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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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zerbrochene Dachziegel. Markus sog nur scharf die Luft ein, sagte aber immer noch nichts.
    Dafür freute sich Karla riesig, als ihr Vater mit Fredo das Wohnzimmer betrat. »Ich will gleich morgen mit zu Tim und Mama, ja?«, bat sie, nachdem sie beide stürmisch begrüßt hatte. »Und wenn es okay ist, würde ich jetzt gern eine Runde schlafen. Gesche geht es ganz gut, glaube ich.« Alle blickten nun zu Gesche hinüber, die auf dem Sofa ruhte und offenen Mundes leichte Schnarcher von sich gab. »Richtig klar im Kopf ist sie leider immer noch nicht. Die meiste Zeit hat sie sowieso geschlafen …«
    Markus drückte seine Tochter innig. »Geh ruhig zu Bett, Karla. Wir passen schon auf sie auf. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht!« Karla huschte hinaus.
    Die beiden Brüder blickten auf ihre schlummernde Großmutter. Gesches Schnarchen setzte kurz aus, dann öffnete sie die Augen und richtete sie auf Markus. »Das wurde aber auch Zeit, Markus!«, verkündete sie streng. »Die Straßenlaternen sind längst an!« Ihr Kopf fiel zurück ins Kissen, und sie schnarchte weiter.
    »Wo sie recht hat, hat sie recht«, bemerkte Fredo trocken und setzte sich in einen der schweren Sessel.
    »Ich könnte einen Cognac gebrauchen«, meinte sein Bruder. »Auch einen?«
    Fredo nickte stumm, und Markus trat zur Bar und hantierte mit den Gläsern. Vor dem Einschenken betrachtete er kritisch den Pegelstand der Flasche. »Viel ist ja nicht mehr drin. War’s denn ein schöner Abend damit?«
    »Elterngespräch«, winkte Fredo ab. »Was tut man nicht alles für die Kinder.«
    Markus hob nur eine Braue, verteilte den Cognacrest auf zwei Schwenker, reichte einen an seinen Bruder weiter und setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel. Schweigend genossen sie den ersten Schluck.
    »So, nun lass es raus«, sagte Fredo dann, »damit wir es hinter uns haben.«
    »Was denn, bitte?«
    »Du willst also, dass ich von mir aus zu Kreuze krieche! Also gut. Dein Sohn, auf den ich aufpassen sollte, liegt im Krankenhaus. Ich habe dein Auto geschrottet. Der Garten ist verwüstet, das Dach beschädigt, Gesches Wohnung im Eimer. In der Küche hat es gebrannt. Der ruinierte Teppich hier ist dir sicher schon aufgefallen. Ach ja – und im Gästezimmer gibt’s keine Scheibe mehr in der Terrassentür. Das war ich aber nicht, wenn ich das mal anmerken darf. Tut mir trotzdem leid, ich bitte vielmals um Entschuldigung. Dafür darfst du mich auch weiterhin Versager nennen. Hab ich noch was vergessen?«
    »Ja. Wie ist das alles passiert?«
    Fredo holte tief Luft. Und dann berichtete er, ließ nichts aus: Gesches zunehmende Verwirrtheit. Tims Schulprobleme und sein Rückzug in die Isolation. Karlas Liebesintrigen und das dadurch angerichtete Chaos.
    Markus wurde nicht wütend, womit Fredo eigentlich gerechnet hätte. Sein großer Bruder wirkte beschämt. Er hörte sich alles kommentarlos an. Erst dann sagte Markus: »Du hast mit meiner Familie in ein paar Wochen mehr erlebt als ich in den letzten fünf Jahren.«
    »Tja. Wo ich bin, regiert das Chaos. Nun sag es endlich, Markus!«
    »Ich mache dir keine Vorwürfe, Fredo. Die Wahrheit ist: Die Probleme waren doch alle schon da, bevor du hier übernommen hast. Ich habe mich bloß nie darum gekümmert. Weil ich zu feige dafür war und immer schön zur Arbeit flüchten konnte. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war, das alles dir zu überlassen, als ich nach China ging!«
    »Du hättest mich wenigstens vorwarnen sollen!«
    »Wärst du dann gekommen?«
    »Wohl kaum«, gab Fredo zu. »Du bist also nicht sauer auf mich?«
    Markus schüttelte den Kopf.
    »Sieht dir nicht ähnlich«, meinte Fredo. »Irgendwas ist auch mit dir passiert, oder täusche ich mich?«
    Markus nickte langsam. »Wir waren kaum in China gelandet«, begann er zögernd, »da lief die erste Konferenz in der Bank.«
    »Hast du am Telefon erzählt.«
    »Es ging immer so weiter. Nicole sah ich abends im Hotel. Zunächst jedenfalls. Anfangs erzählte sie mir begeistert von den Wundern Pekings, ich schlief mitten im Bericht ein.«
    »Honeymoon geht anders, hab ich ja gesagt.«
    »Hab ich jemals auf dich gehört?«
    »Auf mich hat noch nie jemand gehört. Außer Knödel vielleicht.«
    »Knödel?«
    »Der dicke Junge von nebenan.«
    »Ich wusste nicht mal, dass da ein Kind wohnt.«
    »Wie lief das nun in China?«, wollte Fredo wissen.
    »Es war wie zu Hause, bloß mit anderer Kulisse«, fuhr Markus fort. »Irgendwann erzählte Nicole gar nichts mehr. Und dann war sie weg. Ich

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