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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Kapitel 1
    Sie hob ihren Kopf. Langsam. Als könne eine hektische Bewegung etwas zerstören. Die Stimmung des Moments. Sie wollte ihn nicht zerstören. Mit einer langsamen Bewegung zog sie die Wolldecke zurecht. Jetzt lag sie wieder auf der Schulter von Oliver Hell. Dr. Franziska Leck schloss ihre Augen. Hell lag mit dem Kopf auf ihrem Schoß. Der Wind spielte durch das Haar des Mannes. Der Blick auf die Narbe auf der Stirn wurde frei. Sie war gut verheilt, doch sie würde nie wieder ganz verschwinden. Sie würde ihn immer an die Nächte in der Gewalt der Kidnapper erinnern.
    Es war jetzt zwei Monate her. Der Januar 2013 war bisher sehr ungemütlich. Winter. Sie hatten ein Ferienhaus an der Nordsee gebucht. In der Nähe von Fedderwardersiel. Hell brauchte Ruhe, er war noch nicht wieder im Dienst. Noch zwei Wochen konnten sie sich ausruhen. Zusammen.
    Nein, da war noch jemand. Morgen würde Christoph Hell ankommen. Er hatte seine Entziehungskur hinter sich. Erfolgreich. Dr. Legerlotz hatte grünes Licht gegeben. Er war clean. Endlich. Christoph Hell und sein Vater konnten die Zeit nutzen, um sich weiter anzunähern. Sie waren sich bereits näher gekommen. Christoph hatte sehr gelitten. Nachdem sie am Abend die Nachricht von der Rettung seines Vaters erhalten hatten, hatte er es sich nicht nehmen lassen, noch am nächsten Tag aus dem sicheren Versteck ins Krankenhaus zu fahren.
    Als er dort den Zustand seines Vaters sah, hatte er beinahe einen Zusammenbruch erlitten. Erst der Arzt konnte ihn beruhigen, dass die Wunden bald verheilen würden.
    Anders war es mit den Wunden auf der Seele. Es hatte eine Weile gedauert, bis Hell Dr. Leck gestand, dass er nachts wiederkehrende Albträume hatte. Wiederkehrend. Immer derselbe Inhalt. Erst in den letzten Nächten, die sie gemeinsam verbrachten, waren sie nicht mehr aufgetreten. Hell ging es besser.
    „ Du wirkst wie ein Wunderelixier“, hatte er gesagt und Franziska zart auf den Mund geküsst. Sie hatte ihn angeschaut.
    „ Achja“, sagte sie.
    „ Ja, ich fühle mich bei dir immer ein wenig wie auf der Couch. Du schaust mir direkt in die Seele. Ich liege völlig nackt vor dir“, sagte er lachend.
    „ Was Du nicht sagst“, antwortete sie.
    Hell wachte auf. Er schaute Franziska Leck an. „Habe ich lange geschlafen?“
    „ Der Mond ist bereits wieder untergegangen“, antwortete sie mit einem Lächeln.
    „ Dann kann ich ja direkt wieder weiterschlafen“, sagte er, und schloss die Augen. Seine Mundwinkel umspielte ein Lächeln. Er drückte seinen Kopf gegen ihren Bauch. Sie fuhr mit der rechten Hand durch sein Haar.
    Er öffnete die Augen. „Was denkst Du? Haben wir eine Chance, ich als Patient, Du als, wie sagt Christoph immer, meine Psychotante?“
    „ Ein Patient-Therapeut-Verhältnis ist immer schwierig“, antwortete sie gespielt ernst, „Es gibt viele Präzedenzfälle …“
    Hell legte ihr den Zeigefinger auf den Mund. „Pst, nichts verraten. Ich liebe es, selber auf Lösungen zu kommen. Vergiss nicht, ich bin ein Kriminaler.“
    „ Du hast mich gefragt.“
    „ Das war rein rhetorisch“, meinte er lakonisch. Sie knuffte ihn in die Seite. Er blickte auf das Watt, was sich vor ihnen erstreckte. Es war Ebbe. Hell liebte die Nordsee. Weite. Wandel. Wiederkehr. Verlässlichkeit.
    „ Hunger?“, fragte sie.
    „ Wie ein Bär“, sagte er und streifte die Decke von sich.

Kapitel 2
    Es war Samstag, der neunte März 2013. Ein herrlicher Vorfrühlingstag. Lea Rosin kam vom Joggen zurück und öffnete die Haustüre. Eben hatte sie noch an den gestrigen Abend gedacht, den sie mit ihrer Freundin Andrea und anderen Freunden verbrachte. Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete sie den Briefkasten. Darin lag ein Brief. Braun. Unschuldig. So ein Brief, wie sie schon vor über einem Vierteljahr in ihrem Kasten gefunden hatte. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie blickte mit ängstlichem Blick zur Türe. Wie war derjenige ins Haus gekommen?
    Damals hatte sie sich beinahe darüber gefreut, weil Mashad Agayer, der Mann aus Baku, sie dem Team zugehörig fand. Dabei war sie erst genau in dieser Woche als Ersatz für Christina Meinhold zum Team gestoßen.
    Doch jetzt fühlte sie sich bedroht. Es war Samstag kurz vor Mittag. Sie überlegte. Schnell flog sie die Stufen zu ihrer Wohnung hoch, kontrollierte vorsichtshalber alle Zimmer.
    Alleine. Sie war alleine mit ihrer Beklemmung. Konnte das denn sein?
    Sie holte ihr Handy vom Küchentisch und drückte die Kurzwahl

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