Mondscheingeflüster
schön was eingebrockt, nicht? Sicher bist du noch wütender auf mich als vorher.«
»Quatsch«, sagte Ted großzügig, »du konntest das alles ja nicht ahnen. Und was die Geschichte vorher betrifft: Da habe ich mich auch etwas blöd benommen. Um dir das zu sagen, war ich ja ins Hotel gekommen. Leider traf ich aber nur diese Einbrecher, und ... den Rest der Geschichte kennst du ja.«
»Ja ... ich habe ganz schön gezittert um dich.«
»Na toll. Um mich hat noch nie eine Frau gezittert, also kann ich doch froh sein, dass mir das alles passiert ist.«
»Eine Frau! Ich denke, du hältst mich für ein dummes, kleines Mädchen!«
»Ich habe das vielleicht ein bisschen zu drastisch gesehen. Du bist nicht so dumm und so klein, wie ich dachte.«
»Vielen Dank«, sagte Kathrin.
Sie grinsten einander an. Die Feindseligkeit zwischen ihnen war verflogen.
»Melde dich, wenn du mal wieder in New York bist«, sagte Ted. »Wir könnten dann ja wieder in eine Disko gehen. Allerdings nur, wenn du vorher versprichst, mir nachher nicht wegzulaufen.«
»Bestimmt nicht. Im Nachhinein ist das ja alles ganz aufregend, aber zwischendurch fühlte ich mich ziemlich schrecklich. Das hätte ja auch alles ganz schlimm ausgehen können.«
»Stimmt«, sagte Ted. Er dachte an das dunkle Kellerverlies, an seine Verzweiflung, als er allein da zurückgelassen worden war.
Der Flug nach Frankfurt wurde aufgerufen. Die Familien verabschiedeten sich voneinander. Als Kathrin an ihrem Platz saß und sich festschnallte, atmete sie tief durch. Sie sah hinaus, wo bereits die frühe Dezemberdunkelheit hereingebrochen war. Sie konnte die Lichter sehen, die die Rollbahnen markierten, die Lichter im Tower und in den Abfertigungshallen.
»Auf Wiedersehen, New York«, sagte sie leise.
Draußen dämmerte der Morgen. Erstes fahles Licht kroch durch die staubigen Stallfenster. Nichts war zu hören als der Atem der Pferde, als ein leises Schnauben dann und wann. Ein paar Tiere fraßen das Heu von der Abendfütterung; ihr gleichmäßiges Kauen klang anheimelnd und beruhigend.
»Das war wirklich toll«, sagte Pat schließlich.
Die ganze Nacht hatten sie nun im Stall gesessen und gewacht, aber keiner war müde. Im Gegenteil. Sie fühlten sich ganz kribbelig, wie elektrisiert. Gegen Ende waren sie alle völlig in den Bann der Geschichte gezogen worden, hatten überhaupt nicht mehr gemerkt, wie die Minuten und Stunden verstrichen.
Auch Kathrin wirkte so, als sei sie noch überhaupt nicht ganz da. Tom stieß sie leicht in die Seite. »He, Kathrin, aufwachen! Du bist wieder in der Eulenburg! Nicht mehr in den Straßen von Manhattan. Du kannst aufwachen!«
Kathrin sah ihn ganz vorwurfsvoll an. »Komisch«, sagte sie, »als ich das eben erzählte, habe ich alles noch einmal erlebt. Ich habe wieder gefühlt wie damals.«
»Das ist doch klar!«, rief Angie. »Wenn man so etwas Aufregendes erlebt, wird man sich immer daran erinnern, was man dabei gefühlt hat. Wirklich, Kathrin, ich beneide dich. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
»Ich auch«, stimmte Chris zu.
Pat grinste. »Ich glaube, als Einzige ist unsere liebe Diane nicht richtig zufrieden. Du hättest dir bestimmt ein Happy End zwischen Kathrin und dem schönen Ted gewünscht, nicht wahr?«
Diane sah sie verletzt an.
»Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht. Ich hatte nur Angst, dass Ted eine Ewigkeit da unten in dem schrecklichen Keller sitzen muss.«
»Ich wette, du hättest geschrien wie am Spieß«, zog Angie ihre Schwester auf, »und dir auch noch eingebildet, überall wären Ratten und Mäuse.«
»Und Spinnen«, setzte Chris hinzu. »Jetzt lasst Diane in Ruhe«, nahm Tom sie in Schutz. »Schaut lieber mal, wie gut es Lucia wieder geht. Ich finde, sie sieht richtig gesund aus.«
Tatsächlich stand Lucia wieder ganz munter in ihrer Box und wieherte freudig, als sich die gesamte Aufmerksamkeit ihr zuwandte und alle an sie herantraten und ihren Hals streichelten.
»Wie spät ist es eigentlich?«, fragte Chris.
Angie schaute auf die Uhr. »Halb sieben. Zeit zum Aufstehen.«
»Heute ist ja Fuchsjagd!«, rief Pat. »Das hätte ich jetzt über Kathrins Abenteuer fast vergessen! Wir müssen uns umziehen und die Pferde zurechtmachen und frühstücken!«
Sie liefen ins Haus, wo die ersten Mitbewohner schon verschlafen aus ihren Zimmern auftauchten.
»Wie ist denn das Wetter?«, fragte ein blondes Mädchen, das einen rosafarbenen Schlafanzug trug und wie ein
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