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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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welche Stimmenblocks sie sich bemühten und welche sie abzutreten bereit waren.
    Er stellte fest, daß er in diesen Dingen die perfekte Masche draufhatte, und sein Onkel gewann mühelos. Rick kehrte nie mehr in seinen alten Job zurück.
    Ein paar Jahre später sorgte er für die Wahl von Avery Foster, des absolut unfähigsten Bürgermeisters, den Chicago je erlebt hatte. Mit diesem Sieg begründete Rick seine Reputation. Als ihn in späteren Jahren Journalisten mit Fosters Korruptheit und Inkompetenz in die Enge treiben wollten, nahm Rick die Position ein, daß es nicht seine Aufgabe war, in einer politischen Kampagne die Wahrheit ans Licht zu bringen. »Meine Aufgabe ist es«, erklärte er einmal Fox TV, »mich für die eine oder die andere Seite zu engagieren. Die Wahrheit wird sichtbar, wenn Ideen aufeinanderprallen, und ist nicht abhängig davon, daß eine bestimmte Person sie befürwortet.«
    Rick hatte seit Foster eine Menge Wahlkämpfe gewonnen und niemals einen verloren. Er freute sich darüber, jetzt für Charlie Haskell zu arbeiten, obwohl er fand, daß es ihn weniger forderte, einen guten Kandidaten zum Sieg zu führen. Charlie lag im Moment zurück, aber das beruhte nur auf Kolladners mangelnder Unterstützung. Er war der ideale Kandidat, aufrichtig, recht intelligent und mit Avery Fosters Talent ausgestattet, das Richtige zu sagen. Er war jung, wirkte mit seinen einsneunzig körperlich beeindruckend, sah gut aus und war insgesamt die Art Kerl, den die meisten Eltern für ihre Tochter wünschen würden.
    Und er zeichnete sich durch ein phantastisches Lächeln aus. Bei amerikanischen Wählern kompensierte ein einziges supertolles Lächeln eine vier Jahre währende Unsichtbarkeit.
    Rick wünschte sich, er hätte an den Namen der Frau mit den grüngefleckten Augen kommen können.
     
     
Skyport Orbitallabor, 13 Uhr 58
     
    Tory warf einen kurzen Blick auf ihr Zentraldisplay, das ihr ein Live-Bild von brodelnden Venuswolken zeigte.
    Die Venus-Sonde von 2016 hatte ein 0,8-Meter-Teleskop von Hofleiter an Bord gehabt, das auf eine Umlaufbahn geschossen worden war, sobald der Hauptteil der Sonde in die Atmosphäre der Venus eingedrungen war. Das Hofleiter-Teleskop konnte ultraviolettes, sichtbares und fast infrarotes Licht aufnehmen, indem es Wellenlängen von 115 bis 1010 Nanometern abdeckte. Es wies zwei Spektrographen auf, ein Hochgeschwindigkeits-Photometer, ein breitbandiges Advanced Charge-Coupled Device [iv] und einen fein abgestimmten Steuerungssensor. Die Hauptaufgabe des Teleskops bestand darin, die Venusatmosphäre zu kartographieren, ihren Turbulenzen nachzuspüren und damit ein besseres Verständnis irdischer Wettermuster zu ermöglichen.
    Jetzt lag die Genehmigung vor, es neu auszurichten. Das taten die Skyportleute nur widerwillig. Wenn man planetare atmosphärische Prozesse beobachtete, war unablässiges Hinsehen alles. Sequenzen und Entwicklung, darum ging es. Eine zweite Nachricht von Feinberg hatte jedoch zu diesem Vorgehen genötigt:
     
    WAHRSCHEINLICH EIN KOMET;
    SEHR GROSSER HALO.
     
    Ein Komet.
    Tory war begeistert. Es war immer aufregend, an einer solchen Entdeckung teilzuhaben, selbst wenn die Anerkennung dafür Tomiko Wie-auch-immer in St. Louis galt. Aber falls das Ding ein Komet war, befand es sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne und würde auf diesem Weg wieder dort draußen verschwinden. Dann wäre es für das bloße Auge womöglich mehrere Monate lang nicht mehr erkennbar, bis die Erde auf ihrer eigenen Bahn auf die andere Seite der Sonne geriet.
    Aber damit stellte sich eine Frage: Warum hatte im, sagen wir, letzten Oktober niemand das Objekt bemerkt, als es im Anmarsch und die Erde auf der anderen Seite der Sonne gewesen war?
    »Bin soweit«, informierte sie Windy.
    »Dann los.«
    Sie hatte die Koordinaten des Kometen schon eingegeben und konnte die Neuausrichtung mit einem Knopfdruck einleiten. Das tat sie mit Schwung, und sie und ihr Vorgesetzter sahen, wie das Bild von den Monitoren verschwand. Der Orbiter brauchte mehrere Minuten, um sich um die eigene Achse zu drehen, sich neu zu orientieren und scharf einzustellen.
    »Liegt wahrscheinlich daran, daß er nicht besonders hell ist«, meinte Windy. »Passiert ständig.«
    »Ständig?«
    »Na ja, gelegentlich.«
    Jetzt tauchten die ersten Bilder auf. Die Auflösung pendelte sich ein, und sie sahen ihn! »Komet Tomiko«, sagte Tory.
    Windy grinste. »Bleib an der Sache dran«, sagte er. »Vielleicht findest du mal einen

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