Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
schrumpfte wieder, ein Vorgang von mathematischer Präzision, eine kosmische Symphonie aus Licht und Energie. Feinberg sah zu, hörte nur noch den eigenen Herzschlag, wünschte sich mit ganzer Willenskraft, dichter an das Ereignis heranzurücken, versuchte die Gewaltigkeit dessen zu erfassen, was er sah.
    »Professor, ich denke, die Sache ist doch dringlich.« Eine neue Stimme. Hoxon. Zuerst wußte Feinberg nicht so recht, wovon der Mann eigentlich redete. Dann fiel ihm die Nachricht wieder ein. Er fischte sie aus der Tasche.
    Sie stammte aus dem Orbitallabor:
     
    Wes,
    von einer Betrachterin aus der Gegend von St. Louis wurde ein anomales Objekt gemeldet. Bitte überprüfen.
     
    In einem umrandeten Feld am unteren Seitenrand standen die Koordinaten. Das Objekt befand sich direkt im Sternbild der Fische.
    »Ich komme zurück«, sagte er zu Hoxon. Er wollte jetzt ohnehin in die Sonnenfinsternis hinausgehen, weg von der Menschenmenge, raus aus dem Auditorium. Er wollte sich ganz in das Ereignis stürzen, es kosten, es in die Seele aufsaugen.
    Er knöpfte sich den Pullover zu und eilte über den Parkettboden, hinaus auf den Parkplatz. Es war ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit, und er steckte die Hände in die Taschen. Das Observatorium stand mitten in der Natur. Die Fußwege und Rasenflächen waren verlassen. Feinberg suchte Van Maanens Stern und entdeckte links davon ein Licht, das dort eigentlich nicht hingehörte. Er lachte meckernd und stieß vor schierer Freude den rechten Arm in die Luft.

 
3.
     
     
Mondbasis, Grissom Country, 12 Uhr 49
     
    Sam Anderson war seit sechs Monaten Chefagent der Secret-Service-Abteilung des Vizepräsidenten. Und im Augenblick war er unzufrieden. Es sollte eigentlich ein einfacher Auftrag sein. Sie hielten sich in einer Zone auf, zu der nicht jeder Zutritt hatte. Die Bewohner der Mondbasis hatten allesamt psychologische Auswahltests absolviert, um Verrückte auszusondern, und die Besucher waren VIPs, die in einer weniger abgesicherten Zone mit ihren eigenen Sicherheitsgruppen unterwegs gewesen wären.
    Trotzdem fühlte Sam sich nicht wohl in dieser Situation. Natürlich fühlte er sich im Einsatz nie wohl. Er ging immer davon aus, daß irgendwo ein potentieller Meuchelmörder lauerte und nur auf die richtige Gelegenheit wartete. Und die Mondbasis brachte für Sam mehrere eindeutige Nachteile mit sich.
    Die Leute hier wohnten und arbeiteten auf engem Raum. Auf den Korridoren und in den Konferenzräumen war es wirklich unmöglich, einen Ring um ›Teddy‹ zu bilden, was ihr Codename für Haskell war. Der Name bezog sich natürlich auf die Skizzen und Erinnerungsstücke von Theodore Roosevelt, die der Vizepräsident in seinem Büro aufbewahrte.
    Sams Lieblingsstück war ein manipuliertes Foto, das Theodore Roosevelt und Charlie Haskell zeigte, wie sie, beide in Wildleder, gemeinsam vor dem Dakota Saloon in den Badlands standen.
    Schußwaffen waren auf der Mondbasis verboten. Sam hatte dagegen Einwände erhoben, aber es gab keine Ausnahmen. Deshalb führten die Agenten nur Betäubungswaffen mit. Die würden nicht viel wert sein, falls irgend jemand einen Revolver an den Sensoren vorbeigeschmuggelt hatte.
    Und Verstärkung war natürlich weit entfernt. Die Mondbasis verfügte über keine Sicherheitskräfte, die diese Bezeichnung verdient hätten. Man ging davon aus, daß die Bewohner sich an die Vereinbarungen hielten und nach den Vorschriften lebten. Wenn jemand zuviel trank und zum Problem wurde, würde man sich um ihn kümmern. Falls jedoch ein paar Leute mit kriminellen Absichten, auftauchten und es ihnen gelang, Waffen auf die Basis zu schmuggeln (was Sam nicht für besonders schwierig hielt), konnten sie wohl weitgehend ihren Willen durchsetzen. Er fragte sich, ob das Mondunternehmen erst eine kleine Katastrophe erleben mußte, ehe man hier schlau wurde und eine harte, tüchtige Polizeieinheit aufbaute.
    Noch etwas machte ihm Sorgen. Man brauchte schon eine Zeitlang, um sich an die verminderte Schwerkraft zu gewöhnen. Sam war sich nicht sicher, wie effektiv seine Agenten im Notfall reagieren konnten. Wer sich hier rasch bewegte, prallte schnell von der nächsten Wand ab.
    Sam war achtunddreißig Jahre alt, zweimal geschieden und hatte ein Kind aus jeder Ehe. Er hatte einen Abschluß von der Ohio State University, wo er die zweihundert Meter schneller gelaufen war als je zuvor jemand in der Geschichte der Universität. Im Hauptfach hatte er Politikwissenschaft belegt,

Weitere Kostenlose Bücher