und stellte die beiden umgekippten Stofftiere, einen Teddybären, den seine Mutter Daniel geschenkt hatte, und einen Elefanten, ein Geschenk seiner Schwägerin, wieder auf. Er schüttelte das Kissen, das Daniel als Bettdecke diente, kräftig aus. Dabei stieß er versehentlich gegen das Mobile. Erschrocken fuhr er zusammen und sah an die Zimmerdecke. Die Holzfiguren tanzten wild hin

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