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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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vielleicht hatte sie nicht sonderlich viel für ihren Mann übrig.»
    Sie gingen hinüber zum vorderen Tisch, um sich den toten Mann näher anzusehen, bevor Frau und Freund zurückkehrten. Gino hob das weiße Haar mit einem Stift etwas an, um das Einschussloch sichtbar zu machen. «Winzig. Ich kann mir vorstellen, dass man es nicht bemerkt, wenn man halb blind ist, aber ich weiß es nicht.» Er blickte zu den Fahrradpolizisten. «Jungs, ihr könnt jetzt hier Schluss machen, wenn ihr wollt. Wir regeln das. Schickt Kopien eurer Berichte ans Morddezernat.»
    «Ja, Sir, und danke.»
    Magozzi betrachtete Morey Gilberts Gesicht und sah nicht mehr nur eine Leiche vor sich, sondern ein menschliches Wesen. Er baute auf diese Weise die Beziehung auf, die ihn stets mit den Opfern verband. «Er hat ein sympathisches Gesicht, Gino. Und mit vierundachtzig hat er immer noch sein eigenes Unternehmen geführt und seine Familie versorgt… Wer sollte einen alten Mann wie ihn umbringen wollen?»
    Jetzt zuckte Gino die Achseln. «Vielleicht eine alte Frau.»
    «Du bist doch nur sauer, weil sie die Leiche bewegt hat.»
    «Ich bin misstrauisch, weil sie die Leiche bewegt hat. Sauer bin ich, weil du mich gezwungen hast, in kurzen Hosen hierher zu kommen.»
    Sie traten beide einen Schritt vom Tisch zurück, als die Hintertür geöffnet wurde und Marty mit seinem geriatrischen Gefolge herauskam, das von einer sehr kleinen, aber drahtigen alten Frau angeführt wurde, die unter einer Latzhose in Kindergröße eine langärmelige weiße Bluse trug und deren dicke Brille die dunklen Augen so stark vergrößerte, dass sie ein wenig wie Yoda aussah.
    Ein zäher Yoda, fand Magozzi, als sie näher kam. Es gab kein Anzeichen dafür, dass sie geweint hatte, und ihre aufrechte Haltung und die geraden Schultern deuteten darauf, dass sie sich weder der Hoffnungslosigkeit noch dem Alter unterworfen hatte. Sie war weniger als eins sechzig groß und hatte wahrscheinlich auf ihrer Badezimmerwaage nie mehr als fünfundvierzig Kilo abgelesen, aber man hätte ihr glatt zugetraut, im Ernstfall Cleveland niederzuwalzen.
    Der ältere Mann, den sie im Schlepptau hatte, machte einen ganz anderen Eindruck. Der Kummer lastete schwer auf ihm, seine Augen waren gerötet und angeschwollen, seine Lippen zitterten.
    Magozzi fand es interessant, dass Marty die Hand ausstreckte, als wolle er den Arm der alten Frau berühren, aber im letzten Moment noch innehielt. Offenbar nicht das Verhältnis, bei dem man Gefühle durch Berührungen ausdrückte. «Detectives Magozzi und Rolseth, darf ich vorstellen, meine Schwiegermutter Lily Gilbert, und das hier ist Sol Biederman.»
    Lily Gilbert trat an den Tisch und legte eine Hand auf die Brust ihres toten Mannes. «Und das ist Morey», sagte sie mit einem missbilligenden Blick auf Marty, als sei es unhöflich von ihm gewesen, seinen Schwiegervater nicht vorzustellen, bloß weil er tot war.
    «Wie wir von Marty hören, war Ihr Gatte ein wundervoller Mensch, Mrs. Gilbert», sagte Magozzi. «Ich kann mir vorstellen, was für ein schrecklicher Verlust es für Ihre Familie sein muss. Und für Sie ebenfalls, Mr. Biederman», fügte er hinzu, denn inzwischen ließ der alte Mann seinen Tränen freien Lauf.
    Lily sah Magozzi prüfend an. «Ich kenne Sie. Letzten Herbst waren Sie doch wegen dieser Monkeewrench-Sache ständig in den Nachrichten. Ich habe Sie öfter gesehen als meine eigene Familie.» Ihren tadelnd herausfordernden Blick übersah Marty geflissentlich. «Sie haben Fragen, wenn ich mich nicht irre?»
    «Wenn Sie meinen, dem gewachsen zu sein, dann ja.»
    Anscheinend war sie dem nicht nur gewachsen, sondern sie entschied sich, auf die Fragen zu verzichten und gleich zu den Antworten zu kommen. «Also gut. Folgendes ist geschehen: Ich bin wie immer um halb sieben aufgestanden, habe Kaffee gemacht und bin dann hinaus zum Gewächshaus gegangen. Dort lag Morey im Regen. Marty findet, ich hätte seinen Schwiegervater draußen liegen lassen sollen, während ihm der Regen in die Augen fiel. Ich hätte ihn liegen lassen sollen, damit Fremde Zeugen würden, wie sich sein Mund mit Wasser füllte…»
    «Mein Gott, Lily…»
    «Aber so geht man nicht mit seinen Nächsten um. Also habe ich ihn nach drinnen gebracht, habe ihn hergerichtet und dann Sol angerufen. Danach habe ich Marty angerufen, der seit sechs Monaten nicht mehr ans Telefon gegangen ist.»
    «Lily, es handelte sich um einen Tatort», sagte Marty müde.
    «Und das hätte ich wissen

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