Modesty Blaise 13: Bellman (Kurzgeschichte von Cobra Trap)
geben.«
Als zwanzig Minuten später die Maschinen angeworfen waren, war das Mädchen in Bellmans Kabine, ihren Kopf auf ihre Arme gelegt, am Einschlafen und emotional ausgedörrt. Als das Schiff rüttelte hob sie kurz den Kopf und ließ ihn gleich wieder zurücksinken; sie war nicht fähig, sich Gedanken zu machen über das, was vor sich ging. Hinter ihr öffnete sich die Tür und schloss sich wieder. Sie sagte schlaftrunken, »Was gibt’s jetzt, Burerra?«
Eine männliche Stimme mit Cockney-Akzent antwortete.
»Nichts besonderes.«
Sie setzte sich langsam auf und erblickte Modesty Blaise und Willie Garvin. Beide zerschunden und aufgelöst, sie mit ihrem bis über die Hälfte ihrer Schenkel abgeschnittenen Rock, er in seinem einmal weißen Hemd und seinem verschmutzten Smokingjackett. Beide trugen die Waffen der Männer, die ausgesandt worden waren, sie umzubringen. Noch immer stumm vor Schrecken zeigte Sandra nur wenig Überraschung.
Sie blickte von einem zum anderen und sagte dann langsam, »Sie werden es mir nicht glauben, und es ist mir auch egal, aber ich bin… erleichtert.«
Modesty wies mit ihrem Kopf in Richtung auf die Person in der Koje. »Wegen Bellman?«
»Nein. Er ist in Freude gestorben.«
Modesty und Willie tauschten Blicke, dann ging sie zur Koje und legte zwei Finger an Bellmans Halsschlagader. Kurz darauf zog sie das Laken über sein Gesicht.
Sandra sagte, »Er glaubte, dass ihr tot seid, als er die Schüsse hörte. Dann starb er zufrieden.«
Modesty setzte sich an den Tisch und rieb ihr verletztes Knie. Ein Ärmel ihres Hemdes war zerrissen und Blut war an ihrem Arm. »Ich missgönne es niemandem«, sagte sie. »Nicht einmal ihm.«
Sandra fragte, »Die anderen… haben Sie sie getötet?«
»Nein. Wir haben ihnen ein Ruderboot dagelassen. Wenn sie westwärts rudern, erreichen sie die Küste Schottlands.«
Sandra nahm das alles langsam in sich auf, versuchte zu verstehen, aber es war zu viel für sie und sie beließ es dabei. Ohne auf Bellmans Koje zu sehen, sagte sie, »Am Ende wurde er wahnsinnig. Er schwatzte von Dingen… wie Kindern an die Nadel bringen.« Sie zitterte und Tränen liefen ihr über ihre Wangen. »Also war es doch wahr. Er… er hat das wirklich getan?«
Willie sagte, »Es gibt keinen, der in diesem Geschäft schlimmer war als Bellman. Deshalb haben wir ihn aus dem Weg geräumt.«
Für einen Moment stieg Wut in ihr auf. »Wer hat
euch
das Recht gegeben?«
Modesty sagte leidenschaftslos, »Ungefähr zehntausend Junkies im allgemeinen und ein junges Mädchen, das von ein paar von ihnen umgebracht wurde, im speziellen.«
Sandras Zorn verrauchte und sie wischte sich mit den Fingern die Tränen von den Wangen. »Ich habe es nicht gewusst«, flüsterte sie. »Er war immer so gut zu mir. Immer.«
Modesty zuckte müde die Achseln. »Vielleicht braucht man etwas oder jemanden, wenn man Menschen in dieser Größenordnung zerstört, um sich abzulenken.«
Sandra holte tief Luft, um zu Kräften zu kommen. »Ja, so etwas hat er auch gesagt.« Sie schaute beide an. »Was geschieht nun? Mit mir?«
Modesty stand mit ihrem Karabiner auf und ging etwas steif zur Tür. Dort blieb sie eine Weile stehen und blickte auf das Mädchen zurück, sie tat ihr leid. »Was nun geschehen wird, ist dein Problem. Wir haben nichts gegen dich. Vielleicht wäre es gut, wenn du für einige Zeit weggehst, dich in die Sonne legst und nachdenkst, wie du ein neues Leben beginnst. Nicht einfach, aber wahrscheinlich wird dir Bellman ein kleines Polster hinterlassen haben.« Sie schaute Willie an. »Ich gehe jetzt und funke Weng an. Er kann ein paar Kleidungsstücke für uns heraussuchen, nach Glasgow fliegen und uns in Greenock treffen.«
Sie winkelte behutsam ihren aufgeschürften Arm an.
»Manchmal habe ich genug davon, Haut zu verlieren. Doch diesmal können wir Tarrant nicht die Schuld geben.« Sie öffnete die Kabinentür und sagte, »Kümmere dich um sie, Willie.«
Als sich die Tür geschlossen hatte, war es still. Sandra hatte ihre Fingerknöchel an die Wangen gepresst, ihr leichtes Zittern wurde unterbrochen von Weinkrämpfen, die sie zu unterdrücken versuchte. Willie nahm ein unbenutztes Laken und legte es ihr um die Schultern. Sie murmelte etwas wie Danke, aber rührte sich nicht. Er sagte, »Komm, Sandra, du kannst hier nicht bleiben. Wir sollten in deine Kabine gehen und ich werde einen Brandy aufmachen und einen Kaffee kochen.«
Sie legte die Hände auf den Tisch und schaute verwirrt
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