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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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noch weiß Gott welche Fähigkeiten entwickelt, wenn er sich erst einmal seiner vollen Möglichkeiten bewußt ist. Natürlich gibt es dabei ein Risiko … wenn er größenwahnsinnig wird, werf ich ihn raus. Aber die Sache lohnt das Risiko. Er könnte die beste Investition sein, die das Netz jemals getätigt hat. Irgendwelche Kommentare?«
    Danny Chavasse sagte nachdenklich: »Ich glaub nicht, daß er den Kopf verliert. Die Art und Weise, wie er diesen Auftrag erledigt hat, beweist, daß er Stil besitzt. Das ist eine seltene Eigenschaft und mit Größenwahn unvereinbar.«
    Garcia grinste. »Die Mam’selle hat Stil. Du hast Stil, Danny. Von euch beiden abgesehen mangelt es dem Netz sehr an dieser Eigenschaft. Es wäre gut, einen Mann mit Stil in unserer aktiven Kampftruppe zu haben.« Er gestikulierte. »Sei nicht böse, Danny, aber du bist ein Schlafzimmerkrieger.«
    Danny Chavasse lachte. »Du hast recht, Rafael. Jedem sein Spezialgebiet.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Garcia und schaute das Mädchen hinter dem Schreibtisch mit einem scheinheilig entschuldigenden Lächeln an. »Ich bin einundfünfzig, Mam’selle, und ich habe von Anfang an mit Ihnen zusammengearbeitet, aber in ein oder zwei Jahren werde ich mich vielleicht zu alt für meinen Job fühlen. Ich kenne keinen, der sich besser zu meinem Nachfolger eignen würde. Eine gewisse Intelligenz ist dazu natürlich nötig. Aber wenn dieser verrückte Spinner Garvin sich gut anstellt, ich sage,
wenn
er sich gut anstellt, dann könnte er der richtige Mann sein.«
    Modesty Blaise zuckte die Achseln. »Wir werden sehen. Das ist noch nicht spruchreif, und du bist noch lange nicht zu alt, Garcia. Gibt es sonst noch etwas bezüglich Garvin? Wenn nicht, möchte ich über einen Industriespionagevertrag, den man uns angeboten hat, und über eine Anfrage betreffend eine einmalige Mission für den britischen Geheimdienst, die von einem hohen Tier namens Tarrant kommt, diskutieren.«
    Garcia sagte: »Es gibt keinen weiteren Kommentar, was Garvin betrifft – oh, abgesehen davon, daß ich ihm sagen werde, daß er Sie nicht mit Prinzessin ansprechen soll. Er muß Mam’selle zu Ihnen sagen, wie alle anderen.« Modesty Blaise nahm die Elfenbeinbrosche mit ihrem Siegel in die Hand und betrachtete sie abwesend.
    »Nein, mach das nicht«, sagte sie schließlich. »Er hat weiß Gott genug getan, um ein kleines Privileg in der Organisation zu verdienen. Er soll ruhig weiterhin Prinzessin zu mir sagen … aber sorg dafür, daß er der einzige bleibt.«

2
    Nachdem die junge Chinesin in dem knappen Bikini einige hundert Meter die Küste entlanggelaufen war, blieb sie stehen, drehte sich um, legte den Kopf schief und streckte die gespreizte Hand in einer fragenden Gebärde aus. Willie Garvin antwortete, indem er mehrmals einen Daumen in übertriebener Weise himmelwärts streckte, und konzentrierte sich dann wieder auf das Frisbee in seiner Hand, eine blaue, ungefähr dreißig Zentimeter breite Plastikscheibe, die in der Mitte wie ein flacher Kegel leicht angehoben war.
    Sorgfältig wog er das Frisbee nochmals in der Hand, prüfte es in all seinen Aspekten, berücksichtigte sein Gewicht, seine Form und seine aerodynamischen Eigenschaften, und versuchte, es in seiner Ganzheit intuitiv zu erfassen. Die Küste war ein dreißig Meter breiter Streifen aus goldenem Kalkstein, dem die Witterungseinflüsse von Millionen von Jahren sanfte, glatte Formen verliehen hatten. Zu seiner Rechten reflektierten die großen Klippen der Südküste Maltas die Nachmittagssonne und lenkten auch die leichte Brise etwas ab, die ihm etwas weiter seewärts von dort, wo die junge Chinesin stehengeblieben war, entgegenwehte. Zu seiner Linken fiel der flache Kalkstein jäh in einem Gewirr von schroffen Felsen steil ins Meer ab.
    Vom Land aus konnte man diesen Abschnitt der Küste nur durch Klettern erreichen, da er zu beiden Seiten von nackten Klippen begrenzt war, die ins Meer hinausragten. Sie waren in einem Motorboot hierhergekommen, das nun in einer kleinen natürlichen Bucht, die am Ostrand des Strandes in die Klippen eindrang, befestigt war, und hatten ein Picknick veranstaltet, beinahe in völliger Einsamkeit, wenn man von dem Segelboot absah, das sie in einiger Entfernung von der Küste ausgemacht hatten.
    Willie Garvin war ein stattlicher Mann mit wirrem, blondem Haar und fröhlichen blauen Augen. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren sie weniger fröhlich gewesen, aber das lag lange zurück. Seit vielen

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