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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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traktiert.»
    «Ich war wütend.» Wie jetzt auch. «Ich habe Sie gefragt, was Sie so spät hier noch tun.» Sie sah ihn eine Minute lang an und setzte sich dann auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. «Ich habe mir all die Verhöre von heute angesehen. Meine eigenen und auch die der anderen.»
    «Hat Simons Ihnen das aufgetragen?»
    «Nein, aber es musste gemacht werden.» Sie klatschte ihm einen dicken Schnellhefter auf den Schreibtisch. Mehrere Blatt Papier waren an dessen vordere Umschlagseite geheftet. «Die einzelnen Berichte sind da drinnen. Und das da ist die Liste aller Gemeindemitglieder, die sämtlich überprüft wurden bis auf einen Mann, der im Krankenhaus liegt, und ein Ehepaar, das seine Tochter in Nebraska besucht. Nirgends was Verdächtiges.»
    «Sie haben mit allen Leuten gesprochen, die nach Meinung der Kleinfeldts exkommuniziert werden sollten?»
    «Hab ich. Dreiundzwanzig insgesamt. Können Sie sich das vorstellen? Wenn Sie's wissen wollen ­ vier von ihnen sind tatsächlich schwul.»
    «Das haben die Ihnen erzählt?»
    «Guter Gott, nein. Aber sie sind es.» Halloran blickte auf die Liste und las Namen, die er schon sein Leben lang kannte. Sharon hatte die Namen derjenigen, die von den Kleinfeldts der Homosexualität bezichtigt worden waren, mit einem gelben Marker hervorgehoben. Als er sich bei der Überlegung ertappte, wer davon wohl tatsächlich homosexuell sein mochte, legte er die Liste beiseite. «Keine Verdachtsmomente?» Sharon zuckte die Achseln. «Eigentlich nicht. Na ja, viele von ihnen waren sauer, und einige haben sogar versucht, die Kleinfeldts mit deren eigenen Waffen zu schlagen ­ sie selbst exkommunizieren zu lassen, weil sie falsch Zeugnis abgelegt hätten oder so was. Aber wie sich herausstellt, vergeben einem die Katholiken, auch wenn man eines der Zehn Gebote gebrochen hat. Man kann trotzdem Papst-Freak bleiben und braucht seinen Vereinsausweis nicht abzugeben. Aber wehe du praktizierst in deinen eigenen vier Wänden im Einverständnis mit einem anderen Erwachsenen eine spezielle sexuelle Vorliebe, dann bist du sofort draußen. Schwachköpfe.» Ihr tiefer Seufzer klang entnervt. «Jedenfalls hat nach den ersten Denunzierungen kaum jemand mehr reagiert. So hielten die Kleinfeldts zum Beispiel Mrs. Wickers für lesbisch. Die Frau ist 83 Jahre alt und schon lange jenseits von gut und böse. Die weiß noch nicht mal, was ein Homosexueller ist. Ihre Kinder sind sauer deswegen ­ wie viele andere der dreiundzwanzig auch-, aber keiner von ihnen könnte je zum Mörder werden. Glauben Sie mir.»
    «Tu ich ja.»
    «Okay. Außerdem habe ich mich beim FBI und auch beim National Crime Information Center informiert. Im Augenblick sind wir landesweit die einzigen, die einen kreativen Brustkorbaufschlitzer vorzuweisen haben. Zumindest einen mit religiösem Hintergrund. In Omaha gibt es einen, der auf Brüste fixiert ist, aber er schneidet sie nur ab. Doch wenn wir von Genitalien sprechen oder von Gesichtern, dann hätten wir da eine große Auswahl …» Plötzlich presste sie die Lippen aufeinander und starrte angestrengt an seinem Kopf vorbei auf einen Punkt an der Wand. «Was da draußen alles abläuft, können Sie sich nicht vorstellen, Halloran.» Sie sah ihn an, stand auf und setzte sich gleich darauf wieder. «Sie sehen schlecht aus. Sie sollten nach Hause fahren.»
    «Das gilt auch für Sie. Also gute Nacht, Sharon.» Er zog einen Stapel Papiere in den Lichtschein und machte sich an die Lektüre.
    «Möchten Sie darüber reden?»
    «Über was?»
    «Danny.»
    «Um Gottes willen, nein.» Er las weiter.
    «Ich aber.»
    «Dann gehen Sie und tun es woanders.»
    «Es war nicht Ihre Schuld, Mike.»
    «Ich bin nicht einer von Ihren Missbrauchsfällen, Sharon, und ich habe es auch nicht nötig, mich von einer blutjungen Schmalspurpsychologin analysieren zu lassen. Also bitte, halten Sie sich raus.»      
    «Sie versteigen sich in dieses katholische ‹Mea culpa›-Ding. Und das ist dumm.»
    «Fick dich doch, Sharon, verdammt nochmal.»
    «Na ja, das könnte vielleicht helfen, aber ich glaub nicht, dass Sie schon so weit sind. Das F-Wort hab ich von Ihnen ja noch nie gehört.» Halloran betrachtete diese nette junge Frau aus Wisconsin, deren Alltag darin bestand, sich mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern zu beschäftigen, es aber dennoch nicht über sich brachte, das F-Wort auszusprechen. «Machen Sie, dass Sie rauskommen», sagte er erschöpft. «Fahren Sie nach Hause. Lassen

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