Mörderische Kaiser Route
mein Bild, wie ich mich korrigierte. „Haben Ihre Kollegen noch etwas zu Lüttgen gesagt?“, fragte ich abschließend.
„Nichts. Der scheint als harmloser Zeitgenosse durchs Luxusleben zu wandeln.“
Kneipenbummel
Für Karl Schlingenhagen war das Luxusleben in der Nacht plötzlich und überraschend vorbei. Im Spielcasino Hohensyburg erwischte ihn eine Angestellte, als er mit einem gefälschten Fünfhundert-DM-Schein an der Wechselkasse Spielmarken eintauschen wollte.
Der Chef der exklusiven Spielhalle machte kurzes Federlesen, schnappte sich Karl den Großen, ließ die Polizei antanzen, die den protestierenden Großkotz mitnahm und in die landeseigene Pension „Zum Knast“ steckte. Noch in der Nacht ging per Funk und Fax die Information an alle Polizeistationen und Spielcasinos, dass Falschgeld in Umlauf und deswegen eine aus Aachen stammende, männliche Person in Gewahrsam genommen worden sei.
Auch Böhnke las frühmorgens die Mitteilung und rief sofort in Dortmund an, wo ihm bereitwillig der Name des Festgenommenen genannt wurde.
Wahrscheinlich, so wurde ihm signalisiert, sei der Mann selbst nur Opfer einer Täuschung geworden, das würde allerdings in aller Ruhe geprüft werden. Man würde Schlingenhagen im Laufe des Tages wohl wieder auf freien Fuß setzen.
„Bloß nicht“, rief ich aufgeregt ins Telefon, als Böhnke mich benachrichtigte, „den brauchen wir.“
„Keine Sorge“, beruhigte mich der Kommissar. „Auf meine Bitte hin werden die Kollegen die Freilassung von
Schlingenhagen so lange verschieben, bis wir gekommen sind und mit ihm gesprochen haben.“
„Und wenn uns Stippach zuvorkommt?“ Ich befürchtete, dass Karl der Große seinen Rechtsverdreher einschaltete und Stippach seinen Einfluss als Anwalt geltend machte.
„Das wird nicht geschehen“, beruhigte mich Böhnke. „Es gibt da so kleine Tricks und Kniffe, um die Kontaktaufnahme hinauszuzögern. Ehe Stippach den jungen Schlingenhagen in die Finger kriegt, haben wir uns das Früchtchen schon vorgeknöpft“, versicherte er.
Seiner Empfehlung folgend rief ich bei Schlingenhagen senior an und brachte ihn dazu, mich zu beauftragen, Schlingenhagen junior zu kontaktieren.
In Böhnkes Dienstwagen fuhren wir nach Dortmund. Die Kollegen im Präsidium erwarteten bereits den Kommissar aus Aachen und bestätigten ihm, dass Schlingenhagen gutgläubig mit dem Falschgeld bezahlen wollte. Im Laufe der Nacht seien noch zwei weitere gefälschte Scheine sichergestellt worden und zwar bei Personen, die über jeden Zweifel erhaben seien; bei einem Landtagsabgeordneten aus Jülich im Rheinland und seinem Freund, einem Spitzenbeamten der Bezirksregierung Köln.
Sie habe man selbstverständlich nicht eingebuchtet, fuhr Böhnkes Kollege fort. Eigentlich hätte man auch Schlingenhagen sofort wieder auf freien Fuß setzen können.
„Aber er war so arrogant und renitent, der konnte aus erzieherischen Gründen ruhig eine Nacht hinter schwedischen Gardinen verbringen“, meinte er schmunzelnd.
Mit einem Politiker und einem Beamten befände Karl der Große sich ja in bester Gesellschaft, lästerte ich, als uns ein Wachbeamter in den Raum führte, in dem Schlingenhagen an einem Holztisch sitzend auf uns wartete. Für uns standen noch zwei Stühle bereit. Freundlicherweise hatte die Polizei uns sogar Kaffee hingestellt.
Der Schreck war Schlingenhagen deutlich anzusehen, als er mich erblickte. Von Großspurigkeit war bei dem schwarzlockigen Goldkettchenträger nichts mehr zu sehen. Mit fest vor der Brust verschränkten Armen drückte er sich in seiner zerknitterten Kleidung in den Stuhl und verzog schmollend den Mund.
,Ich werde euch bestimmt nichts sagen, wollte er damit wohl ausdrücken’, wie ich mir erheitert dachte. Karl der Große spielte für uns den störrischen Esel. Seine Abwehrhaltung änderte sich auch nicht, als ich Böhnke vorstellte und mich als sein vom Vater beauftragter Anwalt zu erkennen gab, der seine Rechte wahrnehmen sollte.
Meine Begrüßungsworte hörten sich positiver an, als ich sie meinte. Ich wollte den Zuhältertypen endlich zur Rechenschaft für das Geschehen ziehen, das er nach meiner Überzeugung verbrochen hatte.
Böhnke schüttete sich einen Kaffee ein und rührte gelassen in der Tasse. Er schien alle Zeit der Welt zu haben.
„Wollen Sie Ihren Mandanten nicht endlich über seine Rechte aufklären, Herr Grundler?“, fragte er schließlich ruhig. Es fiel mir schwer, den notwendigen Ernst beizubehalten.
Böhnke
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