Modesty Blaise 13: Bellman (Kurzgeschichte von Cobra Trap)
prustenden Lachen.
»Genial. Die Geschichte wird die Runde machen und andere davon abhalten, sich mit unseren Leuten anzulegen.« Garcia erhob sich und ging zum Fenster, seine Heiterkeit verschwand. Er drehte sich um und sah Willie besorgt an. »Aber jetzt muss ich über eine ernste Angelegenheit mit dir reden.«
Willie erstarrte. »Ich hab’ mir doch nichts zu Schulden kommen lassen, Mr. Garcia? Mam’selle wird mich doch nicht rausschmeißen?«
»Mein Gott, nein.« Garcias Spannung löste sich. Von Modesty Blaise verstoßen zu werden, war das Einzige auf der Welt, vor dem Willie sich fürchtete. »Okay, ich werde mit dem guten Teil anfangen und mir den schwierigen für später aufheben. Du weißt, wir haben einen Jahrestag zu feiern?«
Willie zögerte. »Ja, vor einem Jahr hat mich Mam’selle aufgenommen, aber ich habe nicht gedacht, dass sich irgendwer daran erinnert.«
Garcia lachte kurz. »Alle ihre Spitzenleute tun es. Es war ein Glückstag für das
Netz
.«
Willie entspannte sich und atmete erleichtert aus. »Es war ein noch glücklicherer Tag für mich, Mr. Garcia.«
»Ich weiß. Aber du hast dich gut gemacht, Willie. Verdammt viel besser als nur gut, und Mam’selle ist sich dessen bewusst. Wenn Action angesagt ist, dann bist du ihre erste Wahl, aber wie sie hast du auch was im Kopf, und darauf kommt es an.«
Er sah Willie für ein paar Sekunden durchdringend an. »Es ist merkwürdig. Ich habe gedacht, dass ein paar ihrer Spitzenleute eifersüchtig werden könnten, als du deine Position ausgebaut hast – Leute wie Krolli, Nedic, Sammy Wan, die schon von Anfang an dabei sind.«
Garcia schüttelte den Kopf. »Aber dem war nicht so. Sie achten dich, Willie, und sie mögen dich auch, und wir sind Männer, die sehr wählerisch bei der Auswahl ihrer Freunde sind.« Er zuckte die Schultern begleitet von einer kleinen Handbewegung. »Vielleicht ist es auch deswegen, weil du sie achtest und immer zurückhaltend warst und damals die Situation nicht ausgenutzt hast, als du Saafi während des Bandenaufruhrs unten in El Golea erledigt hast, als er sie mit seiner Uzi wegblasen wollte. Vielleicht aber auch nur deshalb weil sie wissen, dass du einer
ihrer
Leute bist, so wie sie auch. Das zählt bei uns, Willie.«
Garcia ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Er fuhr freundlich fort, »Ich vermute, dass sie deswegen angeordnet hat, dass du von nun an mit mir im Team zusammenarbeitest.
Wir
sind nun ihre rechte Hand, du und ich.«
Willie starrte ihn an. »Ich? Mit Ihnen, Mr. Garcia?«
»Das hat sie gesagt, und das möchte ich auch. Und jetzt hör’ auf mich Mister zu nennen. Mein Name ist Rafael. Rafa für dich, okay?«
Willie strich sich durch das Haar. »Und sie, ahm, du meinst, dass ich dem gewachsen bin?«
»Ja. Und was wichtiger ist, Mam’selle glaubt es, also du wirst es verdammt noch mal auch sein, verstanden.«
»Natürlich… ja, wenn sie das sagt. Was ist mit Krolli und den anderen?«
»Sie haben darüber nicht zu entscheiden, Willie. Aber ich habe es ihnen mitgeteilt und sie freuen sich. Es ist gut für das
Netz
, und alle werden davon profitieren. Es ist unser Leben. Oh, und mach’ dir wegen des Papierkrams keine Sorgen.«
Garcia beschrieb mit seinen Händen den Raum. »Ich werde mich um die ganze Verwaltung kümmern und das Büropersonal. Du wirst dich um das Training, die Planungen und Operationen kümmern, natürlich unter der Aufsicht von Mam’selle.«
Willie stand auf und schritt durch das große Büro und zurück zum Schreibtisch. »Rafa… ?«
»Das bin ich. Was ist.«
»Ich nehme an, du hast ein gutes Wort für mich eingelegt. Danke.«
Garcia grinste. »Im eigenen Interesse. Ich habe nur ihrer Meinung zugestimmt, das war’s.« Er wurde ernst. »So und jetzt kommt der schwierige Teil und dafür wir müssen ein paar Jahre zurückdenken. Hast du gewusst, dass Moulay eine Tochter hatte?«
Moulay war der Mann, der für Modesty Blaises Haus, das
Pendragon
, über den Hügeln westlich von Tanger verantwortlich war, eine Mischung aus Küchenchef, Butler und Mädchen für alles mit zwei oder drei weiteren Bediensteten, die aber außerhalb wohnten. Willie schüttelte den Kopf über Garcias überraschende Frage. »Ich habe nicht einmal gewusst, dass er verheiratet war.«
»Seine Frau ist vor ein paar Jahren gestorben. Als Mam’selle das
Pendragon
gekauft und Moulay eingestellt hat, hat sie auch seine Tochter als persönliches Hausmädchen mitaufgenommen. Sie hieß Lisette, sie war
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