Moerderische Familienbande
sich und blickte uns an, was Trinity veranlasste, sich ebenfalls wieder niederzulassen. „Sie müssen die Leiche nicht identifizieren, Trinity.“
„Warum nicht?“
„Sie sagten, das wäre nicht nötig.“
„Laut Trinity wollte Meg, dass man sie verbrennt“, sagte ich. „Und sie über die Mobile Bay verstreut. Ich denke mir das hübsch, Schwesterherz, du nicht? Über die Mobile Bay verstreut zu werden?“
„Sehr hübsch“, pflichtete mir Schwesterherz bei.
Trinity stand auf. Sie sah gewaltig aus, wie sie da am Fenster stand und auf Schwesterherz hinunterblickte. „Warum muss ich die Leiche nicht identifizieren?“
„Weil das schon jemand anders erledigt hat“, sagte Schwesterherz.
„Aber wer?“
„Na ja, ich denke, sie haben mir den falschen Namen genannt.“
Trinity Heß sich Schwerin den Hundesessel sinken. „Bob-by Haskins. Dieser Bastard Bobby Haskins, richtig?“
Mary Alice nickte. „Die irren sich bestimmt.“
Trinity schloss die Augen und lehnte sich in den Sessel zurück. Schwesterherz und ich sahen uns nervös an.
„Ist alles okay mit ihr?“, flüsterte ich stumm.
Mary Alice zuckte die Schultern. Wir saßen mehrere Minuten stumm da; jedenfalls kam es uns so vor.
„Trinity?“, sagte Mary Alice schließlich. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Natürlich. Mir geht es gut. Ich denke nur nach.“
„Nun, in der Zeit, in der Sie nachdenken, machen Patricia Anne und ich ein paar Sandwichs fertig. Mögen Sie Geflügelsalat drauf? Mit fettarmer Mayonnaise. Oder Frischkäse mit Oliven? Der Käse ist ebenfalls fettarm; bei den Oliven ist, glaube ich, nichts zu machen, aber da sind nicht viele drin. Ich kann aber auch von jeder Sorte eins machen? Wie wär's damit?“
„Ich hätte gerne Erdnussbutter und Banane“, sagte Trinity, ohne die Augen zu öffnen.
„Von mir aus gern.“ Mary Alice verschwand in Richtung Küche. Ich folgte ihr und schloss die Tür. „Erdnussbutter ist das pure Fett“, murmelte sie.
Ich blieb ihr auf den Fersen. „Du hast gesagt, Richter Haskins hat die Leiche identifiziert? Ich kann das nicht glauben.“
Mary Alice öffnete den Wandschrank und holte einen Becher Erdnussbutter heraus. „Mein Gott“, sagte sie mit einem Blick auf die Aufschrift. „Fünfzehn Gramm.“ Sie kam an den Küchentresen zurück und nahm einen Laib Brot aus der Brotbox. „Es ist noch sonderbarer, Maus. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, sagte, Megs Ehemann, Richter Robert Haskins, habe die Leiche identifiziert und Anspruch auf sie geltend gemacht. Sie wurde irgendwo anders hingebracht.“
„Meg war mit Richter Haskins verheiratet?“ Ich zog mir einen Hocker an den Tresen neben Bubbas Heizkissen und sah Schwesterherz mit starrem Blick zu, wie sie Erdnussbutter auf Weißbrot strich. „Weißt du das sicher?“
„Ich weiß gar nichts sicher bis auf das, dass mein neuer Schwiegersohn seltsame Verwandte hat.“ Mary Alice griff nach einer Banane. „Hol mal bitte den Frischkäse, Maus.“
Ich stieg vom Hocker und ging zum Kühlschrank. „Richter Haskins war Megs Mann? Sie machten aber absolut keinen verheirateten Eindruck.“ Ich überprüfte das Verfallsdatum des Frischkäses. Ich habe schon ein paar böse kulinarische Überraschungen aus Schwesterherzens Kühlschrank gezogen. „Nebenbei bemerkt“, sagte ich auf dem Rückweg zum Tresen, „der Mann sieht aus wie ein Wiesel. Erinnerst du dich, dass ich dich darauf aufmerksam gemacht habe? Wie sehr der Mann einem Wiesel ähnelt?“
„Das tat mein lieber Will Alec auch. Ich weiß noch, wie unsere Großmutter Alice mich an unserem Hochzeitstag mit der Bemerkung beiseite genommen hat: >Schätzchen, dieser Mann hat etwas ganz Ungezähmtes an sich.' Ich wusste nicht, was sie damit meinte, weshalb ich >Danke< antwortete. Ich denke, es lag an seinem Backenbart, oder was meinst du?“
„Na ja, er hat sich einen Bart wachsen lassen, weil er kein Kinn hatte.“
„Das stimmt. Aber ich habe ihn geliebt.“ Schwesterherz griff nach einer Banane. „Mein Gott, all die schönen Coca-Cola-Aktien!“
„Das glaube ich gern.“ Erst beim Händewaschen wurde mir der zweite Teil der Verlautbarungen meiner Schwester so richtig bewusst. „Die Leiche ist gar nicht mehr dort?“
„Nein.“ Mary Alice legte die obere Scheibe Brot auf Tri-nitys Sandwich und schnitt es in zwei Hälften. „Hier. Frag sie mal, was sie trinken will.“
„Sie bekommt einen Anfall, wenn du ihr das erzählst.“
„Ich weiß. Ich dachte, wir
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