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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Ungeduld mit ihm, wenn er nicht von dem schmalen Pfad abweichen wollte, den die Regeln bestimmten. «Wir fangen übermorgen damit an, die Computer in unser Wohnmobil zu laden.»
    Er schloss die Augen bei der Erinnerung, dass sie fortgehen würde. «Sie hatten Tätowierungen auf den Armen, beide.
    Morey Gilbert war in Auschwitz, Rose Kleber in Buchenwald.»
    Er spürte ihren Blick in der Dunkelheit.
    Grace blieb längere Zeit stumm. «Es könnte ein schrecklicher Zufall sein.»
    «Natürlich könnte das angehen.»
    «Aber du glaubst es nicht?»
    Magozzi seufzte. «Es ist vage, wie ich dir gesagt habe. Ich tappe im Dunkeln.»
    «Du tappst doch nie im Dunkeln, Magozzi, es sei denn, dir bleibt absolut nichts anderes übrig. Also, was denkst du? Dass jemand einfach nur Juden umbringt, oder Juden, die im KZ gewesen sind? Was ist es?»
    So machte sie es immer. Nannte die Dinge laut beim Namen, die man nicht ausgesprochen hören wollte, weil manche von ihnen zu schrecklich waren, um auch nur darüber nachzudenken.
    Er beugte sich vor, die Arme auf die Knie gestützt, das leere Weinglas zwischen den Fingern baumelnd. «Ich will keine dieser Möglichkeiten ernsthaft erwägen. Ich möchte nur, dass du die Namen in dein Programm einspeist und entdeckst, dass es sich bei den beiden um üble Leute handelte, die sich auf etwas eingelassen hatten, das sie das Leben kostete.»
    «Ein geriatrisches Drogenkartell oder so was?»
    «Das wäre ideal. Außerdem leuchtet das mit der KZ-Verbindung nicht ein. Wie ein älterer Mann uns heute Nachmittag sagte: Warum sollte jemand alte Juden umbringen? Die werden doch ohnehin bald tot sein.»
    «Huh. Das hört sich aber kaltherzig an.»
    Magozzi zuckte mit den Achseln. «Er war selbst im KZ. Das gibt ihm das Recht zu einer solchen Äußerung.»
    Grace schwieg einen Augenblick. Mit den Fingerspitzen trommelte sie wie immer, wenn sie nachdachte, auf die hölzerne Armlehne ihres Sessels. «Ich weiß nicht, Magozzi. Nach dem, was ich aus den Nachrichten über Morey Gilbert erfahren habe, scheint er mir kein guter Kandidat für kriminelle Aktivitäten zu sein.»
    «Und du hast lange nicht alles gehört. Er hat sein Leben mit Nächstenliebe verbracht. Heiliger, Held – such dir einen Ehrentitel aus. Er war ein guter Mann, Grace.»
    «Zu gut, um wahr zu sein?»
    «Ich glaube nicht. Ich denke, er könnte echt gewesen sein.»
    «Was ist mit der anderen, dieser Rose Kleber?»
    «Großmutter Kleber. Kekse, Garten, Katze, eine Familie, von der sie verehrt wurde.»
    «Also auch kein kriminelles Potenzial.»
    Magozzi seufzte. «Ich drehe mich im Kreis, nicht wahr?»
    Grace goss den letzten Tropfen Wein in sein Glas. «Dann war es womöglich nichts, was sie getan haben, Magozzi. Vielleicht waren sie beide zufällig zur selben Zeit am selben Ort und haben jemanden oder etwas gesehen, das sie nicht hätten sehen sollen.»
    Magozzi nickte. «Das wäre mein allerliebstes Szenario, aber verdammt, wie fängt man es an, nach so etwas zu suchen?»
    «Dafür hast du doch mich.»
    Er sah zu, wie sie aus dem Gartensessel aufstand, eine anmutige schwarze Gestalt, die sich in die Dunkelheit erhob.
    «Nein, dafür nicht.»
    Grace lächelte und reckte sich. Ihre Fingerspitzen streiften einen Zweig der Magnolie.
    Der Vogel spielte verrückt.

 
    KAPITEL 18
     
    Während Magozzi und Grace unter der Magnolie Wein schlürften, widmete sich Marty Pullman dem Scotch mit ernsteren Absichten. Er saß auf dem Bett in einem Zimmer, das einst Hannah gehört hatte, lange bevor sie seine Frau geworden war. Im Laufe der Jahre hatte es sich langsam vom Schlafzimmer der Tochter in einen jener traurigen Räume verwandelt, die keinen wirklichen Zweck mehr haben. Es gab einen Schreibtisch, den niemand benutzte, ein Bett, in dem niemand schlief, einen Wandschrank mit leeren Bügeln, die klappernd gegeneinander schlugen, wenn man die Türen öffnete. Und doch war Hannah in diesem Zimmer anwesend, so wie überall, und es gab nicht genug Scotch auf der Welt, um sie auszulöschen.
    Er trank einen großen Schluck aus seinem Glas und starrte zum Fenster hinaus in die Dunkelheit. Es war erst seine zweite Nacht in diesem Haus, und doch kam es ihm vor, als seien hundert Jahre vergangen, seit er mit der Mündung einer 357er Magnum zwischen den Zähnen in seiner eigenen Badewanne gesessen hatte.
    Lily hatte ihm mit ihrer Bitte, bei ihr zu bleiben, nichts vormachen können. Bei jeder anderen Frau, deren Mann nach mehr als fünfzig Jahren Ehe gerade

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