Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
später ein Offizierspatent erworben und vier Jahre bei der Marine gedient. Ein Offizierskamerad überzeugte ihn dort von den vielen Vorzügen und dem Glanz des Secret Service. Sam trat diesem also bei, während sein Freund es sich im letzten Augenblick anders überlegte und lieber auf die juristische Fakultät ging, wo er dann lernte, dick Knete zu machen, indem er Leute verteidigte, die nicht zu verteidigen waren.
    Sam erhielt seinen ersten Posten bei der Dienststelle in Detroit.
    Natürlich gab es keinen erwähnenswerten Glanz, aber die Bezahlung war anständig, und Sam hatte Spaß an der Arbeit. Mehr konnte man nicht verlangen. Er schlug sich gut, zeigte ein Talent für Geheimdienstaufgaben und wurde zweimal befördert. Schließlich schaffte er es, zur Einheit des Weißen Hauses versetzt zu werden. Er rechnete damit, es nächstes Jahr um diese Zeit bis zum leitenden Spezialagenten einer bedeutenden Dienststelle gebracht zu haben.
    Sam war genau einsachtzig groß und wie geschaffen für die Rolle des Agenten: dünnes, fein geschnittenes Gesicht, wachsame braune Augen und konservativ geschnittenes schwarzes Haar. Im Dienst verfiel er mühelos in die höflich-kühle, monotone Sprechweise, die fast eine Parodie der Hollywood-Agentensprache war. Dies schien jedoch niemandem etwas auszumachen, und auf Pensionierungsfeiern und Belobigungsbanketten ließen sich seine Kollegen nie die Chance entgehen, ihn nachzuäffen. Das war immer für einen Lacher gut.
    Er leistete gute Arbeit: zäh, zuverlässig, clever. Seine beiden Ehefrauen erkannten mit der Zeit auch, daß er seine Seele sorgsam verborgen hielt. Vielleicht gaben sie deshalb schließlich ihre Versuche auf, weiter mit ihm klarzukommen: Weil sie nur kurze Eindrücke von dem Teil seines Wesens erhaschten, den sie liebten. Im Gegensatz zu den übrigen Mitgliedern seiner Gruppe hätte Sam der Besuch der Mondbasis Spaß gemacht, hätte er sich nur für ein paar Stunden entspannen können.
    Aufgrund der besonderen Umstände dieses Einsatzes hatte man ihm nur drei weitere Agenten zugeteilt. Sie alle blieben bei feierlichen Anlässen ständig in der Nähe ihres Schützlings. Zu anderen Gelegenheiten teilte Sam die Gruppe auf, damit sich jeder auch mal ausruhen konnte. (Auf Besichtigungstour zu gehen, kam hier nicht in Frage.) Vier waren jedoch einfach nicht genug, um den Job richtig zu machen. Sie trieben sich um Teddy herum, seit sie das Weiße Haus verlassen hatten, und wurden allmählich müde.
    Wie die meisten hochrangigen Politiker machte sich der Vizepräsident nicht viel aus den ganzen Sicherheitsmaßnahmen, aber er ließ sie gutmütig über sich ergehen und gestand freimütig, daß es ihm nicht recht wäre, seine Agenten erst suchen zu müssen, wenn er sie mal brauchte. Seine Agenten. Charlie Haskell war klug genug, seinen Agenten Wertschätzung und Verständnis für ihre Aufgaben zu zeigen. Damit allein war schon sichergestellt, daß Teddy die Stimmen seiner Sicherheitsleute erhielt, falls die Partei ihn nominierte.
    Dem Secret Service war eine Doppelsuite zur Verfügung gestellt worden, die er als Unterkunft und Einsatzzentrale benutzen konnte. Sam wußte, daß sich die Feierlichkeiten des Abends bis spät in die Nacht fortsetzen würden und daß Teddy gern Parties feierte. Also stand ihnen eine lange Nacht bevor. Sam hatte jedoch in einem Punkt Glück: Auf der Mondbasis galt die Washingtoner Zeit, so daß keine Zeitumstellung zu verkraften war.
    Es sei ein problemloser Einsatz, hatte der operative Leiter hartnäckig behauptet. Sam machte sich trotzdem Sorgen, wie er es bei seiner Ausbildung gelernt hatte. Der Secret Service hatte in über sechzig Jahren niemanden verloren, und Sam war nicht daran interessiert, daß diese Glückssträhne riß.
     
     
Skyport Orbitallabor, 13 Uhr.
     
    Der Schatten das Mondes glitt in nordöstlicher Richtung nach Neuengland und Kanada hinein. Er lief direkt südlich des St.-Lawrence-Stromes entlang. Toronto und Montreal nördlich davon erlebten nur eine teilweise Sonnenfinsternis. Mit Bussen, Autos und Zügen waren jedoch Tausende begeisterter Zuschauer nach Granby, Magog und St. Hyacinthe gekommen sowie über die US-Grenze nach Burlington und Plattsburg. Die Sonnenfinsternis überquerte New Brunswick, erreichte den Golf und beschleunigte dann, als sich die Erdoberfläche unter ihr wegkrümmte. Rasch fuhr sie über die Südspitze Neufundlands hinweg und erreichte St. John’s am frühen Nachmittag Ortszeit. Eine Band legte los,

Weitere Kostenlose Bücher