Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
Osten setzt die Kriminalpolizei gehörig unter Druck.“
    „Wenigstens etwas“, tröstete ich mich nach dem Telefonat. Jetzt hatte die Dicklippe endlich einen Namen und nicht nur ein Gesicht. Meinhard Lüttgen hieß der Paradiesvogel, der mit dem zuhälterischen Karl Schlingenhagen vogelfrei durch die Weltgeschichte kutschierte.
    Ich wollte mich endlich lustlos auf die alltägliche Kanzleiarbeit konzentrieren, als erneut meine Wenigkeit verlangt wurde. Unangemeldet und ohne Termin erschien der AZ-Reporter in meinem Büro.
    Er hätte ohnehin in der Geschäftsstelle der AZ an der Theaterstraße zu tun gehabt, da sei er halt auf einen kurzen Sprung vorbeigekommen, sagte der Journalist unbefangen, als er sich mit der größten Selbstverständlichkeit vor mir in den Besuchersessel setzte.
    Der Mann sah beileibe nicht wie ein rasender Reporter aus, auch nicht wie ein Journalist. Jedermann hätte den relativ kleinen Mann wohl für einen Bürokraten gehalten. Das Auffälligste an ihm war die zu kleine Brille auf der zu großen Nase, die offensichtlich einen intellektuellen Gesichtsausdruck bewirken sollte.
    Der Schreiberling kam ohne Umschweife zum Thema: „Ich habe heute in der Redaktion wieder einen anonymen Anruf erhalten. Der Kerl wollte wissen, warum ich nichts geschrieben hätte.“
    „Und? Was haben Sie gesagt?“ Auf die Antwort war ich gespannt.
    „Ich habe geantwortet, die Anwaltskanzlei Schulz hätte sich wegen meiner Anfrage Bedenkzeit erbeten und würde heute eine Stellungnahme abgeben.“ Der AZ-Reporter sah mich grinsend an. „Begeistert war unser Anonymus nicht. Er hat mir dann gesagt, die Kanzlei sei vom Mandat für Schlingenhagen entbunden und eine andere beauftragt worden. Stimmt das?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Hat er Ihnen unseren angeblichen Nachfolger genannt?“
    „Nein. Das würden Sie mir sagen, hat er gemeint.“
    Ich lachte. Das war das Schlupfloch.
    „Ich kann doch nicht über den Kopf eines Mandanten hinweg über einen vermeintlichen Wechsel reden.“ Das könnte allenfalls der Mandant. „Wir haben eine Verschwiegenheitspflicht.“
    „Also ist etwas an der Geschichte dran?“, folgerte der Schreiberling.
    Ich stand auf und trat ans Fenster.
    „Es hat sich nichts geändert seit gestern und ich kann Sie weiterhin nur um Zurückhaltung bitten.“ Ich drehte mich um und sah dem Journalisten fest in die Augen. „Sie bekommen von mir die Geschichte des Jahres schlechthin, wenn Sie sich zurückhalten.“
    „Ich kann nicht mehr lange warten“, entgegnete der Schreiberling geschäftig. „Der Kerl erwartet von mir, dass ich für morgen etwas schreibe, anderenfalls würde er die anderen Medien in Aachen informieren.“ Er breitete die Arme aus und fragte mich: „Also, was soll ich machen?“
    „Nichts“, antwortete ich lässig. „Bis morgen haben Sie von mir alle Informationen, die Sie brauchen“, behauptete ich kühn. „Morgen früh kläre ich Sie über alles auf.“ Was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, trat ein.
    Der Schreiberling stimmte meinem Vorschlag zu. „Morgen um zehn ist Feierabend. Dann will ich Salz zu den Kartoffeln.“ Ob ich nicht wenigstens ein paar Informationen geben könne, wollte er mich locken. Doch ich winkte ab.
    „Sie könnten vielleicht unwissentlich alles kaputtmachen, wenn irgendjemand, mit dem Sie unabsichtlich reden, falsche Schlüsse zieht.“
    Der AZ-Reporter stand auf, um sich zu verabschieden. „Noch eine Frage“, sagte ich, während ich ihm die Hand reichte. „Welchen Eindruck haben Sie von dem anonymen Anrufer?“ „Er tut zumindest so, als sei er bestens im Bilde“, antwortete der Journalist bereitwillig. „Aber diesen Eindruck erwecken die meisten der anonymen Schleimscheißer. Sie geben sich souverän, allwissend und prahlen mit angeblichen Tatsachen, die von anderen verheimlicht werden und die sie kennen.“ „Was hat er von seinem Anruf? Wo liegt der Vorteil?“, fragte ich weiter, während ich den Journalisten an unserem Rezeptionsdrachen Fräulein Schmitz vorbei zum
    Kanzleiausgang begleitete. „Sein Vorteil liegt wahrscheinlich im Nachteil der anderen begründet“, antwortete der AZ-Reporter. Häufig ginge es anonymen Anrufern in erster Linie darum, anderen zu schaden. „Da ist oftmals Neid im Spiel.“
    Auch nach der Mittagspause rissen die Überraschungen nicht ab. Ich hatte gerade auf Dieters Kosten im Degraa am Theater einen Salatteller verspeist, als mich Böhnke zu sprechen wünschte.
    Es sei angeblich dringend,

Weitere Kostenlose Bücher