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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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ganze Zeit allein ist?»
    «Gilbert?»
    «Ja.»
    Gino zuckte die Achseln. «Wen überrascht das? Der Typ ist doch das reinste Katastrophengebiet.»
    «Lily hat heute peinlich darauf geachtet, nur nicht in seine Nähe zu kommen. Ebenso Marty. Jack stand ganz alleine da, so wie nach Langers und McLarens Erzählung auch bei Hannahs Beerdigung. Man sollte doch annehmen, dass wenigstens seine Frau ihn begleitet hätte.»
    «Ich habe gehört, wie ein paar Leute auf dem Weg vom Friedhof darüber sprachen. Scheint so, als sei sie drauf und dran, die Scheidung einzureichen, wenn sie es nicht schon getan hat. Die beiden haben jedenfalls nicht mehr viel füreinander übrig.»
    Magozzi blieb beharrlich. «Sie hätte trotzdem kommen sollen. Es hätte sich gehört.»
    Gino drehte den Kopf, um seinen Partner anzusehen. «Komm schon, Leo. Jack Gilbert ist ein versoffenes Arschloch. Jeder erntet, was er gesät hat, das weißt du doch. Also hör auf, ihn zu bedauern.»
    «Tu ich doch auch nur von ferne. Wenn ich ihm näher komme, stinkt er mir gewaltig.»
    «Das ist der Partner, den ich kenne und liebe.»
    «Aber es ist eben dies Huhn-oder-Ei-Ding.»
    «Wie bitte?»
    «Nun, man fragt sich doch, ob er ein versoffenes Arschloch ist, weil man ihn ausgestoßen hat, oder ob er ausgestoßen wurde, weil er ein versoffenes Arschloch ist.»
    Gino seufzte unwillig. «Ich wähle Möglichkeit Nummer zwei. Können wir jetzt reingehen?»
    Magozzi wiegelte ab. «Vielleicht sollten wir noch ein paar Minuten warten, bevor wir da reinplatzen. Aus Respekt.»
    «Wir haben schon reichlich Respekt gezeigt, Leo. Schließlich sind wir hier nicht die Ersten und stehen nicht mit Mikros in der Tür. Und außerdem wird niemand in einer so großen Menschenmenge Notiz von zwei äußerst attraktiven Typen in schnieken Beerdigungsanzügen nehmen.»
    Obwohl ihre Überlegungen stimmig gewesen waren, dauerte es keine Viertelstunde, da zweifelte Magozzi bereits daran, ob die Teilnahme an diesem Empfang klug war. Nach ihrer Theorie war niemand, nicht einmal Morey Gilbert, zu hundert Prozent gut, und keinesfalls konnte ein Mann vierundachtzig Jahre alt werden, ohne jemandem auf die Füße zu treten. Sie hofften also aus einigen Gesprächen von Leuten, die ihn gut kannten, etwas über den Toten zu erfahren, was sie bisher noch nicht gewusst hatten. Etwas, dem es sich lohnte nachzugehen.
    Aber bis jetzt hatte Magozzi nur weitere tränenreiche Nachrufe mit anhören müssen – wenn der Mann kein Heiliger gewesen war, so war er doch verdammt dicht dran –, und langsam ging ihm das auf die Nerven. Morey Gilbert hatte verteilt, was er zu verteilen hatte – Zeit, Geld, Rat, Lebensmittel, Unterkunft –, und er hatte nicht nur den Menschen geholfen, die ihm zufällig über den Weg gelaufen waren, sondern sich sogar auf die Suche nach Hilfsbedürftigen gemacht. Normal war das nicht.
    Plötzlich erregte ein Tumult auf der anderen Seite des Raums seine Aufmerksamkeit. Wie eine unkontrollierte Flipperkugel taumelte Jack Gilbert von Gast zu Gast und machte damit alle Sympathie zunichte, die Magozzi noch kurz zuvor für ihn empfunden hatte. Er war der Einzige, bei dem Morey Gilberts humanitäre Bemühungen nicht gefruchtet hatten.
    Magozzi verfolgte Jack mit den Augen und überlegte angestrengt. Er hatte das Gefühl, als holperte sein Gehirn über eine lange Reihe von Straßenschwellen.
    Er fand Gino am Buffet, wo er sich gerade zum zweiten Mal den Teller mit Speisen füllte, die seine wildesten kulinarischen Fantasien übertrafen.
    «Ist das hier grandios, oder was?», fragte Gino gut gelaunt. «Du solltest mal von dem Nudelzeug mit den Rosinen probieren.» Er warf sich ein Fleischbällchen in den Mund. «Und, was Interessantes rausgefunden?»
    «Ich glaube, wir sollten uns Jack Gilbert näher ansehen.»
    Gino hob eine Augenbraue. Es war die einzig mögliche Bewegung, so voll gestopft wie sein Mund war.
    «Er ist der absolut einzige Schatten, der auf Morey Gilberts Heiligenschein fällt, Gino.»
    «Ja, aber er ist ein Schlappschwanz. Und ein Säufer. Und wir haben ihn beide nicht auf der Rechnung.»
    «Das ist es ja gerade – wir hielten ihn für einen Verdächtigen, und als uns das nicht gefiel, haben wir keinen Gedanken mehr auf ihn verschwendet. Aber wenn er nun die Verbindung ist? Wenn er in etwas verwickelt war, weswegen sein Vater umgebracht wurde?»
    Gino gönnte sich noch einen Fleischkloß und entschied, dass er auch mit vollem Mund sprechen konnte. «Was hat Jack

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