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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Das Haus auf
den Klippen
Roman
     
Aus dem Amerikanischen von
Regina Hilbertz
     
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
    In freudiger Erinnerung an
Maureen Higgins Dowling, »Mo«,
Schwägerin und Freundin
in Liebe
17. August
D
    er Sturm war bis neun Uhr abends mit voller Wucht ausgebrochen, und eine steife Bö trieb mächtige Wellen krachend gegen die Ostküste von Cape Cod. Wir werden den
Nordostwind mehr als nur am Rand abbekommen, dachte Menley, während sie sich über das Spülbecken reckte, um das Fenster zu schließen. Es könnte ja sogar Spaß machen, überlegte
sie, um sich selbst zu beruhigen. Die Flughäfen auf dem Cape
waren außer Betrieb, und deshalb hatte Adam für die Fahrt
von Boston her einen Wagen gemietet. Er müßte bald dasein.
Es standen reichlich Lebensmittel zur Verfügung. Sie hatte
Kerzenvorräte angelegt, nur für den Fall, daß der Strom ausfiel, obwohl die Vorstellung, nur mit Kerzenlicht hier im Haus
zu sein, erschreckend war – falls sie mit ihrem neuerlichen
Verdacht recht hatte.
Sie machte das Radio an, suchte einen Sender und fand die
Station von Chatham, wo gerade Musik aus den vierziger Jahren gespielt wurde. Sie hob erstaunt eine Augenbraue, als das
Benny Goodman Orchester den Auftakt von Remember zu spielen begann.
Ein besonders passender Song, wenn man in einem Haus
wohnt, das Remember House heißt, dachte sie. Sie widerstand
der Versuchung, auf einen anderen Sender umzuschalten, griff
nach einem gezackten Messer und fing an, Tomaten für einen
Salat in Scheiben zu schneiden. Bei seinem Anruf hatte Adam
gesagt, er habe keine Zeit zum Essen gehabt. »But you forgot to
remember – Du hast vergessen, dran zu denken«, trällerte der
Sänger.
Das einzigartige Geräusch, das der Wind machte, wenn er am
Haus vorbeibrauste, begann wieder zu ertönen. Das Haus, das
hoch oben über dem brodelnden Wasser auf dem Uferdamm
saß, wurde im Sturm zu einer Art Blasebalg, und der rauschende
Sington, den es erzeugte, wirkte wie eine ferne Stimme, die ausrief: » Remember, remember… Erinner dich, denk daran…«
Nach allgemeiner Überlieferung hatte diese Besonderheit im
Lauf der Jahrzehnte dem Haus seinen Namen gegeben.
Menley durchlief ein Schauer, als sie nach den SellerieStangen griff. Adam wird bald hier sein, hielt sie sich vor Augen. Er würde ein Glas Wein trinken, während sie etwas Pasta
machte.
Plötzlich war ein Geräusch zu hören. Was war das? War eine Tür aufgeschlagen? Oder ein Fenster? Da stimmte etwas
nicht.
Sie stellte das Radio aus. Das Baby! Schrie die Kleine? War
das ein Aufschrei oder ein unterdrücktes, würgendes Geräusch?
Menley rannte zur Anrichte, packte das Babyphon und hielt es
sich ans Ohr. Wieder ein ersticktes Luftholen – und dann nichts.
Das Baby war im Begriff zu ersticken!
Sie hastete aus der Küche in die Eingangshalle, auf die Treppe zu. Von dem filigranen fächerförmigen Fenster über dem
Vordereingang her fielen graue und purpurfarbene Schatten auf
die breiten Bodendielen.
Ihre bloßen Füße berührten kaum die Stufen, als sie nach
oben in den ersten Stock und den Gang entlang raste. Gleich
darauf hatte sie die Tür zum Kinderzimmer erreicht. Vom Kinderbett her war kein Ton zu hören. »Hannah, Hannah«, rief
sie.
Hannah lag mit ausgestreckten Armen auf dem Bauch, völlig
reglos. Voller Panik beugte sich Menley hinunter, hob das Baby
auf und drehte es gleichzeitig herum. Vor Entsetzen weiteten
sich ihr die Augen.
Der Porzellankopf einer antiken Puppe lag an ihre Hand gelehnt da. Ein aufgemaltes Gesicht starrte ihr entgegen.
Menley versuchte zu schreien, aber sie brachte keinen Ton
heraus. Und dann hörte sie hinter ihrem Rücken eine Stimme
flüstern: »Tut mir leid, Menley. Es ist alles vorbei.«
1

D
anach versuchte Scott Covey während des ganzen Verhörs
allen Anwesenden begreiflich zu machen, wie die Sache
eigentlich vor sich gegangen war.
    Er und Vivian hätten auf einer Steppdecke auf dem Bootsdeck
ein Schläfchen gemacht, wobei die dunstverhangene Sonne und
das sanfte Plätschern des Wassers sie in einen angenehm schläfrigen Zustand versetzt hätten.
    Er hatte dann ein Auge geöffnet und gegähnt. »Mir ist heiß«,
sagte er. »Willst du dir mal den Meeresboden anschauen?«
Vivian streifte daraufhin mit den Lippen über sein Kinn. »Ich
bin, glaub ich, nicht in der Stimmung dazu.« Ihre leise Stimme
war träge, ein zufriedenes Murmeln.
»Ich aber.« Er sprang entschlossen auf und blickte über den
Bootsrand. »Es

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