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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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deren Ende der Club lag. «Dann hätten wir hier bald fünfzig Starbucks voller Drogendealer, die ihre Geschäfte bei einem doppelten Latte macchiato mit Mokkasirup abwickeln.»
    «Wo du recht hast, hast du recht.» Gino kniff die Augen zusammen, als vor ihnen eine grellblinkende Neonkrone an der Außenwand eines alten Backsteinbaus auftauchte. Darunter wartete eine kunterbunte Reihe aufwendig kostümierter und gewandeter Gestalten darauf, eingelassen zu werden. «Und das sollen alles Kerle sein?»
    Magozzi zuckte die Achseln. «Was weiß ich? Wahrscheinlich. Spielt doch keine Rolle, oder?»
    «Nein, wenn man davon absieht, dass ich, falls das Mädel in dem grünen Kleid da eigentlich ein Typ ist, auch drauf reingefallen wäre, und bei dem Gedanken ist mir irgendwie nicht so ganz wohl.»
    «Ist doch alles nur ein Spiel, Gino. Lass dich nicht ablenken.»
    «Ja, schon gut. Ich bin hier nur nicht so ganz in meinem Element. Lass uns einen Seiteneingang suchen, ich hab keine Lust auf Spießrutenlaufen. Die schauen uns jetzt schon so komisch an, dabei sind wir noch nicht mal ausgestiegen.»
    An der Nordseite des Gebäudes entdeckten sie eine ramponierte Feuerschutztür aus Metall. Davor stand ein wahrer Schrank von Türsteher, der sich wahrscheinlich etwas Geld nebenbei verdiente, indem er auf dem Jahrmarkt Glasscherben kaute. «Stellt euch gefälligst vorne an, wie alle anderen auch!», bellte er sie an.
    Gino hatte bereits seine Polizeimarke gezückt und hielt sie dem Schrank unter die Nase. «Minnesota Police Department, Morddezernat, Kumpel.»
    Die Miene des Türstehers blieb skeptisch, bis sein Blick auf Ginos Pistolenhalfter fiel. «Oh.» Er öffnete ihnen die Tür, und eine wummernde Wand aus lärmender Disco-Musik schlug ihnen wie eine Sturmböe ins Gesicht.
    «Moment noch», sagte Magozzi und bedeutete dem Mann, die Tür wieder zu schließen. Dann zeigte er ihm das Foto der Flussleiche, das Grace für ihn ausgedruckt hatte. «Haben Sie diesen Mann schon mal hier gesehen?»
    Der Schrank nahm das Foto, betrachtete es einen Moment lang und riss dann die Augen auf. «Ach du liebe Zeit! Der ist ja tot!»
    «Daher der Zusatz ‹Morddezernat› bei der Vorstellungsrunde», brummte Gino.
    «Mein Gott, ich bin nur zwei Abende die Woche hier und sehe jedes Mal tausend Gesichter.»
    «Der hier trug ein Brautkleid.»
    Der Türsteher schüttelte den Kopf. «Wenn man in so einem Laden die Tür macht, fallen einem die ganzen Verrücktheiten irgendwann nicht mehr auf. Am besten fragen Sie die Barmänner. Oder noch besser, Sie fragen Camilla, der gehört der Laden hier, sie ist immer da und kennt Gott und die Welt. Gehen Sie rein und nehmen Sie dann die Hintertreppe. Ihr Büro ist ganz am Ende des Flurs. Mann, ich kann gar nicht fassen, dass Sie mir gerade ein Foto von einer Leiche gezeigt haben!»
    Drinnen im Club steppte der Bär. Hunderte von Leuten bevölkerten die riesige Tanzfläche, und man sah nichts als Farben, Federn und Pailletten. Das Licht pulsierte im Rhythmus der lärmenden Musikanlage. Magozzi und Gino versuchten gar nicht erst, mit jemandem zu reden; sie bahnten sich einfach einen Weg durch die Menge bis zur Treppe, wobei sich die Polizeimarken als recht hilfreich erwiesen.
    Camillas Büro war dankenswerterweise schallgeschützt. Man hörte die Musik zwar immer noch, und das Wummern der Bässe verarbeitete Magozzis Inneres langsam, aber sicher zu Grießbrei, doch immerhin konnte man sich unterhalten, ohne sich anschreien zu müssen.
    Camilla sah zwar aus wie eine Frau – eine sehr hübsche Frau sogar, im adretten, gut geschnittenen Kostüm –, doch ihre tiefe Stimme verriet etwas anderes. «Vom Morddezernat?» Ihre (oder seine?) Hände flatterten wie aufgescheuchte Motten in Richtung Kehle. «Großer Gott, Detectives, sagen Sie mir, was passiert ist.» Sie deutete auf zwei leere Stühle, die vor ihrem Schreibtisch standen. «Bitte, setzen Sie sich doch.»
    Magozzi zog erneut das Foto aus der Tasche und legte es vor Camilla auf den Tisch. «Kennen Sie diesen Mann?»
    Camilla beantwortete die Frage mit einer Flut von Tränen – offensichtlich ein echter Gefühlsausbruch und keine melodramatische Showeinlage. «Das ist Sweet Cheeks», stieß sie schließlich hervor. «O Gott … sie war gestern Abend doch noch hier … mein Gott, was ist denn bloß passiert?»
    Gino besaß ein gutes Herz und war auch sonst für vieles offen, aber ein Mann im Brautkleid, der sich auch noch «Sweet Cheeks» nannte, das war doch ein

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