Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
als sei ihr ins Gesicht geschlagen worden, blickte auf ihre Waffe und verstand, was Diane denken musste. «Um Himmels willen, Diane, das war ich doch nicht!», flüsterte sie verzweifelt, zerrte Diane auf ihre andere Seite, sodass sie zwischen ihr und dem grausigen Ding im Aufzug stand. «Hör mir zu, wir haben keine Zeit, unten ist ein weiblicher Deputy, hast du die gesehen?» Diane bewegte den Kopf. Um an Grace vorbei in den Aufzug zu sehen. Ihre Augen blickten wie besessen und waren so weit aufgerissen, dass ihr Blau von weißen Rändern umgeben war.
Grace rüttelte an Dianes Arm. «Sieh da nicht hin, Diane, sieh mich an!» Die leeren blauen Augen richteten sich langsam auf Grace, kläglich, resigniert, so zerstört wie der Kopf von Mitch.
«Was?», fragte sie teilnahmslos.
«Hast du unten jemanden gesehen?» Dianes Kopf bewegte sich auf und ab. «Weiblicher Cop.» Sie schien krampfhaft schlucken zu müssen. «Sie ist tot …furchtbares Blutbad …»
«Mein Gott.» Grace schloss ganz kurz die Augen. «Was ist mit den anderen? Harley, Annie … ?» Diane schüttelte verständnislos den Kopf.
Großer Gott, dachte Grace, sie zuckt mit keiner Wimper. Ich weiß, wohin sie treibt. Ich bin ebenfalls schon einmal an diesem Ort gewesen. Sie kniff Dianes Arm so kräftig, dass die Frau vor Schreck nach Luft rang und zurückzuckte.
«Du hast mir wehgetan.» Es begann wie ein schmerzerfülltes Flüstern und steigerte sich zu einem furchtbaren Wutgeschrei: «Du hast mir wehgetan MIR WEHGETAN MIR WEHGETAN …» Grace holte mit der freien Hand aus und schlug Diane auf den Mund. Sie drückte die Frau gegen die Wand und zischte ihr ins Gesicht: «Tut mir Leid. Aber es musste sein. Und nun hör mir zu. Ich muss nach unten. Ich muss Harley und Roadrunner finden. (Und, lieber Gott, bitte mach, dass Annie nicht auch dort ist, lass sie bitte draußen sein, in Sicherheit, irgendwo in einer Schlange in einem Restaurant, ungeduldig und sauer und impertinent und lebendig …) Verstehst du mich, Diane? Ich muss nach unten, und ich kann dich nicht hier oben allein lassen. Du musst mit mir kommen, immer schön hinter mir bleiben, in Ordnung? Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, das verspreche ich.» Denn diesmal hatte sie eine Waffe, und, bei Gott, diesmal war sie gerüstet. Niemand würde mehr für das zweifelhafte Privileg, ein Freund von ihr zu sein, mit seinem Leben bezahlen müssen.
«Wir können nicht gehen, Grace.»
«Wir müssen aber. Es wird ja nicht lange dauern.» Grace dachte schnell, redete schnell, merkte, wie die kostbaren Sekunden verrannen, verfluchte ihre Vorstellungskraft, Harley und Roadrunner und Annie irgendwo da unten liegen und verbluten zu sehen, während die verfluchte dämliche selbstsüchtige Diane hier oben … Sie riss sich zusammen und holte tief Luft, um die notwendige Wut von Diane zu lösen und auf den Killer zu richten.
«Komm schon, Diane. Es ist Zeit zu gehen», sagte sie wohlüberlegt. «Das hast du mir einmal gesagt, weißt du noch?
Und du hattest Recht. Erinnerst du dich?» Diane blinzelte. «Im Krankenhaus.»
«Genau. Ich war im Krankenhaus, und du hast mir gesagt, dass wir manchmal bestimmten Dingen aus dem Weg gehen müssen. Dass alles gut würde, wenn ich einfach ginge. Und das haben wir auch getan, weißt du noch … ?»
«Aber …» Diane sah sie hilflos an. «So hab ich es aber nicht gemeint. Wir sollten nicht alle gehen.» Grace ahnte, dass es da wohl einen winzigen Haken gab.
«Was?»
«Du warst diejenige, die gehen sollte. Ich nicht, Mitch nicht, nur du allein, aber dann sind doch alle gegangen, alle mussten Grace folgen, und ich musste auch gehen, und siehst du jetzt, was du angerichtet hast?» Sie weinte inzwischen hemmungslos. Sie kramte in ihrer Tasche nach einem Papiertaschentuch, holte aber eine .45er mit Schalldämpfer hervor und presste Grace die Mündung gegen die Brust.
Kapitel 47
Magozzi biss sich in die Innenseite der Wange, als er die Kurve in die Washington auf zwei Rädern nahm, und schmeckte Blut, während er eine Ewigkeit wartete, bis alle vier Räder den Straßenbelag wieder fanden. Dann erst trat er hart auf die Bremse.
Sie schleuderten zur Seite, bis sie schließlich direkt vor dem Lagerhaus zum Stehen kamen und gerade noch sahen, wie Halloran, der breitbeinig vor der kleinen grünen Tür stand, sein ganzes Magazin auf das Türschloss leerte und Schrapnell unter Höllenlärm in alle Richtungen durch die Gegend flog.
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