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Mondschein, Kuesse Und Amore

Mondschein, Kuesse Und Amore

Titel: Mondschein, Kuesse Und Amore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Hardy
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Fremdenführer.“
    „Wer im Vatikan Führungen machen will, braucht eine Lizenz, und die habe ich nicht“, erklärte er.
    Hand in Hand liefen sie den Tiber entlang. Bei einer der Brücken blieb Rico stehen. „Ich weiß, ich bin heute eigentlich nicht im Dienst, aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich dir nicht erzählen würde, dass dies die älteste Brücke Roms ist, erbaut vor fast zweitausend Jahren.“
    „Du meinst, das ist eine Brücke aus der Römerzeit?“ Dabei sah sie so stabil aus, als wäre sie nach modernsten Architekturplänen erbaut worden. „Wow. Wenn man sich vorstellt, dass genau hier die alten Römer schon entlanggegangen sind.“
    „The more things change, the more they stay the same“, zitierte er einen Song von Jon Bon Jovi.
    Trastevere, der Stadtteil auf der anderen Seite des Flusses, war unglaublich malerisch. Die Häuser waren in verwaschenem Terrakotta und Safrangelb gestrichen, Wein rankte auf Balkonen und Terrassen, und große Blumentöpfe mit saftig grünen Sträuchern zierten die Hauseingänge. Ella genoss das Mittagessen auf dem Platz vor der Kirche Santa Maria. Als Rico erfuhr, dass sie sich für alte Kirchen interessierte, lächelte er. „Ausgezeichnet, denn ich wollte dir eine ganz besondere Kirche zeigen, gleich da drüben auf der anderen Seite des Flusses.“
    „Skurril“ trifft es nicht ganz, dachte Ella, als sie die riesige Steinplatte auf einem Sockel in der Vorhalle der Basilika Santa Maria in Cosmedin betrachtete. Darauf war das gemeißelte Gesicht eines wilden Mannes zu sehen. Der Mund unter seinem Schnurrbart stand offen, und eine wilde Mähne und ein Bart umrahmten sein Gesicht. Durch sein linkes Auge und neben seinem Mund verliefen tiefe Risse. Ein ziemlich imposanter Anblick.
    „Das erinnert mich ein bisschen an den grünen Mann in manchen englischen Kirchen“, bemerkte sie. „Was ist das?“
    „Der Bocca della Verità  – der Mund der Wahrheit“, übersetzte er. „Wer im Mittelalter der Lüge bezichtigt wurde, musste seine Hand durch das Loch im Mund stecken. Wer die Hand unversehrt zurückziehen konnte, sprach die Wahrheit.“
    „Und wenn man gelogen hatte?“
    Er zuckte die Schultern. „Dann hat der Mund deine Hand abgebissen.“
    „Echt? Du meinst, jemand stand hinter dem Stein und hat ihnen die Hand abgehackt?“ Ein knallhartes Rechtssystem. Und sie kannte einige Leute, die nicht ungeschoren davongekommen wären. Ihr Vater zum Beispiel. Wie oft hatte er andere belogen? Ihre Mutter, seine Frau, jede, die denselben Fehler machte wie Ellas Mutter und sich in diesen charmanten, attraktiven Luftikus verliebt hatte.
    Oder ihr Ex. Wie oft hatte Michael ihr erzählt, er würde in der Universitätsbibliothek lernen, obwohl er in Wahrheit ganz woanders – oder eher bei einer anderen – war? Noch so ein charmanter, attraktiver Luftikus.
    Oder war sie selbst schuld? Weil sie nicht aus den Fehlern ihrer Mutter gelernt hatte. Weil sie Michael überhaupt erst vertraut hatte. Wie auch immer. Lügen war jedenfalls so ziemlich das Einzige, was Ella nicht tolerieren konnte und wollte. Und sie würde sich auch nie wieder auf einen charmanten, attraktiven Luftikus einlassen.
    Sie schob den Gedanken beiseite. „Oje. Das ist ja ziemlich blutrünstig.“
    „Ich glaube nicht, dass wirklich jemandem die Hand abgehackt wurde. Die Angst davor reichte, um die Leute dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen“, sagte Rico. „Der Stein ist eigentlich ein altrömischer Kanaldeckel, und das Gesicht soll den Gott Okeanos darstellen.“
    „Ganz schön imposant jedenfalls.“
    Und die Leute standen Schlange, um sich mit der Hand im Mund der Wahrheit fotografieren zu lassen.
    Rico folgte ihrem Blick. „Soll ich ein Foto von dir machen?“, fragte er.
    „Ach ja, bitte.“ Sie stellte sich ebenfalls in die Schlange und entrichtete eine kleine Spende. „Soll ich auch ein Foto von dir machen?“, fragte sie.
    „Nicht nötig“, meinte er lächelnd.
    Einen Moment lang überfiel sie der Eindruck, dass er etwas zu verbergen hatte. Aber welchen Grund sollte Rico haben, sie anzulügen? Nein. Das redete sie sich nur ein, weil sie in der Vergangenheit von allen Männern so furchtbar enttäuscht worden war.
    Er zeigte ihr noch kurz den Circus Maximus, das alte Stadion für Wagenrennen. Dann nahmen sie die U-Bahn zur Piazza del Popolo und stiegen die Stufen zur Villa Borghese hinauf.
    „Wie still es hier ist“, bemerkte sie, als sie den Pfad entlangschlenderten.

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