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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mit Dieter sprechen. Aber der ist nicht im Büro. So will er notgedrungen mit dir reden. Der Mann scheint ziemlich aufgebracht.“
    Wenn’s weiter nichts war. Über meinen Gemütszustand wollte auch niemand Bescheid wissen. Aber es gab einen wesentlichen Unterschied: Ein aufgebrachter Mandant oder ein Exmandant konnte meinem Chef Honorar verschaffen oder nicht. Das leidige Anwaltshonorar war es, das Schlingenhagen aufregte. Ohne lange auf meine launische Begrüßung nach dem werten Befinden einzugehen, polterte Schlingenhagen los. „Der Stippach will von mir einen Vorschuss von einhunderttausend DM“, schimpfte er. „Ist das üblich?“ „Vorschuss schon“, antwortete ich beruhigend, „aber nicht in der Höhe.“ Wir würden in aller Regel auf Vorschussleistungen verzichten, weil wir von der Seriosität unserer Mandanten überzeugt seien, schmeichelte ich dem Unternehmer. ,Der kollegiale Rechtsverdreher hatte es offenbar nötig’, sagte ich mir. „Ich will mit dem nichts mehr zu tun haben, Herr Grundler“, fuhr Schlingenhagen wütend fort. „Ich will, dass Sie mich wieder vertreten.“
    Es gäbe nichts, das wir lieber täten, schleimte ich untertänig und bat den Industriellen, uns ein Fax mit seiner Beauftragung zu schicken.
    „Wo sind Sie eigentlich?“, fragte ich neugierig. „In der Toscana“, antwortete Schlingenhagen bereitwillig. „Ich kann hier wenigstens ungestört mit den Iren verhandeln.“
    „Ist Ihr Sohn bei Ihnen?“
    „Nein.“
    „Aber Stippach weiß, wo Sie sind?“
    „Ja. Immerhin sollte er mich vertreten.“
    Und ausnehmen wie ein gut gebratener Weihnachtsputer’, dachte ich für mich weiter. „Was hat er Ihnen denn gesagt?“, fragte ich. „Er meinte nur, es seien unvorhersehbare Schwierigkeiten eingetreten, so dass er sich nur noch um meine Angelegenheiten kümmern könne und andere Mandanten habe abweisen müssen. Deshalb sei ein Vorschuss in dieser Höhe auch gerechtfertigt.“ Diese Behauptung sollte glauben, wer wollte. Ich sah darin die diskrete Umschreibung, dass Stippach froh war, endlich wieder einmal einen solventen Mandanten an der Angel hatte, der ihn vom Nichtstun befreite. „Hat Stippach die Schwierigkeiten konkretisiert?“
    „Hat er“, bestätigte Schlingenhagen immer noch erregt. „Er faselte etwas von einem Journalisten, der ihm wegen des Firmenverkaufs auf der Pelle klebe und den er mit Geld zum Stillschweigen bewegen wolle. Dann würde außerdem Ihre Kanzlei noch widerspenstig sein, so dass er einen Fachkollegen und die Anwaltskammer eingeschaltet hätte, um Sie in die Schranken zu weisen.“
    Der Name dieses Fachkollegen würde mich sehr interessieren, unterbrach ich Schlingenhagen schnell. Doch hatte Stippach vorsorglich keinen Namen genannt. Wahrscheinlich gab es den so genannten Fachkollegen überhaupt nicht. Dann wäre der Begriff Auslagen wahrlich angebrachter als der des Vorschusses, gab ich zu bedenken. Doch selbst in diesen Kleinigkeiten war der Winkeladvokat sehr oberflächlich. Aber diese Bemerkung interessierte Schlingenhagen nicht sonderlich.
    „Ich will nichts mehr mit dem Kerl zu tun haben“, wiederholte er sich.
    Das ließe sich nicht vermeiden, entgegnete ich. „Ihr Sohn lässt sich weiterhin von ihm vertreten, denke ich mal“, erinnerte ich ihn vorsichtig.
    „Das ist momentan nicht mein Problem“, schnaubte der Fabrikant. „Was mit meinem Sohn ist, darüber müssen wir uns später noch einmal unterhalten. Die Sache mit dem vorzeitigen Erbteil ist noch nicht ausgestanden.“
    Ich hielt es für angebracht, diese Aussage nicht laut zu kommentieren. So behielt ich mir die Möglichkeit, sie bei passender Gelegenheit in meinem Sinne zu interpretieren; und diese passende Gelegenheit würde sich mir heute noch bieten. Ich freute mich schon auf mein Telefonat mit Stippach. „Wo finde ich eigentlich Ihren Sohn Karl?“, fragte ich Schlingenhagen ohne große Erwartung auf eine aufklärende Antwort. „Wo schon?“ Schlingenhagens Stimme wurde schneidend. „Der zockt irgendwo herum. Der verspielt doch jeden Pfennig, den er in die Finger kriegt.“
    Insgeheim triumphierte ich. Ich hatte es mir gedacht, dass Karl der Große ein Spieler war; ein Spieler, der wahrscheinlich nicht nur um Geld spielte, und ein Spieler, der garantiert nicht alleine spielte. Mit der Zusage, alle seine Wünsche erfüllen zu wollen, wollte ich das Gespräch beenden. Glücklicherweise fragte ich noch nach dem Stand der Übernahmeverhandlungen. „Wir dürften uns

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