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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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noch heute bei dem Gedanken daran, wie sein Auto damals gerumpelt hatte und welche unglaublichen Laute an sein Ohr gedrungen waren, als er Elfie mit dem schweren Rolls überfahren hatte. Der Wagen hatte zwar eine unglaublich komfortable Radaufhängung und eine traumhafte Stoßdämpfung. Aber er war im Grunde nicht dafür gebaut, Menschen zu überfahren, ohne dass man drinnen Tee verschüttete.
    Die zweite Schönheit, deren Tötung MYLADY in Auftrag gegeben hatte, hieß Sybil. Sie saß in einer Loge und Tweeford konnte sich ihr ungesehen von hinten nähern. Nur ein Vorhang, halb zugezogen, trennte ihn von ihr. Fast genussvoll ließ er die Erscheinung auf der Bühne aussprechen: "Sei blutig, kühn und frech; lach aller Toren, dir schadet keiner, den ein Weib geboren: Kein solcher kränkt Macbeth.“ (William Shakespeare, Macbeth, 4. Aufzug, 1. Szene.; Anm. d. Verf.)
    Dann hatte er Sybil eine Hand auf den Mund gedrückt und ihr durch den Vorhang einen schlanken Dolch direkt in den Nacken gestochen. Leblos war sie ihrem Begleiter in den Schoß gesunken, der daraufhin in hysterisches Schreien ausgebrochen war. Vielleicht schrie er heute noch. Während des entstehenden Tumultes konnte sich Tweeford elegant zurückziehen.
    "Nun, es gibt sicher viele Möglichkeiten, sich ihrer zu entledigen", fuhr MYLADY nachdenklich fort. "Ich möchte dich durch meine Vorlieben nicht zu sehr in deiner kreativen Entfaltung einengen."
    MYLADY konnte in der Tat sehr liebenswürdig sein, dachte Tweeford bei diesen Worten, vorausgesetzt, man tat, was sie wollte. Der Butler sah im Spiegel, wie Sophia vor einer Eisdiele hielt, das Auto abstellte und auf einen kleinen, runden Tisch zuging, an dem ein junger Mann saß, der sie offensichtlich erwartete.
    "Ihr Prinz!", kicherte MYLADY.
    "Gewiss ein junger Internist, spezialisiert auf Vergiftungen", ging Tweeford auf ihren lockeren Ton ein. Offenbar hatte sich die größte Gewittergefahr schon verzogen.
    Der italienische Kellner stellte ein riesiges Eis vor Sophia hin. Offenbar wusste er genau, was sie wünschte. Nachdenklich beobachtete Tweeford, mit welchem Heißhunger Sophia über das Eis herfiel. Er nickte und sagte schließlich: "Gift!"
    "Vielleicht solltest du den Prinzen gleich mitvergiften, damit ein Ausgang wie in 'Schneewittchen' von vornherein ausgeschlossen ist", schlug MYLADY vor.
    "Unsinn!", antwortete Tweeford gelassen. Er hatte seinen Mannesmut wiedergefunden. "Vielleicht sollten Sie sich ein wenig aus Ihrem düsteren Palast herausbewegen und sich selbst des Prinzen annehmen. Dann können Sie sicher sein, dass er Sie am Ende nicht in glühenden Pantoffeln tanzen lässt."
    MYLADY sah Tweeford mit ihren wunderschönen, blauen Augen an.
    "Das ist wirklich ein guter, ein reizvoller Gedanke. Ja, das würde mir sehr viel Spaß machen." Ihre Stimme wurde zu einem vor Erregung rauen Flüstern. "Und jetzt, lieber Tweeford, haben wir uns genug mit den ernsten Dingen des Lebens beschäftigt."
    Sie erhob sich, während er immer noch vor ihr kniete und drückte sein Gesicht sanft zwischen ihre Schenkel.
    "Und jetzt", setzte sie erneut an, "eine kleine Belohnung für deine aufmerksame und fruchtbare Kooperation. Jetzt darfst du mir etwas Freude bereiten."
    Sie zog ihn zu dem großen Bett, das mitten im Raum stand und ließ Tweeford ausgiebig von der großen Gunst kosten, die er, wie sie meinte, nirgendwo sonst würde finden können. Nirgendwo!
    Und während der ältliche Butler ächzte und MYLADY stöhnend seine Gewogenheit beteuerte, für dieses Leben und darüber hinaus, wimmelten und tummelten sich in den dunklen Ecken des Raumes namenlose Geschöpfe, blinden und stumpfen Blickes, die einmal mindestens so groß und genauso stark gewesen sein mochten wie der Riese Tweeford.
    Nur wenige Tage später hatte sich der Butler mit Sophia bekanntgemacht. Er konnte das gut. Er besaß einfach die Fähigkeit der nahtlosen Anpassung. Tweeford stellte sich Sophia als irischer Psychologe vor, der ein ähnliches Wohnfamilienmodell wie das ihre für Dublin verwirklichen wollte. Sophia war von seinen ruhigen, wohlgesetzten Worten offensichtlich beeindruckt. Allerdings strahlte auch seine hohe Gestalt diese gewisse Solidität aus, die Vertrauen erweckt, zumal sie verbunden war mit jener unvergleichlichen Mischung aus weltmännischem Charme und jungenhafter Unsicherheit, auf die Tweeford besonders stolz war.
    Der Butler besuchte Sophia zunächst in ihrer Wohnfamilie. Dann aber kam der Tag. Sie verabredeten sich in

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