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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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eine wundersame Verbindung eingegangen sind.
    Kennengelernt haben wir uns allerdings erst, als wir fünf Jahre alt waren, also ist das rein metaphorisch gemeint, sonst wären wir ja beide tot.
    Was ich sagen will: Wir sind ein Herz und eine Seele. Wir sind ein und dieselbe. Wir sind wie ein perfekter Bewusstseinsstrom, wir haben uns noch nie gestritten.
    Wir arbeiten perfekt zusammen, in bedingungsloser Synergie. Wie zwei Delfine in Sea World, die exakt im selben Augenblick hochspringen und einander den Ball zuspielen. Egal. Nat macht einen Schritt ins Zimmer, sieht mich an, hält inne und stemmt die Hände in die Hüften.
    Â»Guten Morgen«, krächze ich unter den Decken und dann fange ich an, heftig zu husten. Menschlicher Husten ist im Allgemeinen hundert Stundenkilometer schnell, und ohne eitel sein zu wollen, möchte ich doch behaupten, dass meiner mindestens hundertzehn oder hundertfünfzehn erreicht. Es ist ein richtig schlimmer Husten.
    Â»Vergiss es«, fährt Nat mich an.
    Ich höre auf zu husten und sehe sie mit großen fragenden Augen an. »Hm?«, meine ich unschuldig. Und dann fange ich wieder an zu husten.
    Â»Ich meine es ernst. Vergiss es ganz einfach.«
    Ich habe keine Ahnung, was sie meint. Von dem Fieber ist sicher mein Gehirn angeschwollen.
    Â»Nat«, sage ich schwach, schließe die Augen und lege die Hand an die Stirn. Ich glaube, ich bin an etwas ganz Schrecklichem erkrankt. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Eine leere Hülse. »Ich habe schlechte Nachrichten.« Und dann schlage ich ein Auge auf und linse im Zimmer herum. Nat hat immer noch die Hände in die Hüften gestemmt.
    Â»Lass mich raten«, sagt sie trocken. »Du bist krank.«
    Ich setze ein mattes, aber tapferes Lächeln auf. So ein Lächeln, wie Jane es Lizzy in Stolz und Vorurteil schenkt, als sie eine ganz böse Erkältung erwischt hat und ganz tapfer ist. »Du kennst mich so gut«, sage ich liebevoll. »Es ist, als wären wir eins, Nat.«
    Â»Und du hast völlig den Verstand verloren, wenn du glaubst, ich würde dich nicht augenblicklich an den Füßen aus dem Bett zerren.« Nat kommt ein paar Schritte näher. »Außerdem will ich meinen Lippenstift wiederhaben«, fügt sie hinzu.
    Ich räuspere mich. »Lippenstift?«
    Â»Den, mit dem du dir die Punkte ins Gesicht gemalt hast.«
    Ich mache den Mund auf und klappe ihn wieder zu. »Das ist kein Lippenstift«, sage ich mit Piepsstimme. »Das ist eine gefährliche Infektion.«
    Â»Dann hast du eine gefährliche Infektion mit Glitzereffekt, der zufällig perfekt zu meinen neuen Schuhen passt.«
    Ich rutsche noch ein bisschen weiter unter die Bettdecke, bis nur noch meine Augen rausgucken. »Infektionen sind heutzutage sehr fortschrittlich«, erwidere ich möglichst würdevoll. »Manchmal sind sie extrem reflektierend.«
    Â»Und enthalten winzige Goldplättchen?«
    Ich hebe trotzig das Kinn. »Manchmal.«
    Nat zieht die Nase kraus und verdreht dazu die Augen. »Richtig. Und dein Gesicht schwitzt weißes Talkumpuder aus, was?«
    Ich schnüffle kurz. Oh, Sch… – sugar cookies. »Wenn man krank ist, muss man unbedingt für eine trockene Umgebung sorgen«, erkläre ich ihr so lässig wie möglich. »In einem feuchten Milieu können sich leicht Bakterien entwickeln.«
    Nat seufzt wieder. »Steh auf, Harriet.«
    Â»Aber …«
    Â»Raus aus dem Bett.«
    Â»Nat, ich …«
    Â»Raus. Sofort.«
    Ich richte den Blick voller Panik auf meine Daunendecke. »Aber ich bin nicht fertig! Ich hab noch meinen Schlafanzug an!« Einen letzten verzweifelten Versuch mache ich noch. »Nat«, sage ich, indem ich eine andere Taktik einschlage und mit ernster, tiefer Stimme spreche. »Du verstehst das nicht. Was meinst du, wie du dich fühlst, wenn du dich irrst? Wie willst du damit leben? Ich könnte sterben.«
    Â»Ja, stimmt, du hast recht«, pflichtet Nat mir bei und macht noch zwei Schritte auf mich zu. »Du stirbst. Dich trennen buchstäblich nur noch zwei Sekunden vom Selbstmord, Harriet Manners. Und wenn das passiert, werde ich sehr gut damit leben können. Und jetzt steh auf, du Schaupielerin.«
    Â»Ich bin krank.«
    Â»Bist du nicht.«
    Â»Ich sterbe!«
    Â»Tust du nicht.«
    Und bevor ich was tun kann, stürzt Nat sich auf mich und reißt mir die Decken

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