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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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erst mal vor allen etwaigen Albträumen, die auf ihrem Fußboden lauerten, in Sicherheit gebracht worden war, hatte er nur noch leise gejault und ihr immer wieder das Gesicht geleckt. Anfangs hatte er Grace damit zum Lachen gebracht, dann hatte sie aber seltsamerweise weinen müssen.
    «Und das war mehr, als sämtliche albernen Psychiater je bewirken konnten», eröffnete sie Charlie, als sei er am Gedankenspiel ihrer Erinnerung beteiligt. Er neigte den Kopf zur Seite, sah sie an und versetzte dann dem schweren Keramiknapf auf dem Tisch vor sich einen sanften Stoß, um sie in aller Höflichkeit darauf hinzuweisen, dass sich sein Abendessen bereits verspätet hatte.    
     
    Heute gab es Lammeintopf. Für Grace ohne untergemischtes Trockenfutter.
    Nach dem Essen trollte Charlie sich auf die Couch, und Grace steuerte den lang gestreckten, schmalen Raum an, der zwischen Küche und Esszimmer eingezwängt war.
    Ursprünglich ­ zu Beginn des Jahrhunderts, als das Haus noch jung war ­ hatte er nach Aussagen des Maklers als Vorratskammer gedient.
    Diesen Raum hatte Grace als ersten renoviert, hatte den Fußboden abgezogen und wieder versiegelt und im einzigen Fenster Buntglas in dunklen, fast undurchsichtigen Farben einsetzen lassen, sodass man die Gitterstäbe davor nicht mehr erkennen konnte und auch niemand hineinzusehen vermochte.
    An einer der Wände war ein breites Bord in Tischhöhe angebracht, auf dem ihre Computer rund um die Uhr summten. Es blieb kaum noch genug Platz für den Stuhl, auf dem Grace vor den Rechnern hin und her rollte.
    «Hier drinnen kannst du unmöglich arbeiten.» Mitch war entsetzt gewesen, als er den Raum zu Gesicht bekommen hatte.
    «Das ist doch kein Büro, sondern ein Sarg.» Aber es war der einzige Ort auf der Welt, an dem Grace sich beinahe sicher fühlte.
    Sie ging zu dem großen IBM-Rechner, der mit allen Computern im Büro vernetzt war. «Na, komm schon, komm schon.» Hastig bewegte sie ihre Maus, um den Computer aus seinem Ruhezustand zu wecken, und wartete ungeduldig, die Finger über der Tastatur.
    Sie hatte sich den ganzen Tag im Büro mit einer widerspenstigen Befehlszeile für den letzten Mord abgemüht, und dann hatte sie während des Abendessens die Lösung plötzlich vor Augen gehabt. Sie konnte es gar nicht abwarten zu prüfen, ob es funktionierte.
    Sie hörte die vertrauten gedämpften Geräusche, die eine Festplatte macht, wenn sie sich durchcheckt, und dann das leise statische Knistern, mit dem der Monitor zum Leben erwachte.       
    Sie hatte sich ein Digitalfoto von Charlie als Schreibtischhintergrund eingerichtet, das ihn mit lang heraushängender Zunge und halb geschlossenen Augen zeigte, als grinse er über ein von ihm wohl gehütetes Geheimnis. Das Bild brachte sie immer wieder zum Schmunzeln.
    Sie wollte die Funktionstaste drücken, mit der sie die Programmdatei von Serial Killer Detective aufrufen konnte, kam aber nicht dazu, sie zu berühren. Sie runzelte die Stirn, als der Bildschirm plötzlich schwarz wurde, und sie erstarrte, als die in Rot gekritzelte Frage lesbar wurde.
    Ein Spiel gefällig? Sie richtete sich auf und konnte den Blick nicht von den Wörtern auf dem Monitor wenden, die eigentlich gar nicht dort stehen durften; es sei denn, sie hätte die Spieldatei schon aufgerufen, und auch dann erst nach dem Startscreen.
    Ein Bug, dachte sie. Das kann nur ein Bug sein. Doch obwohl sie das wusste, spürte sie sekundenlang noch einmal, wie die alte Furcht ihr lähmend den Rücken emporkroch und dafür sorgte, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten.
    Die letzten zehn Jahre waren im Nu ausgelöscht, und eine jüngere Grace, die noch immer in ihren Gedanken lebendig war, saß zusammengekauert in dem dunklen Wandschrank, unkontrolliert zitternd, aber ganz, ganz still.

 
    Kapitel 8
    Behindert durch ihr enges Kleid, konnte Alena Vershovsky nur trippeln, und zudem stakste sie schwankend auf den höchsten Absätzen, die sie je getragen hatte. In der Totenstille an diesem Ort konnte sie sogar hören, wie sich die Pailletten aneinander rieben, ein schabendes Geräusch, wie es auch die Schuppenhaut einer Schlange verursachte, wenn sie über den Wüstensand glitt.
    «Pailletten machen Geräusche», flüsterten ihre verzückt geöffneten Lippen.
    «Ja, das tun sie. Sind sie nicht wundervoll?» Alena nickte glücklich und hielt ihre Finger in die Höhe, um sie nochmals zu betrachten. Trotz der Dunkelheit konnte sie den roten Glanz des Lacks auf den langen

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