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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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TKKG-Häuptling von einer Windjacke, Jeans, Basketballstiefeln mit farblich
nicht passenden Schnürsenkeln, einem Pullover und zwei T-Shirts mit fettem
Großdruck-T.
    Schön gefaltet kam alles in
einen Kleidersack.
    Klößchen steuerte drei lange
Unterhosen bei, Kniestrümpfe, zwei kurze Unterhosen — die Tim nach kurzem
Überprüfen in den Papierkorb warf — , mehrere Hemden und eine Wollmütze.
    „Hoffentlich ist meine Größe
geeignet“, meinte er. „In der Länge ist die eher bescheiden, in der Breite umso
beachtlicher.“
    „Obdachlose erwarten keine Maßkleidung.“
    „Wer kriegt denn das
überhaupt?“
    „Zwei bettelarme Typen. Ohne
Wohnung. Und ohne Arbeit — was wohl am schlimmsten ist. Kriegen ein bisschen
Sozialunterstützung und leben im Freien.“
    „Bei jedem Wetter?“
    „Bei jedem. Das ist es ja.“
    „Härtet ab, wie?“
    Tim verdrehte die Augen. „Diese
Art von Abhärtung brauchte der Höhlenmensch, aber nicht der Sozialschwache
unserer Zeit. Deine Abhärtung könnte darin bestehen, dass du morgens kalt
duschst. Aber du spielst ja immer gekochter Hummer in der Nasszelle.“
    „Mir bekommt warmes Wasser
besser“, meinte Klößchen und entschied sich, eins der Hemden doch lieber zu
behalten.
    Tim verschnürte den
Kleidersack.
    „Woher kennt Gaby die
Obdachlosen?“, fragte Klößchen.
    „Sie ist durch Zufall auf sie
gestoßen. Es sind zwei Männer. Sie hausen am Flusshochufer bei der alten Mühle.
Gaby kam dazu, als die einen kleinen Hund aus dem Wasser gerettet hatten. Da
ging Pfotes Herz natürlich auf wie eine Pfingstrose pünktlich zum lieblichen
Fest — wie Herr von Goethe zu sagen pflegte.“
    „Johann Wolfgang?“
    „Ich kenne nur den einen.“
    „Ich kenne einen Kurt Georg
Göthe. Der hat eine Reinigungsfirma. Aber nicht für Wäsche und Klamotten,
sondern für Fensterscheiben. An unserer Villa putzt er die regelmäßig,
natürlich nur von außen. An unserer Schoko-Fabrik auch. Klassische Literatur
schreibt er meines Wissens nicht.“

     
    „Wahrscheinlich liegt ihm seine
Arbeit mehr.“
    Tim schulterte den Kleidersack.
„Gehen wir. Erst treffen wir Gaby und Karl. Dann fahren wir raus zur alten
Mühle.“
    „Zu den Hunderettern.“
    „Gaby erzählte, im
Berber-Milieu — also in der Nichtsesshaften-Szene, denn Berber nennen sie sich
selbst — hat jeder seinen Spitznamen. Unsere beiden heißen Höhlensepp und
blauer Udo.“
    „Blauer Udo? Ist der immer voll
des süßen Weins? Säuft er?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht hat
er blaue Augen.“
    „Die habe ich auch. Aber wenn
einer zu mir blauer Willi sagt, reiße ich ihm die Ohren ab.“
    Tim grinste. Sie verließen das ,Adlernest,
trabten die Treppe hinunter, stießen am Haupthaus-Eingang mit Dr. Grokk
zusammen, der an einer Nikotinnudel schmauchte und schon wie 81 aussah, grüßten
ihn grinsend und liefen zum Fahrradschuppen.
    Der Nachmittag war vorgerückt
und heiß für die Jahreszeit. Am westlichen Waldrand senkte sich die Sonne
hinter den Horizont. Der Himmel sah ein wenig nach Regen aus. Aber der
Wetterbericht versprach Sonne bis Montag.
    „Es ist verdammt spät“, meinte
Klößchen und schwang sich aufs Bike. „Bis wir bei der alten Mühle sind, ist es
dunkel.“
    „Na und?“, fragte Tim. „Ist
doch günstig. Im Dunkeln fallen die Löcher in deinen gespendeten Unterhosen
nicht so auf.“

2. Der schwarze Porsche
     
    Freundschaft bestand nicht.
Aber Not schweißt zusammen. Deshalb campierten Höhlensepp und blauer Udo in
demselben Gesträuch oberhalb des Steilhangs am Fluss.
    Mai. Spürbare Erwärmung. Doch
nachts kroch Kälte in die Knochen, und die zerlumpten Schlafsäcke der beiden
Obdachlosen hatten den Winter nur mit Mühe überstanden.
    Dem blauen Udo gehörte die
wasserdichte Plane, auf der sie lagen. Etliche Meter entfernt, jenseits der
Sträucher, verlief die Uferstraße.
    Abenddämmerung senkte sich
herab. Beide waren angetrunken.
    Der blaue Udo neigte dann zu Tätlichkeiten,
vielleicht weil er klein war und schmächtig. Aber er war auch zäh und
rattenschnell und hatte im Berber-Milieu eine Menge Tricks gelernt, um sich bei
Kloppereien zu behaupten.
    Höhlensepp nahm einen Schluck
aus der Rotweinflasche und dachte nach.
    Wahnsinn! Was er da gehört
hatte. Gestern Abend. Zufällig. Wahnsinn! Zwei Männer hatte er belauscht.
Belauscht, aber nicht erkannt. Erkannt? Garantiert kannte er die gar nicht.
Jedenfalls waren ihm die Stimmen fremd. Und gesehen hatte er rein nichts in

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