Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
trug.»
Magozzi schloss die Augen.
Gino hatte Angelas Lasagne im Bauch und ein Glas besten Chianti neben sich, im Fernsehen lief das Spiel der Minnesota Twins, und das Massagekissen war auf Shiatsu-Modus gestellt. Womöglich gab es ja irgendwo auf der Welt einen Mann, der es gerade noch besser hatte als er, auch wenn er sich das beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
«Daddy?»
Und dann noch dieses süße Stimmchen von der Tür her, das irgendwie mit seinen Mundwinkeln verdrahtet sein musste, weil er jedes Mal automatisch grinste, wenn er es hörte. «Hallo, Kleines. Setz dich. Ende neuntes Inning und Gleichstand.»
«Jippie.» Helen ließ sich in den Sessel neben ihm fallen. Sie war fast sechzehn und so schön, dass einem angst und bange werden konnte. Dieses Jahr würde sie auf ihren ersten Schulball gehen, mit irgendeinem hormongesteuerten, schwitzfingrigen Lulatsch von Jüngling, der Pickel im Gesicht und vermutlich ein Kondom in der Geldbörse hatte. Gino war sich ziemlich sicher, dass er das nicht überleben würde.
«Also gut, Daddy. Warum hast du versucht, YouTube zu sperren?»
Gino schloss die Augen. «Nicht nur YouTube. Ich habe auch MySpace und MyPage gesperrt und wie sie alle heißen. Hat mich Stunden gekostet.»
«Das kann ich mir denken. Besonders gut bist du allerdings nicht darin.»
«Wie bitte?»
«Deine Sperren sind echt lahm, Daddy. Soll ich dir mal zeigen, wie man so was macht?»
«Was soll das heißen, meine Sperren sind ‹echt lahm›? Ich bin der Anleitung Punkt für Punkt gefolgt.»
Seine Tochter tätschelte ihm allen Ernstes den Kopf. Er mochte es, wenn sie das tat, fand es aber gleichzeitig abscheulich: eine ungute Mischung aus Herablassung und Zärtlichkeit. «Solche Sperren kann jedes Kleinkind aushebeln. Du solltest mal an deinen Computerkenntnissen arbeiten.»
Gino stellte den Ton ab und wünschte sich, etwa hundert Jahre vor dem Zeitpunkt zu leben, als irgendein Volltrottel in seine Werkstatt ging und beschloss, dass die Zukunft im Heimcomputer liege. Tolle Zukunft. Pornos und Snuff-Filme in allen Kinderzimmern. Großer Gott. «Computer sind böse. Ausgeburten der Hölle. Der Untergang der westlichen Zivilisation. Ich will nicht, dass du jemals wieder ins Internet gehst.»
Helen kicherte, was er ausgesprochen demütigend fand.
«Es ist mir ernst damit, Helen. Da gibt es Dinge auf diesen Seiten, die ich gesperrt habe …»
«Die du versucht hast zu sperren.»
«Wie auch immer. Es gibt da Dinge auf diesen Seiten, die du nicht sehen sollst.»
«Na gut.»
«Wie, na gut?»
«Da brauchst du die Seiten doch nicht gleich zu sperren, Daddy. Sag mir einfach, ich soll da wegbleiben, dann mache ich das auch.»
«Ganz ehrlich?»
Sie beugte sich lächelnd über ihn und küsste ihn auf die Stirn, wie ihre Mutter es immer machte, wenn sie ihn wieder einmal hinreißend blöd fand. «Ganz ehrlich. Schlaf schön.»
Noch ehe ihre Hausschuhschritte auf der Treppe verklungen waren, klingelte das Telefon.
«Rolseth.»
«Letzte Nacht wurde ein Film unseres Brautjungen aus dem Fluss ins Netz gestellt.»
«Ist nicht wahr.»
«Ich sitze gerade vor Graces Computer und sehe ihn mir an.»
«Wer macht denn so was?»
«Es war Mord, Gino. Hier sieht man, wie der Typ unter Wasser gedrückt wird, wie er sich wehrt, und irgendwann kommen keine Luftblasen mehr.»
«O Mann.»
«Und wenn Anant mit seiner Bestimmung der Todeszeit auch nur halbwegs richtig liegt, muss der Film entweder noch am Flussufer oder ganz in der Nähe ins Netz gestellt worden sein. Die Spur ist noch so heiß, dass wir vielleicht eine Chance haben. Während du deine Tanzschühchen anziehst, kannst du schon mal beten, dass der Übeltäter irgendwo auf einem Überwachungsband zu sehen ist, mit unserer Braut im Arm. Wir fahren ins Tiara.»
Ginos Blick wanderte sehnsüchtig zu seinem Chianti. «Nette Idee, Leo, aber ich habe schon ein bisschen Wein getrunken. Fahren kann ich also nicht mehr. Warum gehst du nicht allein?»
«Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.»
Seufzend legte Gino auf. Herrje. Im Tiara war er das letzte Mal gewesen, als er noch Streife fuhr und irgendwelchen Dealern auf der Spur war. Er konnte diese Fummeltrinen auf den Tod nicht leiden. Sie versuchten ständig, ihn anzubaggern.
Kapitel 8
Als Magozzi vor seinem Haus hielt, stand Gino mit einem Weinglas in der Hand draußen auf dem Gehsteig. «Du weißt aber schon, dass es ein Gesetz gibt, das Alkoholgenuss auf der Straße verbietet?»
Gino leerte
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