Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
Vom Netzwerk:
weg.
    Schweigen macht sich breit.
    Â»Ach,Harriet«, sagt Nat schließlich traurig und zugleich triumphierend, doch darauf kann ich nun wirklich nichts mehr erwidern.
    Denn ich liege vollständig bekleidet im Bett, mit Schuhen. Und in einer Hand halte ich eine Schachtel Talkumpuder und in der anderen einen leuchtend roten Lippenstift.

3
    O kay, ich habe also ein bisschen gelogen. Genauer gesagt, zwei Mal.
    Nat und ich harmonieren ganz und gar nicht miteinander. Wir sind definitiv eng befreundet, und wir verbringen definitiv unsere ganze Freizeit miteinander, und wir lieben uns heiß und innig, aber es gibt jetzt, da wir fast erwachsen sind, doch den einen oder anderen Augenblick, wo unsere Interessen und Vorlieben ein ganz kleines bisschen auseinanderdriften.
    Oder eher, nun ja – ein ganzes Stück.
    Was uns nicht daran hindert, unzertrennlich zu sein. Wir sind beste Freundinnen, weil wir uns gegenseitig oft zum Lachen bringen – einmal hat Nat so gelacht, dass ihr der Orangensaft aus der Nase spritzte (auf den weißen Teppich ihrer Mutter – wir haben dann ziemlich schnell aufgehört zu lachen). Und weil ich mich daran erinnere, wie sie mit sechs im Ballettsaal auf den Boden gepinkelt hat, und weil sie der einzige Mensch in der Welt ist, der weiß, dass auf der Innenseite meiner Kleiderschranktür immer noch ein Dinosaurier-Poster hängt.
    Aber in den letzten zwei Jahren hat es definitiv hier und da Punkte gegeben, wo unsere Wünsche und Bedürfnisse … ein klein wenig aneinandergeraten sind.
    Was der Grund ist, warum ich behauptet habe, ein wenig kränker zu sein, als ich mich heute Morgen gefühlt habe (nämlich gar nicht besonders krank).
    Genau gesagt: Mir geht’s großartig.
    Und es ist auch der Grund, warum Nat ein wenig bissig zu mir ist, als wir so schnell, wie meine Beine mich tragen, zum Schulbus rennen.
    Â»Weißt du«, sagt Nat und seufzt, als sie zum zwölften Mal stehen bleiben muss, damit ich aufholen kann, »manchmal finde ich dich einfach unglaublich, Harriet. Letzte Woche habe ich mir mit dir diesen dämlichen Dokumentarfilm über die Russische Revolution angesehen, und der hat ungefähr hundert Stunden gedauert. Da ist doch das Mindeste,was du tun kannst, an diesem Schulausflug teilzunehmen, um mit mir zusammen einen Blick hinter die Kulissen der Modeindustrie zu werfen und Textilien aus Konsumentenperspektive zu betrachten.«
    Â»Shoppen«, schnaufe ich und halte mir die Seiten, um nicht auseinanderzubrechen. »Man nennt es Shoppen.«
    Â»Das steht so nicht auf dem Handzettel. Egal. Es ist ein Schulausflug: Irgendwas Pädagogisches muss dran sein.«
    Â»Nein«, keuche ich, »ist es nicht.« Nat bleibt wieder stehen, damit ich sie einholen kann. »Es ist nur shoppen.«
    Und – um fair zu sein – glaube ich, da habe ich nicht ganz unrecht. Wir fahren zur Clothes Show Live nach Birmingham. Die vermutlich so heißt, weil man sich dort Klamotten ansehen kann. Live. In Birmingham. Und man kann die Klamotten kaufen. Und danach mit nach Hause nehmen.
    Was man normalerweise shoppen nennt.
    Â»Das wird lustig«, sagt Nat ein paar Meter vor mir. »Die haben da alles, Harriet. Alles, was man sich nur wünschen kann.«
    Â»Ehrlich?«, frage ich sarkastisch, was mir schwerfällt, denn inzwischen laufe ich so schnell, dass mein Atem anfängt zu pfeifen. »Etwa auch einen Triceratops-Schädel?«
    Â»Nein.«
    Â»Ein lebensgroßes Modell des ersten Flugzeugs?«
    Â»â€¦ Wahrscheinlich nicht.«
    Â»Oder ein Manuskript von John Donne, zu dem sie kleine weiße Handschuhe reichen, damit man es wirklich anfassen kann?«
    Â»John Wie-bitte?«, fragt Nat mit einem kleinen Schnauben, und dann denkt sie darüber nach. »Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sie so etwas haben«, räumt sie ein.
    Â»Dann haben sie nicht alles, was ich mir wünschen kann, oder?«
    Wir sind endlich am Bus, und ich verstehe es einfach nicht: Wir sind beide dieselbe Entfernung gelaufen, wir haben beide dieselbe Energie verbraucht. Ich bin kleiner als Nat, also muss ich weniger Masse bewegen, in derselben Geschwindigkeit (im Durchschnitt). Und doch schnaufe ich – gegen alle Gesetze der Physik – mit hochrotem Kopf, während Nat nur ein wenig glüht und immer noch ganz entspannt durch die Nase ausatmen kann.
    Manchmal ist Naturwissenschaft einfach vollkommen

Weitere Kostenlose Bücher