Mörderische Kaiser Route
in Ihre Verbrechen hineingezogen haben. Der hätte Sie nie bei sich in Kornelimünster aufgenommen, wenn er gewusst hätte, dass Sie auf seine Kosten über Leichen gehen. Das verzeiht er Ihnen nie, Herr Lüttgen.“
Die Dicklippe schnaubte verächtlich und stierte mich mit glasigen Augen an.
„Das ist doch ein Arschloch“, meinte er stockend.
„Mag ja sein“, fuhr ich ihm höflich in die Parade, „aber er will und wird dafür sorgen, dass Sie für den langen Rest Ihres Lebens in den Bau wandern, zu den vielen anderen Mördern und Kinderschändern. Dann ist es vorbei mit den kleinen, süßen Schülerinnen und den großen, schnellen Autos. Dann ist Tütenkleben angesagt.“ Ich grinste provozierend, während Lüttgen wütend mit den Augen rollte.
„Ich glaube nicht, dass Ihnen Ihr Freund Karl Schlingenhagen vom sonnenüberfluteten Karibikstrand eine Ansichtskarte in den muffigen, düsteren Knast schickt“, fuhr ich fort. Schlingenhagen habe bei der Polizei seine Aussage gemacht und würde am Morgen das Protokoll unterschreiben. „Er ist dann ein freier Mann und Sie sind reif fürs Kittchen.“
Die Zornesröte stieg der Dicklippe ins Gesicht. Lüttgen zitterte vor Wut.
„Das stimmt doch gar nicht. Schlingenhagen ist das große Schwein, er wollte seinen Bruder abmurksen.“
„Aber Sie haben gemordet“, entgegnete ich streng. Ich hatte Mühe, meinen Triumph zu verbergen und sachlich zu bleiben. Endlich kamen wir zur Sache.
In seiner Wut und in seinem angetrunkenen Zustand würde mir Lüttgen genug erzählen, um Schlingenhagen zu packen. Ich musste nur weiter bluffen und die richtigen Fangfragen stellen. „Ich nicht. Ich habe nichts getan. Das ist alles auf seinem Mist gewachsen“, behauptete Lüttgen leicht lallend. „Den Mord an Roswitha haben Sie veranlasst, sagt jedenfalls Schlingenhagen“, hielt ich dagegen.
Die Dicklippe stierte mich wieder mit glasigen Augen an. „Das stimmt doch nicht. Er hat die Kleine killen lassen und wollte den Mord ohne Hemmungen seinem Bruder in die Schuhe schieben.“
„Warum sollte er?“, hakte ich nach. „Franz hat ihm doch nichts getan.“ Ich konnte mir denken, was Karl Schlingenhagen bezweckt hatte, aber ich wollte es von Lüttgen bestätigt haben. „Er wollte das Familienerbe und nicht nur seine Hälfte. Da musste der Bruder irgendwie verschwinden.“ „Deshalb haben Sie Roswitha mit der Drahtschlinge erwürgt?“
„Ich doch nicht“, brüllte mich die Dicklippe an. „Das war der Typ, den Schlingenhagen aus Aachen mitgebracht hat. Den kenne ich nicht.“
Jetzt hatte ich den Hebel gefunden, freute ich mich. Für mich wurde der Ablauf der Ereignisse immer deutlicher. Wenn erst einmal alle Dämme gebrochen waren, würden sämtliche Todesfälle aufgeklärt sein.
„Aber Sie kannten Münstermann so gut, dass Sie mit ihm zur Hohensyburg gefahren sind, um dort einen Stacheldraht über die Fahrbahn zu spannen.“
„Das war nicht meine Idee. Schlingenhagen hatte mich angerufen. Ich habe den Typen in Fröndenberg abgeholt und zur Hohensyburg gefahren. Ich weiß nicht, was er dort gemacht haben soll.“
Diese Behauptung nahm ich Lüttgen nicht ab. Ich kam aber nicht dazu, nachzuhaken. Mit einem Mal brach die Dicklippe zusammen. Er war nicht mehr ansprechbar.
Böhnke und ich hievten ihn hoch und legte seine Arme über unsere Schultern. Langsam schleppten wir ihn durch die Dunkelheit.
„Zu welchen Arzt wollen Sie eigentlich?“, fragte ich. „Zum Polizeiarzt, denke ich mal“, antwortete der Kommissar. „Lüttgen wird bestimmt für einige Zeit dort in Behandlung bleiben.“
Nachts um vier konnte ich endlich auf der Autobahn den Porsche ausfahren. Böhnke hatte der Polizei in Paderborn eine Aussage zu Protokoll gegeben und ich hatte meinen Bericht hinzugefügt. Jetzt saßen wir in dem Sportwagen und rauschten nach Aachen.
„Das war nicht koscher“, sagte Böhnke nachdenklich. „Der Zweck heiligt bekanntermaßen die Mittel“, entgegnete ich.
„Niemand wird Lüttgen glauben, dass Sie ihn zum Reden genötigt haben.“ Aber im Prinzip war mir das Schicksal der Dicklippe einerlei, mich interessierte in erster Linie Schlingenhagen. „Welcher? Der junge oder der alte?“ Ich war angenehm angetan von der Auffassungsgabe des Kommissars. „Der alte natürlich. Der Junior ist ein Verbrecher.“ Mit ihm würden wir uns in aller Frühe zu unterhalten haben.
Einige Zeit rasten wir schweigend an den Lastwagen vorbei durch die Dunkelheit. Endlich meldete sich
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