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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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blödsinnig.
    Panisch hämmert Nat an die Bustüren. Wir sind – dank meiner ausgezeichneten Schauspielkünste – wirklich ziemlich spät dran, und es sieht beinahe so aus, als würde die Klasse ohne uns abfahren. »Harriet«, fährt Nat mich an und dreht sich zu mir um, als die Türen dieses schmatzende Geräusche von sich geben, als würden sie küssen. »Zar Nikolaus II. wurde 1917 von Lenin gestürzt.«
    Ich blinzle überrascht. »Ja«, sage ich, »stimmt.«
    Â»Glaubst du wirklich, das würde mich interessieren? Nein. Genau. Es gehört nicht mal zu unserem Prüfungsstoff. Ich hätte es nie erfahren müssen. Jetzt bist du dran, ein paar verdammte Schuhe in die Hand zu nehmen und Ah und Oh für mich zu sagen, denn Jo hat Garnelen gegessen, und weil sie allergisch ist auf Garnelen, ist sie krank geworden und konnte nicht mitkommen, und ich sitze nicht sieben Stunden allein in einem Bus. Okay?«
    Nat atmet tief durch, und ich senke den Blick beschämt auf meine Hände. Sie hat recht. Ich bin eine sehr selbstsüchtige Person.
    Ich bin auch eine sehr funkelnde Person: Meine Hände sind mit winzigem Goldflitter bedeckt.
    Â»Okay«, sage ich leise. »Tut mir leid, Nat.«
    Â»Ich verzeihe dir.« Die Bustüren gleiten endlich auf. »Und jetzt steig in diesen Bus und tu wenigstens für einen Tag so, als hättest du das winzigste, allerkleinste Fünkchen Interesse an Mode, okay?«
    Â»Okay«, antworte ich, und meine Stimme wird noch leiser.
    Denn, falls ihr es noch nicht begriffen habt, dann will ich euch jetzt verraten, was Nat und mich trennt:
    Ich habe noch nicht einmal das winzigste, allerkleinste Fünkchen Interesse an Mode.

4
    O h, bevor wir in den Bus steigen, wollt ihr vielleicht ein bisschen mehr über mich erfahren.
    Vielleicht auch nicht. Vielleicht denkt ihr: Erzähl einfach weiter, Harriet, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Annabel sagt das dauernd. Erwachsene haben, soweit ich es überblicke, selten den ganzen Tag Zeit.
    Egal, wenn ihr – wie ich – beim Frühstück den Text auf Müslischachteln und im Bad das Kleingedruckte auf Shampooflaschen lest und den Busfahrplan studiert, auch wenn ihr längst wisst, wann der Bus fährt, dann folgen hier noch ein paar Informationen:
    1. Meine Mutter ist tot. Das ist normalerweise der Teil, wo die Menschen komisch gucken und davon anfangen, dass es nach Regen aussieht, aber da ich drei Tage alt war, als sie starb, vermisse ich sie so in der Art, wie man Figuren aus einem Roman liebt. Es fühlt sich unwirklich an.
    2. Ich habe eine Stiefmutter, Annabel. Sie und mein Vater haben geheiratet, als ich sieben war. Sie lebt und sie ist Anwältin. (Ich muss diese beiden Eigenschaften so deutlich hervorheben, denn ihr würdet nicht glauben, wie oft sich meine Eltern über diese beiden Tatsachen streiten. »Ich lebe«, schreit Annabel dann. »Du bist Anwältin«, schreit mein Vater zurück. »Wen willst du auf den Arm nehmen?«)
    3. Mein Vater ist im Marketing tätig. »Nicht in der Werbung«, sagt Annabel immer auf Dinnerpartys. »Ich schreibe Werbung«, erwidert mein Vater dann jedes Mal frustriert. »Ich stecke so tief in der Werbung, wie man drinstecken kann.« Und an dem Punkt stampft er immer davon, um sich in der Küche noch ein Bier zu holen.
    4. Ich bin ein Einzelkind. Dank meiner Eltern bin ich zu einem einsamen Leben verdammt und werde nie jemanden haben, mit dem ich mich auf dem Autorücksitz kabbeln kann.
    5. Nat ist nicht nur meine beste Freundin. Sie hat sich diesen Titel selbst gegeben, obwohl ich gesagt habe, das sei ein bisschen überflüssig, denn sie ist auch meine einzige Freundin. Das könnte daran liegen, dass ich dazu neige, die Leute auf Grammatikfehler aufmerksam zu machen und ihnen Sachen zu erzählen, die sie nicht interessieren.
    6. Und Listen anzulegen. Wie die hier.
    7. Nat und ich haben uns vor zehn Jahren kennengelernt, als wir fünf waren, also sind wir jetzt fünfzehn. Ich weiß, das hättet ihr auch selbst rausgekriegt, aber ich kann nicht davon ausgehen, dass alle Leute gern kopfrechnen, nur weil ich es gern tue.
    8. Nat ist schön. Als wir klein waren, haben Erwachsene ihr öfter die Hand unters Kinn gelegt und gesagt: »Die hier, die wird noch eine richtige Herzensbrecherin«, als könnte sie sie nicht hören und würde nicht längst

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