Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Ihre kleine Villa wurde tagtäglich von meist weiblichen Fans belagert, wenn die Band in der Stadt war, ebenso wie jedes Hotel, in dem sie gastierten. Reporter wieselten um sie herum, sobald sie auf die Straße traten. Nicht einmal eine Pizzeria konnten sie ohne Verkleidung betreten. Das einzig Positive daran war, dass Julians Konto reichlich gefüllt wurde. Eine Tatsache, die auch seine Mutter mit seiner Entscheidung versöhnte, als er ihr am Telefon beichtete, dass er nun seinen Traum lebte. Sie hätte es aus den Medien ja doch früher oder später erfahren. Besser in den sauren Apfel beißen und mit der Wahrheit rausrücken, das ersparte ihnen beiden Streit und Kummer in der Zukunft. Julian war ein fürsorglicher Sohn, der seine Mutter Monika liebte. Wenn er weiter so gut verdiente, könnte sie den ungeliebten Bürojob an den Nagel hängen und vielleicht den kleinen Blumenladen eröffnen, von dem sie immer geträumt hatte. Monika Kossler war auch die einzige Frau, die in Julians Leben eine Rolle spielte.
„Geld ist nicht alles, mein Sohn. Ich mach mir Sorgen um dich. Du warst immer schon ein sensibler Junge“, hatte sie beim Abschied leise am Telefon gesagt. „Verkauf nicht deine Seele für die Karriere und denk daran, dass ich dich lieb hab und du hier immer ein Zuhause hast.“
Da hatte dann doch ein Kloß in Julians Hals gesessen, als er auflegte.
„Schlechte Nachrichten?“, erkundigte sich Chris, als er bemerkte, wie bedrückt der Kollege aussah. Die Jungs saßen im Wohnzimmer und spielten ein Konsolenspiel am TV-Gerät. Abends gab es ab und zu ein paar Stunden Freizeit, die sie mit Fernsehschauen oder Spielen verbrachten. An Ausgehen oder Partybesuche war ohne Bodyguards nicht zu denken.
Okon blickte ebenfalls von seinem Spiel hoch. Julian schüttelte nur den Kopf und ging hinauf in den ersten Stock. Dort befanden sich die Schlafzimmer der drei Jungs. Der Keller der Villa war zu einem Studio ausgebaut worden, in dessen Aufnahmeraum geprobt und kleine Demos aufgenommen wurden. Diese wurden dann später in einem großen Studio in München ausgearbeitet. Mittlerweile brachte auch Julian sich bei den Texten und der Komposition neuer Titel ein, was ihm großen Spaß machte.
An das Wohnzimmer grenzte ein weiterer Saal, der für Tanzübungen genutzt wurde und daher keinerlei Mobiliar beherbergte. Eine der Wände war zu diesem Zweck mit Spiegeln verkleidet worden. Einmal in der Woche kam Tanja, die freiberufliche Choreografin für die Proben der Bühnenshow. Die überschlanke, ehemalige Musicaldarstellerin stand ebenfalls exklusiv als Coach bei Bodo unter Vertrag, hatte Schweigepflicht gegenüber der Presse und stand letzten Endes genau so unter der Fuchtel des Managements wie die Boys selbst. Was Tanja selbst angesichts des monatlichen Gehaltsschecks nicht sonderlich störte. Sie machte einen guten Job und sorgte für spektakuläre Shows. Das war alles. Neben diesem Tanzsaal wiederum befand sich das Fitnessstudio mit allen erdenklichen Geräten. Auch hier sorgte einmal wöchentlich ein Personal Trainer für die notwendige Ausdauer und Kraft der drei Jungs.
Julian ließ sich auf sein Bett fallen, verschränkte die Arme hinter den Kopf und starrte an die Decke. Wenige Minuten später klopfte es an seiner Türe. „Herein.“
Chris betrat das Zimmer. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er. Chris hatte sich in den letzten Wochen um Julian gekümmert und ihm alles aus dem Musikgeschäft beigebracht, was er selbst wusste.
„Klar.“
„Heimweh?“
„Nö. Also, nicht direkt.“
Chris setzte sich auf die Bettkante. „War wohl alles ein bisschen viel in der letzten Zeit, was?“
Julian seufzte und richtete sich halb auf. „Naja, manchmal komm ich mir vor wie beim Militär.“ Jetzt grinste er wieder so frech wie damals beim Casting. Chris lachte auf. „Glaub ich dir gerne. Bodo gibt uns auch nicht viel Zeit zum Verschnaufen. Übermorgen sitzen wir schon im Flugzeug.“
„Wieso macht der eigentlich soviel Stress?“
Chris zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, ich denke, er will uns pushen, solange wir so gut ankommen. In dem Business kann es von jetzt auf gleich auch vorbei sein. Da nimmt er mit, was er kriegen kann. Man darf gar nicht darüber nachdenken, wieviele Leute wir noch mit durchfüttern bis hin zur Putzfrau.“ Er verdrehte die Augen.
„Hast du schon gehört, dass er uns nach der Europatour nach Japan schicken will?“
Chris nickte. „Hätte ich auch lieber erst nächstes Jahr
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