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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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die Polizei bei Säufern ja nie. Das wird schon hinhauen.
    Kowalski wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Gleich viertel nach acht. Das passt wie die Faust aufs Auge. Da sitzen alle vorm Fernseher und glotzen Tatort. Mit ein bisschen Glück dauert es keine fünf Minuten, bis er die Leichen aus seiner in Griemes Küche verfrachtet hat. Vom Baseballschläger muss er seine Fingerabdrücke noch abwischen. Das darf er auf keinen Fall vergessen.
    Kowalski huscht über den Flur zurück. Die Tür zu seiner Wohnung ist angelehnt. Hat er sie vorhin nicht zugemacht? Kowalski fährt der Schreck in die Magengrube. Das hätte aber böse in die Hose gehen können. Er drückt die Tür auf und bleibt wie festgenagelt stehen. Wie stinkt es denn hier? Kowalski hebt die Nase in die Luft und schnüffelt. Es riecht nach   – ihm wird siedend heiß   – Haarspray.
    Und da hört er auch schon die Stimme aus dem Wohnzimmer. Hell und schrill vor Aufregung. »Hallo   … Polizei   … schnell   … zwei tote Männer   … kommen Sie.«
    Kowalski spurtet los, die Plane vor ihm auf den Boden übersieht er. Sein linker Fuß verfängt sich einer Falte des Plastiks. Er verliert das Gleichgewicht und knallt mit dem Gesicht auf den Boden. Sein Nasenbein bricht mit einem lauten Knacken. Sekunden später überrollt ihn der Schmerz. Er spürt, wie tief in seinem Kopf etwas bricht, etwas Lebenswichtiges, und er ahnt: Jetzt hamse mir wohl die Lampe ausgeknipst.
    Wie aus weiter Ferne dringt die sich überschlagende Stimme von Frau Barginski an sein Ohr: »Was heißt hier: Immer mit der Ruhe? Junger Mann, in meiner Wohnung liegen zwei tote Männer. Wie kann ich da ruhig bleiben?«
    Es ist doch meine Wohnung , will Kowalski protestieren, aber kein Laut kommt mehr über seine Lippen.

Die ist gestern gestorben
    VON SIMONE TRIEDER
     
    »Das ist doch nicht das erste Mal, dass wir mit einer Versenkung arbeiten.« Der Theaterdirektor wirkte mehr verärgert als betroffen. Vor einer Stunde war die Souffleuse tot in der Unterbühne hängend aufgefunden worden.
    »Können Sie mir sagen«, fragte Kommissarin Mosine Klipp, »wozu eine solche Versenkung gut ist?«
    »Das ist eine technische Vorrichtung im Bühnenboden, womit ein Teil des Bodens entweder meterhoch heraufgehoben oder hinuntergelassen werden kann. Wir hatten schon einen Fall, da ist der Regisseur selbst hineingefallen. Den haben aber Techniker, die grade unten standen, aufgefangen. Achtung, haben die gesagt, der   X kommt   – sie kannten ihn schon, das war ein verrückter Hund   –, dann haben sie die Arme ausgebreitet und ihn einfach aufgefangen. Eine Regisseurin ist sogar rückwärts von der Bühne gefallen und hat sich ein Bein gebrochen, wir mussten die Premiere verschieben. Aber Tote hatten wir noch nie.« Der Theaterdirektor war sichtlich in Verlegenheit.
    In ihren Stücken gibt’s doch auch andauernd Leichen, dachte Kommissarin Klipp böse, aber wenn die Realität sie einholt, zucken sie die Schultern. Er hatte noch nicht mal sein Bedauern ausgedrückt. Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er nun: »Die arme Ilona.«
    Sie saßen im Arbeitszimmer des Direktors, der Blick aus dem Fenster ging ins Grüne.
    »Erzählen Sie mir von ihr«, hakte die Kommissarin nach.
    »Ilona Schulz, ist, Entschuldigung, war 26   Jahre alt. Sie hat Germanistik studiert, ihr Studium aber nicht beendet. Sie ist seit zwei Jahren bei uns Souffleuse, sie arbeitete zuverlässig. Tja, was soll man noch sagen   – ein ruhiges Mädchen.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    Der Mann wusste nicht viel. »Ich glaub eher nicht, sie wirkte so’n bisschen wie ein Mauerblümchen.«
    Die Kommissarin erbat sich ein Zimmer, in dem sie Zeugen befragen konnte. Man wies ihr das sogenannte Konversationszimmer zu, eine bessere Raucherinsel. Während sie sich dem künstlerischen Personal widmete, forschte ihr Kollege Matthias Walter im technischen Bereich des Theaters.
    Danach warteten sie gemeinsam auf das Ergebnis der Spurensicherung.
    »Mann, stinkt’s hier«, stöhnte Walter.
    »Wo gehobelt wird, da fallen Späne«, antwortete Mosine Klipp. »Jetzt möchten Sie wissen, was gehobelt wurde. Es lässt sich auf einen Satz reduzieren: Wer guckt schon nach einer Souffleuse? Die Probe dauerte bereits eine Stunde, da wurde sie erst vermisst. Sie war nicht auf ihrem Platz. Man suchte sie. Und fand sie da unten. Kommen Sie, wir gehen raus.«
    Die frische Luft tat gut. Das Theater war von einem Park umgeben. Die Sonne blinzelte

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