Mörderspiel im Burghotel
mondloser
Stockfinsternis. Die beiden waren an der Straße geschlendert und hatten
geredet. Ungeniert. Klar, denn sie konnten nicht ahnen, dass da jemand im
Gebüsch hockte — ganz nah — , weil er mal musste. Die beiden hatten einen Mord
besprochen. Schlimm! Und zwei Worte waren gefallen, die Höhlensepp den Schauder
übers Rückgrat trieben. Burghotel — war das eine Wort. Und er wusste, worum es
sich dabei handelte — wusste das wie sicherlich jedermann hier in der
Millionenstadt. Und von Palermo war zweitens die Rede gewesen — Palermo, wo die
Mafia zu Hause ist. Wie allgemein gesagt wird.
Höhlensepp war nicht zur
Polizei gegangen, sondern sagte sich: Lieber abwarten! Über einen wie mich
lachen die doch nur.
Außerdem wollte ja Gaby
Glockner heute kommen mit ihren Freunden. Und Gabys Vater war Kommissar bei der
Kripo.
Mal sehen, dachte Höhlensepp.
Wenn mir die Klamotten gefallen, erzähle ich’s den Kids.
Er nahm noch einen Schluck,
dann kroch er unter den Büschen durch Richtung Straße.
„Wohin?“, knurrte Udo.
„Nur mal gucken.“
„Was gucken? Gibt’s hier
Fernsehen?“
„Ich will gucken, ob der
Porsche noch da ist.“
„Was für ein Porsche?“
„Er parkt dort vorn bei der
Kurve, steht ordentlich am Rand. Er steht dort seit ‘ner Stunde. Ich glaube, er
ist schwarz.“
„Ein schwarzer Porsche?“
„Sage ich doch.“
„Jemand drin?“
„Weiß nicht. Glaube, nein.“
„Gehört wahrscheinlich einem
Jogger. Der kommt gleich zurück nach ‘nem Halbmarathon, steigt ein und fährt
ab. Und mit seinen verschwitzten Klamotten versaut er den schönen Ledersitz.“
„Könnte uns nicht passieren.“
„Wir haben ja auch keinen
Porsche. Hast du einen Führerschein?“
Höhlensepp antwortete nicht. Er
war unter den Büschen hervorgekrochen und richtete sich auf. Ja, der Wagen war
noch da, schwarz lackiert und ohne Licht. Dämmerung hüllte ihn ein. Bald würde
er mit ihr verschmelzen, war dann nicht mehr zu sehen — und wie leicht konnte
dann jemand auffahren.
Ist nicht mein Bier!, dachte
Höhlensepp. Er kroch zurück.
„Bevor es ganz dunkel wird“,
sagte Udo, „ziehe ich um ins andere Quartier.“
Das war eine mit alten
Matratzen ausgelegte Kuhle, von Büschen umstanden, von Zweigen überdacht. Sie
befand sich etwas weiter vorn am Steilufer, nahezu auf gleicher Höhe mit dem
Anfang der Kurve — also dort, wo der Porsche parkte. Ja, das ,andere Quartier’
war nur ein Dutzend Schritte von dem Wagen entfernt.
„Himmel!“, meinte Höhlensepp.
„Vielleicht hat sich der Porschefahrer dort eingenistet.“
„Spinnst du? In dem Dreckloch!“
„Schicki-Mickis und reiche
Erben machen das manchmal. Als Mutprobe. Als Überlebenstraining. Sie ernähren
sich dann von Wurzeln und Käfern, holen sich ‘ne Erkältung und Zeckenbisse und
geben vor ihren Leuten damit an.“
„Schön blöd. Also, gehen wir!“
Udo griff nach der Rotweinflasche.
Sie gehörte beiden zu gleichen
Teilen. Gemeinsam gekauft. Jedem standen 375 ccm vom Billigwein zu — und
argwöhnisch wurde einer vom andern beim Schlucken überwacht.
„Ich bleibe noch hier“, sagte
Höhlensepp. „Genau hier bin ich mit Gaby und ihren Freunden verabredet. Genau
hier finden sie mich. Und für dich bringen sie ja auch was mit.“
„Hoffentlich!“, knurrte Udo.
„Also gut — ich bleibe auch. Aber wehe, ich kriege wieder einen XXL-Pullover
wie letzten Herbst von der alten Zicke, die immer von christlicher
Nächstenliebe gelabert hat. Das Ding sah an mir aus, als käme ich vom
Sackhüpfen.“
„Und die Farbe stand dir auch
nicht“, nickte Höhlensepp. „Du bist kein Typ für Braun.“
3. Harte Schicksale rühren an
Gabys Cocker-Spaniel Oskar
beschnupperte die Kleiderspende. Als er Anstalten machte, eine der langen
Unterhosen mit den Zähnen zu packen, griff Tims Freundin ein.
„Pfui, Oskar! Das ist nichts
für dich.“
„Wieso sind meine Unterhosen
pfui?“, erkundigte sich Klößchen.
„Nicht deine Unterhosen,
sondern Oskars Verhalten“, wurde er belehrt. „Er soll nicht mit jedem Lumpen
spielen.“
„Lumpen?“, fragte Klößchen.
Tim und Karl grinsten. Die
Kleiderspende war im Glocknerschen Wohnzimmer auf dem Teppich ausgebreitet.
Gaby sagte, sie müsse überprüfen, ob jedes Stück noch menschenwürdig sei. Tim
hatte versichert, dass die Internats-Wäscherei für keimfreie Reinigung gesorgt
hätte.
„Und danach haben wir noch mal
alles entseucht“, sagte Klößchen. „Außerdem haben wir
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