Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)
Erstes Kapitel
Santosh hatte schon einige schwierige Situationen in ihrem Leben überstehen müssen. Sie hatte schwer bewaffnete Terroristen interviewt, sich mit Grenzsoldaten angelegt, sie war beschossen worden, und sie hatte sich vor ›friendly fire‹ in Sicherheit bringen müssen. Aber nichts davon bereitete sie auf das Trauma vor, das sie erlebte, als sie auf dem Londoner Flughafen Heathrow melden musste, dass ihr Gepäck verloren gegangen war. Ganz egal, wie viele Sprachen sie beherrschte - der Internationalen Sprache der Dummheit war sie nicht gewachsen.
»Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich brauche diese Gepäckstücke. Ich habe einen Monat lang an dieser Filmdokumentation gearbeitet, und der Film befindet sich in meinem Gepäck.«
Das Mädchen hinter dem Schalter hob die Schultern. »Tut mir leid. Welcher Flug?«
Wenn man bedenkt, wie viele Flüge tagtäglich in Heathrow landen, gab einem das kein großes Vertrauen. »Das war ein Flieger mit zwei Flügeln«, sagte Santosh und klopfte mit der Bordkarte auf den Tresen.
»Ah, ja.« Das Mädchen warf einen Blick auf die Bordkarte und nickte allwissend. »Ja, tut mir leid. Es ist sogar gesetzlich festgelegt, glaube ich, dass die Gepäckstücke von Passagieren aus dieser Region besonders überprüft werden. Wegen Terrorgefahr, verstehen Sie?«
»Gut. Wissen Sie, wann ich mein Gepäck abholen kann?«
»Kommt darauf an.«
»Okay. Ungefähr wann?«
»Kommt darauf an. Tut mir leid.«
»Worauf kommt es an?«
»Ob es eine Bombe an Bord gab.«
»Ich glaube, wenn es eine Bombe an Bord gegeben hätte, wäre sie inzwischen explodiert, glauben Sie nicht auch?«, fragte Santosh. »Um eine maximale Wirkung zu erreichen, sollte die Bombe doch in der Luft explodieren, oder?«
Das Mädchen sah besorgt aus, und Santosh fiel ein, dass sie noch ihren Kampfanzug trug und wahrscheinlich wie eine islamistische Militaristin aussah. »Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern«, sagte Santosh und zeigte auf ihre Kleidung. »In Kabul braucht man so was. Ich bin Journalistin. Ich komme aus Bethnal Green, bin Britin und kenne den Text von ›Land of Hope and Glory‹ auswendig.«
Ihr war die wachsende Schlage hinter ihr peinlich bewusst, denn sie bestand aus ungeduldigen, verärgerten Reisenden. Sie fragte sich, wieso sie mit einem bewaffneten US-Marine-Lieutenant fertig wurde, aber keine überzeugenden Argumente fand, wenn sie vor einem gleichgültig schauenden Mädchen von vielleicht zwanzig Jahren namens Joanne stand.
Plötzlich hörte Santosh Schreie. Nicht die Art Schreie, die ›Los, runter‹ meinten und dir signalisierten, dich sofort flach auf den Boden zu werfen oder ins Unterholz oder in einen Fuchsbau zu robben. Nein, dies waren Schreie, die man aus Filmausschnitten mit den Beatles kannte, als die jungen Mädchen an ihren eigenen Haaren zogen und Gesichter im Hormon gesteuerten Wahnsinn zeigten.
Joanne sah zum ersten Mal munter aus. Alle Augen waren auf vier oder fünf menschliche Wesen gerichtet, die von einer Gruppe schwarz gekleideter Männer und Frauen umringt wurden. Sie trugen Kopfhörer, dunkle Brillen und bedrohliche Mienen.
»Oh, Mann.«
»Ist das Madonna?«
»David und Victoria?«
»Nein, das muss Kylie sein.«
Santosh fragte sich, wie die Leute reagieren würden, wenn in Wirklichkeit der Premierminister, der französische Präsident oder der deutsche Kanzler auf dem Flughafen eingetroffen war. Sie nahm an, dass die Gaffer dahin zurückgingen, wo sie hergekommen waren, sie stellten sich wieder in die jeweilige Schlange, überlegten, ob sie die Zeit für einen Sprung in den Krawattenshop nutzen konnten, ohne den Platz in ihrer Schlange zu verlieren.
Als Joanne den Hals verrenkte, um vielleicht doch noch einen Blick auf den vermeintlichen Promi zu erhaschen, begriff Santosh, dass sie vielleicht eine Ebene gefunden hatte, auf der sie mit dem Mädchen kommunizieren konnte.
»Sie kennen mich vielleicht aus dem Fernsehen«, sagte sie voller Hoffnung.
Joanne gab sich Mühe, tüchtig auszusehen, auch wenn sie immer noch hinüber zum Promi schaute. »Es tut mir leid, Miss Kapoor, aber ich kann Ihr Gepäck auf dem Computer nicht finden, was in erster Linie an fehlenden Daten liegt.«
Santosh stieß einen grunzenden Laut aus und fragte sich, wieso sie sich dazu hatte überreden lassen, die Bänder der Dokumentation in ihrer Wäsche zu verstauen. Saubere Schlüpfer waren zum Überleben nicht erforderlich, aber die Bänder mussten bearbeitet
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