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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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worden war. Bald erhielt er die Bestätigung: Cora war vor Jahren am Unterleib operiert worden.
    Der Staatsanwalt triumphierte. Auch wenn der Täter noch verschwunden blieb, sein Opfer schien tatsächlich identifiziert zu sein.
    Doch Dr. Pepper war nicht so optimistisch wie Muir. Jahrzehntelange Erfahrung als Pathologe hatte ihn skeptisch gemacht. Oft trügt der erste Augenschein, spätere Untersuchungen können ihn widerlegen. Pepper konnte nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass das Hautstück aus dem Unterleib stammte und die Hautveränderung tatsächlich eine Operationsnarbe war. In einer solchen Situation letzten Zweifels war es für einen ehrbaren Mediziner wie Pepper selbstverständlich, einen Kollegen hinzuzuziehen, der über Gewebestrukturen mehr wusste als er.
    Dieser Kollege war Dr. Spilsbury, ein Schüler Peppers. Spilsbury beschäftigte sich schon lange mit histologischen Untersuchungen, die er - damals noch mit Hilfe allein des Mikroskops - als einer der ersten englischen Forscher betrieb. Spilsbury galt damals bereits auch als Spezialist für Narben.
    Gemeinsam begannen Pepper und Spilsbury, das Hautstück Millimeter um Millimeter, besonders aber die vermutliche Narbe, zu untersuchen. Sie mussten unwiderlegbar beweisen, dass das Hautstück aus der Bauchdecke stammte und die Veränderung eine Operationsnarbe war. »Ein Beweis ließ sich nur so führen«, schrieb J. Thorwald in seinem Bericht über den Fall Crippen, »dass man an der Haut Muskel- oder Sehnengewebe fand, das bezeichnend für die Bauchdecke des Unterleibs zwischen Scham und Nabel war. Es handelte sich vor allem um den Rectus-Muskel der Bauchdecke, um einige breitflächige Sehnen ... sowie kleinere Muskel, die mit dem Rectus-Muskel in Verbindung standen. In tagelangem Präparieren, Mikroskopieren und Vergleichen mit Schnitten durch normale Bauchdecken konnte Spilsbury tatsächlich den Beweis führen, dass das Hautstück den mittleren Teil des Unterleibs bedeckt hatte.«
    Noch komplizierter war es, die Hautveränderung als Teil einer Operationsnarbe am Unterleib zu bestimmen. Im Unterschied zu normalem Hautgewebe, das Haarbälge und Talgdrüsen besitzt, finden diese sich an einer Narbe nicht mehr. Die mikroskopische Untersuchung der Hautveränderung bestätigte das. Es war also die vermutete Operationsnarbe. Doch dann entdeckte Spilsbury am Rand der Narbe dennoch einige Talgdrüsen. Schon fürchtete Pepper, die Bestimmung sei damit in Frage gestellt. Doch Spilsbury beruhigte ihn: »Sie wissen doch, vernähen wir eine Operationswunde, wird oft ein Stück Haut umgeschlagen und mit vernäht, es verwächst dann mit der Narbe.«
    Tatsächlich fanden sich dann an dieser Stelle noch Spuren der Nadel, die die Wunde vernäht hatte.
    Auch der Toxikologe Dr. Willcox konnte nach langwierigen Tests schließlich mit einem Ergebnis aufwarten. Die Analyse der betreffenden inneren Organe ergab eine Vergiftung durch das Pflanzengift Hyoscincyanid. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen brachten den Beweis, dass Crippen kurz vor Coras Tod bei einer pharmazeutischen Firma das Hyoscin gekauft hatte, und zwar weit mehr als eine tödliche Dosis.
    Während die modernsten chemischen und medizinischen Erkenntnisse die Ermordung Cora Crippens bewiesen hatten, sollten auch die Fahndung nach dem Täter und seine Ergreifung durch eine neue technische Erfindung erfolgen. Auf der Entdeckung der Radiowellen durch Hertz 1880 fußend, entwickelten französische, britische, russische und italienische Physiker die Übermittlung dieser Wellen ohne Kabel, die drahtlose Telegraphie. Zu Crippens Pech und zum Glück für die Polizei besaß der Passagierdampfer MONTEROSE, mit dem das flüchtige Paar nach Kanada reiste, bereits ein Funkgerät. Und so empfing der Kapitän die von Scotland Yard auch telegraphisch verbreitete Suchmeldung nach Dr. Crippen und Ethel le Neve. Dem Kapitän waren die beiden »Robinsons« schon zuvor aufgefallen. Ethels Tarnung als Mann musste sehr unvollkommen sein, denn der Kapitän war sich ziemlich sicher, der junge Robinson sei eine Frau. Die beiden schienen ein Liebespaar zu sein. Der Kapitän funkte seinen Verdacht an seine Londoner Reederei, die Scotland Yard informierte. Dew forderte über Funk den Kapitän auf, die beiden festzunehmen und getrennt einzusperren.
    Mit einem Mitarbeiter begab sich Dew auf einen Schnelldampfer, der noch vor der MONTEROSE Quebec erreichte. Dort verhaftete Dew den Doktor und seine Geliebte und brachte sie nach London

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