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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Jahren schon blickten sie jetzt mit gelassener Freude und vergnügter Erwartung in die Welt. Willie trug im Moment nur ausgebleichte Baumwollshorts, die einen gebräunten Körper ohne überflüssiges Fett, aber auch ohne aufdringliche Muskelpakete sehen ließen. Es waren schon viele gefährliche Männer gestorben, weil sie seine Kraft und seine Schnelligkeit falsch eingeschätzt hatten.
    Als er mit der Harmonie zwischen ihm und dem Frisbee zufrieden war, blickte er auf und begann, die äußeren Faktoren abzuschätzen, die dessen Flug beeinflussen würden: die Stärke und die Richtung der leichten Brise, die kühlere Luft, auf die die Scheibe bei ihrem Flug über dem Meer treffen würde, die wärmere Luft, die von der Kalksteinküste aufstieg.
    Ohne an Konzentration nachzulassen sah Willie amüsiert, wie Molly Chen während der Wartezeit auf den Händen ging und dabei mit ihren schlanken Beinen in der Luft schlenkerte. Das war ein neuer Trick, den sie sich, ehrgeizig wie sie war, beigebracht hatte.
    Molly Chen war knapp über ein Meter fünfzig groß und wog nicht ganz fünfundvierzig Kilo. Sie war zart gebaut, aber wohlproportioniert, und Willie hatte großen Gefallen an ihrem Körper gefunden. Ihr dunkles Haar trug sie kurzgeschnitten, und ihm schien es, als wäre ihr Gesicht in den neun Jahren, seit er sie das erste Mal in Hongkong getroffen hatte, kaum gealtert. Es war ein breites, klares Gesicht mit großen, fröhlichen Augen, und Willie mochte es sehr.
    Er rollte die Zunge zwischen den Zähnen ein und stieß einen schrillen Pfiff aus. Molly kam wieder auf die Beine, nahm militärische Haltung an und salutierte parodistisch; dann hob sie beide Hände über den Kopf und wartete. Den Blick auf ihre Hände fixiert, ließ Willie Garvin seinem Unterbewußtsein den Vorrang und schleuderte das Frisbee mit einem weiten Schwung seines Armes von sich. Es stieg sanft auf, wirbelte schnell, flog in einer flachen Kurve über das Meer, begann sich zu neigen, traf auf die wärmere Luft und sank nun langsamer und gleichmäßig herab.
    Es wäre einen halben Meter vor Mollys Händen und etwas seitwärts von ihr gelandet, wenn sie nicht einen kleinen Sprung gemacht hätte, um es aufzufangen. Sie verbeugte sich formvollendet, ließ das Frisbee fallen und stand in der stolzgeschwellten Pose eines Boxchampions mit über dem Kopf erhobenen Händen da.
    So gut war’s nun auch wieder nicht, dachte Willie, aber auch nicht allzu schlecht. Und außerdem spielte das überhaupt keine Rolle.
    Als er den Schuß hörte, fühlte er sich nicht sofort alarmiert, da es gerade jene Jahreszeit war, in der viele Malteser auf der Lauer lagen, um Wachteln zu schießen, die jetzt aus ihrem Winterquartier in Nordafrika zurückkehrten. Er dachte zuerst, jemand habe auf der Spitze der Klippen mit einer Schrotflinte geschossen.
    Dann sah er, daß Molly Chen sehr schnell auf ihn zulief, und im selben Augenblick erkannte er, daß der Knall nicht von einer Schrotflinte, sondern von einer Waffe mit kleinerem Kaliber herrührte.
    Sie rief ihm etwas zu, während sie lief, und bedeutete ihm heftig, stehenzubleiben, als er ihr entgegenzulaufen begann. Willie ignorierte ihr Zeichen und sah, daß hinter der Stelle, an der Molly gestanden war, ein Mann auftauchte und über die Felsen kletterte, die das Meer einfaßten. Er trug Jeans, ein graues Hemd und eine Jockeymütze. Hinter ihm erschien ein zweiter Mann in einem Marineanzug, aber ohne Kopfbedeckung. Der erste Mann trug etwas in der Hand, etwas, das in der Sonne metallisch glitzerte. Als Willie die junge Chinesin erreichte, blieb der Mann stehen, legte den Lauf der Pistole auf seinen Unterarm und feuerte erneut.
    »Lauf weiter«, rief Willie und schwang sich in der Drehung hinter Molly, um ihr beim Laufen Deckung zu geben. Eine Handfeuerwaffe mit langem Lauf. Oder vielleicht eine Ruger Blackhawk oder etwas Ähnliches, überlegte Willie. Aber die Schüsse waren weit daneben gegangen, wie zu erwarten war. Sechzig Meter war eine absurde Reichweite für einen durchschnittlichen Schützen mit einer durchschnittlichen Pistole. Das Pech war nur, sagte sich Willie wütend, daß es nicht bei sechzig Metern bleiben würde. Das Ende dieses felsigen Strandes war nicht weit, und dahinter gab es nichts, wohin man flüchten konnte. Nur die Klippen hinauf oder ins Meer, was beides tödlich war.
    Der Mann mit der Pistole würde sie erreicht haben, bevor sie die Klippen zehn Meter hinaufgeklettert waren. Und ganz in der Nähe an der

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