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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Cyberkriminalisten aus St. Paul und allen möglichen anderen Dienststellen und dazu ein paar jugendliche Hacker, die sie von ihren Ferienjobs bei McDonald’s weggelotst hatten – ein Festival für Computerfreaks, veranstaltet von ein paar Anzugträgern mit richtig scheußlichen Krawatten. Wieso wisst ihr eigentlich nichts davon? Ich dachte, Grace hätte es euch längst erzählt. Monkeewrench hat nämlich die Hauptdiskussionsrunde geleitet.»
    «Ach ja?»
    «O ja, Mann. Und ich kann euch sagen, das war der Hammer. Da sitzen all diese Brooks-Brothers-Typen am Tisch, und dann geht die Tür auf und herein spazieren die dicke Annie im Paillettenfummel, Grace mit ihrem Domina-Charme, der Biker Harley und Mister Lycra. Nicht ganz so spektakulär wie eine Star-Trek-Convention, aber schon ziemlich nah dran.»
    Gino runzelte die Stirn. «Die ziehen so viele Außenstehende hinzu, für einen Fall, der vier Monate zurückliegt?»
    Tommy verzog das Gesicht. «Das ist es ja gerade. Es gibt noch mehr Videos, die von den Webseiten konfisziert wurden, bevor sie ins Netz gestellt werden konnten, und sie haben passende Leichen zu allen Filmen. Bisher sind landesweit fünf Städte betroffen. Sie glauben, Cleveland ist nur die Spitze des Eisbergs.»
    Auf dem Weg in ihr gemeinsames Büro war Gino ungewöhnlich still – ein sicheres Zeichen dafür, dass ihn irgendeine philosophische Überlegung beschäftigte. Magozzi, führender Experte für die verschiedenen Abstufungen der seltenen Male, wenn es seinem Partner die Sprache verschlug, kam rasch zu dem Schluss, dass diese ganz spezielle Seelenerforschung weniger dem Erkenntnisgewinn als vielmehr der Reflexion diente. Ein Jammer, dass er nicht ebenso viel Intuition besaß, wenn es um die Frau ging, die er liebte.
    «Das war mit Sicherheit das Allerschlimmste, was ich je gesehen habe», sagte Gino schließlich.
    «Schlimm war es schon.»
    «Ich meine, mir ist immerhin schon mal das Opfer eines Autounfalls in den Armen verblutet, noch an der Unfallstelle. Ich habe meinem Opa bei seinem letzten Gang die Hand gehalten. Und du weißt sehr genau, wie viele Leichen ich im Lauf der Jahre mit dir zusammen weggeräumt habe. Ich bin mit dem Tod quasi auf Du und Du. Aber Herrgott nochmal! Wir haben gerade die letzten schrecklichen Lebensminuten eines Menschen gesehen – im Internet! Im gottverdammten Internet! Es gibt da Leute, die so was filmen. Die es dann ins Netz stellen. Und es gibt andere Leute, die sich das anschauen. Ich kapier’s nicht. Ich kapier es einfach nicht.»
    «Da kann ich dir nicht widersprechen, mein Freund.»
    Gino schüttelte gereizt den Kopf. «Das ist ja wie die Gladiatorenkämpfe im alten Rom. Nenn mich einen Träumer, aber ich dachte wirklich, die Menschheit wäre in den letzten zweitausend Jahren ein bisschen weitergekommen.»
    «Das war doch nie anders. Denk mal nach. Die Inquisition in Spanien. Öffentliche Hinrichtungen. Jeden Tag ein Völkermord irgendwo auf der Welt. Der Terrorismus. Manchmal sind Menschen eben einfach das Letzte.»
    Gino verdrehte die Augen. «Besten Dank auch für diese frohe, hoffnungsvolle Botschaft. Soll ich mich jetzt gleich umbringen oder erst später?»
    «Ich glaube nicht, dass das die Lösung wäre.»
    «Gut, wie wär’s dann damit, diese Arschlöcher umzubringen?»
    «Schon besser.»
    Sie waren an den Schreibtischen angekommen und ließen sich auf die Stühle sinken. Gino zog ein Päckchen Trockenfleisch aus der Jackentasche, das er heimlich eingesteckt hatte, und machte sich darüber her. «Weißt du was? Ich glaube, an alldem ist Hollywood schuld. Und das Internet. Wir haben einen Haufen Jugendlicher, die Bombenalarm auslösen, um ihre Viertelstunde im Rampenlicht zu kriegen, und jetzt kommen noch die psychopathischen Mörder dazu, die wegen dieser Viertelstunde ihr Blutbad ins Netz stellen. Unsere Promikultur ist total aus dem Ruder gelaufen. Plötzlich will jeder ein Star sein, und es ist ihm ganz egal, wie er das anstellt. Du schaffst es nicht zu Amerika sucht den Superstar ? Was soll’s? Bring einfach jemanden um und mach ein Filmchen draus. Großer Gott. Ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal sagen würde, aber da lobe ich mir doch einen guten alten einfachen Mord. Da steckt am Ende wenigstens immer noch ein Sinn dahinter.»
    Aus dem Augenwinkel sah Magozzi das rote Lämpchen an seinem Telefon aufleuchten. «Ach, Gino, hättest du das jetzt bloß nicht gesagt.»

Kapitel 4
    Gino verstellte die Sitzautomatik im Takt der

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