Moerderische Familienbande
du das hier, Woofer? Ein Instantgarten!“ Er stimmte mir zu, dass es hübsch aussah.
Das Klingeln des Telefons schreckte uns beide auf. Ich zog meinen Handschuh aus und ging dran.
„Trinity wurde nicht bei Roebuck Chapel gesichtet“, sagte Schwesterherz. „Und ich habe beschlossen, Lang zu tragen.“
„Okay.“ Ich winkte Haley zu, die aus der Hintertür getreten war. Sie sah heiter und gutgelaunt aus in ihrer Jeans und dem pinkfarbenen T-Shirt und nicht müde, wie es manchmal nach einem Tag im OP der Fall war.
„Vielleicht hat sie sich ja entschlossen, nach Hause zu fahren. Das wäre gut möglich, weißt du?“ Mary Alices Stimme klang hoffnungsvoll.
„Vielleicht“, stimmte ich ihr zu. Aber ich wusste es besser. Wir würden noch von Trinity Buckalew hören. „Welches Kleid willst du denn anziehen?“
„Das schwarze Samtkleid. Der Frühling fängt erst morgen an, und ich denke, man wird es mir durchgehen lassen, meinst du nicht? Es ist das mit dem Schlitz am Bein.“
„Um Himmels willen, Mary Alice. Du weißt doch, dass man nach der Karnevalszeit keinen Samt mehr trägt. Mama und Großmama würden sich im Grab umdrehen.“
„Ich glaube, du hast recht.“
„Ich weiß.“ Ich dachte kurz nach. „Wie wär's mit dem aus rotem Krepp?“
„Darin sehe ich so fett aus.“
Darauf wollte ich mich nicht einlassen.
„Ich könnte allerdings die geblümte weiße Jacke dazu anziehen. Weißt du, welche ich meine? Die mit dem japanischen Dekor?“
„Natürlich. Das sieht bestimmt großartig aus.“
Haley hatte sich niedergekniet und kraulte Woofer hinter den Ohren. „Wohin geht denn Tante Schwesterherz?“, fragte sie, als ich aufgelegt hatte.
Ich erzählte ihr von Buddy Johnsons Jet und dem Trip nach Atlanta in die Oper.
„Das ist aber nicht der alte Knacker, mit dem sie bei der Hochzeit übers Parkett geschoben ist?“
„Doch. Genau der. Tante Schwesterherz sagt, er sieht aus wie Richard Gere und es ist ganz wie in >Pretty Wo-man-.“
Haley lachte. „Sie ist unschlagbar.“
„Ich habe ihr gesagt, sie solle sich nur auf Safer Sex einlassen.“
Ich erwartete, dass Haley ein weiteres Mal lachen würde. Stattdessen sagte sie: „Gute Idee.“ Ich drehte mich zu ihr um. Ihre Wangen verfärbten sich rosa.
„Wirst du etwa rot?“
Haley presste sich die Handrücken an die Wangen und grinste. „Woofer braucht ein Bad“, sagte sie.
„Du wirst tatsächlich rot! Cuter Gott!“
„Philip ist ein netter Mann, Mama.“
„Ich bin so froh zu hören, dass er ein netter Mann ist.“
„Ich meine, ein
sehr
netter Mann.“
„Ich weiß, was du meinst.“ Mutter und Tochter blickten sich über die Blumenkiste hinweg an. So vieles war und blieb unausgesprochen. Werde glücklich. Bin ich. Sei vorsichtig. Bin ich. Ich will nicht, dass dich jemand verletzt. Ich
weiß. Werde glücklich. Ich liebe dich. Worte hingen zwischen uns in der Luft.
„Ich hol mir eine zweite Kelle und helfe dir“, sagte Haley.
„Na, Woofer“, sagte ich und sah ihr nach, wie sie den Hof überquerte. „Was hältst du davon?“
Woofer fand, dass es an der Zeit war.
Haley kam mit einer Pflanzkelle, einem Bier und einem verlegenen Gesichtsausdruck zurück.
„Hier“, sagte ich und reichte ihr ein paar Blumen. „Hast du schon gehört, dass Meg Bryan tot ist?“
Sie sah schockiert aus. „Henrys Cousine, die auf der Hochzeit war?“
Ich nickte. „Deine Tante Schwesterherz und ich sind mit ihr gestern Mittag im Tutwiler essen gewesen, und dann ist sie rüber zum Gerichtsgebäude gegangen und aus dem Fenster des neunten Stocks gesprungen oder gestoßen worden. Vielleicht war es auch der zehnte.“
„Was? Sie hat
was
getan? Diese nette kleine Frau ist tot? Wie schrecklich!“
„Da ist noch nicht alles.“ Ich erzählte Haley alles, was ich wusste, von den Kalbsmedaillons mit Orangensauce über Richter Haskins bis zum Erdnuss-Bananen-Sandwich und Trinity Buckalews Verschwinden.
„Warte einen Moment“, sagte Haley mehrfach, ließ mich einige Details wiederholen, um mit den Worten zu schließen: „Das ist ja unglaublich. Wo ist sie jetzt?“
„Meg oder Trinity?“
„Eigentlich beide.“
„Meg ist in Roebuck Chapel. Trinity ist Gott weiß wo. Hinter Richter Haskins her, vermute ich, da sie ihn ja für Megs Mörder hält.“
„Weil Meg die Papiere hatte, aus denen hervorgeht,
dass der Ururgroßvater des Richters ein uneheliches Kind war?“ Haley schüttelte ungläubig den Kopf.
Ich nahm eine weitere
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