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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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schnappte sich die Fernbedienung vom Tisch und schaltete den Apparat aus.
    «Komm schon, Lily!» Er holte sich die Fernbedienung, schaltete den Fernseher wieder an und schaute amüsiert zu, wie der Werbespot sich durch eine Montage anrührender Szenen hangelte: Jack bei einem Autounfall, wie er dem Opfer half; Jack auf einer Baustelle, während er sich mit Arbeitern unterhielt; Jack an einem Krankenhausbett, ernst und mitfühlend. Die Stimme eines Sprechers über der letzten Szene, in der ein dynamischer und charismatischer Jack vor Gericht agierte: «Sie brauchen einen Anwalt, der immer für Sie da ist. Rufen Sie Jack Gilbert unter der Nummer 1-800-555-5225 an. Das ist 1-800-555-J-A-C-K, Jack. Lassen Sie sich von niemandem schikanieren.»
    «Was für ein Schmock», murmelte Lily vor sich hin.
    «Ich weiß nicht. Ich fand es ganz gut.»
    Sie schnaubte.
    «Du hast ihn doch früher nicht für einen Schmock gehalten. Du warst doch stolz auf ihn.»
    «Er war ja auch mal mein Sohn», sagte sie bissig.
    Marty seufzte. Er hatte sich entschieden, sein eigenes Nicht-Leben aus Respekt für Morey zurückzustellen und Lily zu unterstützen, so gut er konnte. Hannah hätte das bestimmt gewollt. Aber in alle Ewigkeit würde er es nicht fortsetzen, was bedeutete, dass diese Familienfehde beigelegt werden musste. Verdammt, es war Jacks Aufgabe, sich um seine Mutter zu kümmern. «Jesus – Lily, du bist die störrischste Frau auf diesem Planeten.»
    «Warum tust du das? Warum fluchst du? Du weißt, wie sehr ich das hasse.»
    «Oh, komm schon, wir sind jüdisch. zu sagen hat doch keine Bedeutung.»
    «Für viele hat es aber eine Bedeutung. Du könntest ein wenig Respekt zeigen.»
    Marty holte Luft. «Schön, ich höre auf zu fluchen, und du hörst auf, das Thema zu wechseln. Langsam gehen uns die Gilberts aus, Lily. Nur noch du und Jack seid übrig, und es wird allmählich Zeit, dass ihr das Kriegsbeil begrabt. Gut, er hat jemanden anderen Glaubens geheiratet – warum ist das ein solches Problem? Du und Morey seid doch nie in die Synagoge gegangen. Warum macht es dir etwas aus, dass er eine Lutheranerin geheiratet hat?»
    Lily sah ihn ungläubig an. «Du glaubst tatsächlich, dass es darum geht?»
    «Tut es das nicht?»
    «Pfft. Dein Kopf ist voller Dinge, von denen du nichts verstehst. Und du hast dir nicht die geringste Mühe gegeben, etwas über sie herauszufinden, weil du dich zu sehr in deinem Ruhestand suhlst.»
    Marty knirschte mit den Zähnen, bis er sich zutraute, gefasst zu sprechen. «So nicht, Lily. Wir hatten Jack schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, er wimmelte Hannah dauernd ab, wenn sie ihn anrief, und dann habe ich Morey gefragt, was eigentlich los war. Er sagte, Jack hätte eine Lutheranerin geheiratet, und wir würden darüber nicht reden. Punktum! Ungefähr eine Woche später wurde Hannah ermordet, und verdammt, du kannst mir wohl nachsehen, dass alles andere für mich keine Bedeutung mehr hatte.»
    Er holte tief Luft und schielte nach der Flasche Balvenie. Zehn Dollar das Gläschen, wie er überschlug. Schien eine Schande zu sein, so viel Geld zu verschwenden, nur um die ersehnte Reise ins Vergessen zu beschleunigen.
    «Los doch, trink», sagte Lily. «Es ist besser, an einer kaputten Leber zu sterben als an den Löchern, die dir der Abflussreiniger, den du sonst trinkst, in den Magen brennt.»
    Wenn sie meinte, ihm das zweimal sagen zu müssen, war sie auf dem Holzweg. Er schnappte sich die Flasche, füllte sein Glas und träumte von der schwarzen Leere.
    Lily sah zu, wie er ausgiebig trank. «Also, willst du etwas über diese Sache mit Jack erfahren oder nicht?»
    «Sicher. Warum nicht.»
    Sie nickte und lehnte sich auf dem Sofa nach hinten. Sobald sie das tat, berührten ihre Füße nicht mehr den Boden, und mit den dünnen Beinchen, die über den Sofarand ausgestreckt nach vorne ragten, sah sie aus wie ein kleines altes Mädchen.
    «Jack kam jeden Tag zum Mittagessen, erinnerst du dich? Das war vor diesem blöden Werbespot, als ich den Leuten noch sagen konnte, mein Sohn sei Anwalt, und mir keine Sorgen zu machen brauchte, dass sie diesen Clown im Fernsehen sehen. Und dann eines Tages, paff! Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Kein Mittagessen, kein Anruf, kein gar nichts. Ich rufe in seinem Büro an und gerate nur an den Anrufbeantworter; ich rufe bei ihm zu Hause an und spreche auch da nur auf einen Anrufbeantworter. Morey sagte, sie hätten sich gestritten.»
    «Worüber?»
    «Wer weiß?

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