Monkeewrench - 03 - Mortifer
vergessen haben anzurufen?«
Harley seufzte. »Grace hat einen Zettel hinterlassen mit Kontaktadressen, oder?«
Roadrunner nickte.
»Okay, du Genie, warum rufst du dann nicht in Green Bay an und findest heraus, ob die Frauen inzwischen dort aufgetaucht sind?«
Roadrunner nahm sein nervöses Hin- und Herlaufen wieder auf, schneller noch als zuvor. »Sicher, aber was, wenn sie nicht da sind?«
»Meine Güte! Du machst dir fast in die Hosen vor Sorgen um die drei, und jetzt hast du Angst anzurufen und dich zu vergewissern, ob deine Sorgen auch nur annähernd berechtigt sind?« Er streckte die Hand aus und winkte ungeduldig. »Gib mir den verdammten Zettel, und dann gehst du besser und nimmst ein Valium oder sonst was.«
»Wirklich nett von dir, mich durch die ganze Stadt zu chauffieren, Kumpel.«
»Kein Problem.« Magozzi nahm die nächste Ausfahrt, und bald befanden sie sich im Schachbrettmuster der Wohnstraßen eines der älteren Stadtteile von St. Paul. »Aber wenn ich schon hier bin, kann ich auch kurz an Grace’ Haus vorbeifahren, solange sie nicht da ist. Nachsehen, ob alles in Ordnung ist, du verstehst schon.«
Gino verdrehte die Augen. »M-hm.«
»Ernsthaft. Es ist nicht gerade die beste Wohngegend, weißt du?«
»Sicher. Man erkennt eine von Verbrechen heimgesuchte Gegend immer an den ganzen Dreirädern auf dem Hof. Und diese Kids drüben in dem aufblasbaren Planschbecken – siehst du sie? Richtig zwielichtige Gestalten, sieh sie dir nur an. Wahrscheinlich planen sie jetzt in diesem Augenblick einen Bankraub, während wir ihnen ahnungslos zusehen.«
»Jetzt komm schon. Es sind nur ein paar Blocks Umweg, mehr nicht.«
»Zweiundzwanzig, um genau zu sein. Worauf ich hinauswill, mein Freund – es hat dich schlimm erwischt.«
»Inwiefern?« Magozzi lenkte den Wagen vor Grace’ kleinem Haus an den Straßenrand und starrte hinaus auf die leblosen Fenster.
»Inwiefern? Kumpel, du hängst mit verträumten Augen vor einem leeren Haus rum, nur weil deine Freundin hier wohnt. Scheiße, so was hab ich seit der Highschool nicht mehr gemacht.«
»Ich hänge nicht vor einem leeren Haus rum. Ich passe auf, damit keine Einbrecher und keine Brandstifter dort ihr Unwesen treiben.«
Gino schnaubte. »Nicht mal die Special Forces könnten in Grace’ Haus einbrechen, das weißt du ganz genau. Das verdammte Ding fliegt wahrscheinlich schon in die Luft, wenn der Zeitungsjunge auf die Fußmatte tritt!« Er beugte sich im Beifahrersitz zur Seite und starrte durch Magozzis Fenster nach draußen. »Meine Güte, es gibt nur einen einzigen Vorgarten in der Stadt, der noch trauriger aussieht als der von Grace, und das ist deiner. Ihr beide habt ein Händchen fürs Gärtnern wie eine Feuerameise. Nun ist Grace niemand mehr auf den Fersen, der sie zu töten versucht – warum pflanzt sie nicht ein paar Büsche und Sträucher an? Es sieht aus wie nach dem nuklearen Holocaust.«
Magozzi seufzte und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. »Es gefällt ihr eben so, wie es ist.«
»Wieso überrascht mich das nicht?«
Zehn Minuten später bogen sie in die Zufahrt zu Harleys Haus ein, und Gino verschwendete keine Zeit, seinen Freund auf die exklusive Gartengestaltung hinzuweisen. »Das nenne ich einen Vorgarten! Lebendiges Gras, große alte Bäume, hübsche Büsche mit flauschigen weißen Dingern dran.«
»Das nennt man Blüten. Wieso interessierst du dich plötzlich so brennend für die Vorgärten anderer Leute?«
»Tu ich gar nicht. Ich sage nur, dass nichts falsch daran ist, ein wenig Besitzerstolz zur Schau zu stellen.«
»M-hm. Angela hat dich endlich überredet, das Blumenbeet umzugraben, von dem sie seit drei Jahren redet, wie?«
»Das ist nicht der Punkt.«
Magozzi grinste. »Richtig. Besitzerstolz, ich vergaß.«
»Ganz genau! Übrigens hab ich all meine Pflanzen aus der schönen Gärtnerei in unserem Viertel. Die Besitzerin, Lily Gilbert, hat mir zwanzig Prozent nachgelassen. Wenn sie wüsste, wie dein Vorgarten aussieht, würde sie dir wahrscheinlich alles umsonst geben.«
Magozzi und Gino stiegen aus dem Wagen und gingen zur Vordertür. Gino blieb wie üblich ein paar Schritte zurück. Er hatte es nie besonders eilig, Harleys Haus zu betreten, und Magozzi hatte stets geglaubt, dass ihn die zur Schau gestellte Pracht einschüchterte. Jetzt jedoch fing er an zu vermuten, dass Gino sich in Wirklichkeit die ganze Zeit über die Gartenanlage eingeprägt und sich geistige Notizen gemacht hatte, um damit
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