Monströse Welten 2: Hobbs Land
Das Rumpfmodell zeigte sämtliche kolonisierten Welten und die meisten besiedelten Monde, nicht aber die äußeren Planeten, die den Maßstab gesprengt hätten und zudem für den Vortrag irrelevant waren. Horgy räusperte sich, und das Modell wich einer Holografie des Gürtels aus der Perspektive eines Forschungsschiffes. Die Darstellung erfaßte Bounce, Pedaria und noch ein paar der fünfzehntausend Welten des Gürtels, wobei der Computer überflüssigerweise darauf hinwies, daß einige der Gürtel-Welten besiedelt, manche nur benannt und wieder andere nur katalogisiert und nicht einmal erforscht waren. Die Welten des Gürtels waren in der Regel klein bis winzig; einige hatten Leben hervorgebracht, manche hatten eine natürliche Atmosphäre und andere eine künstliche. Im Orbit vieler Planeten waren große Sonnensegel stationiert worden, wobei die solcherart gewonnene Energie zum Betrieb von Farmen und zum Anbau von Getreide für das System genutzt wurde.
»Diese Welt wird Hobbs Land genannt«, erläuterte Horgy, worauf ein türkisfarbener Punkt mit einem dunkleren Gürtel erschien, mit blauen Polen und einem Fischgrätmuster, das sich von den Polarmeeren bis hin zum Äquator erstreckte. »Sie wurde vor ungefähr sechzig Jahren vom unbemannten Forschungsschiff Theosphes K. Phaspe kartographiert und untersucht. Nach etwa zwanzig Jahren waren die relativen Orbits von Phansure ermittelt und der Planet vollständig vermessen worden. Da die ökonomischen Parameter für eine Kolonisierung günstig waren, erwarb Hobbs Transystem Foods unter der Federführung von Mysore Hobbs I eine Option auf die Besiedlung von Hobbs Land.«
»Mysore Eins ist im letzten Jahr gestorben«, sagte der ältere der beiden Phansuris zu einer der Schönheiten. »Ein wunderbarer alter Mann, der Mysore. Mysore Zwei führt nun die Geschäfte.«
Horgy lächelte zustimmend, ohne die Präsentation indes zu unterbrechen. »Das Transystem-Hauptquartier auf Phansure hat ein Siedlungsschiff mit Material für einen stationären Logistik-Transmitter und Technikern geschickt.«
Auf dem Monitor wurden ameisengleich umherwuselnde Techniker bei der Montage des Transmitters abgebildet. Der neu errichtete Transmitter glitzerte blau, während er kontinuierlich Baustoffe, Menschen und Maschinen ausspie. Eine Zeitsprung-Holografie zeigte, wie Menschen und Maschinen die Bauwerke der Zentralverwaltung schufen – den Verwaltungsturm, INST-Gebäude, Lagerhallen, Unterkünfte für Personal und Besucher sowie Freizeiteinrichtungen –, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Zum Schluß wurde der Verwaltungsturm noch von einer Tafel gekrönt, auf der in roten und gelben Lettern zu lesen war:
HOBBS LAND eine Agrarwelt von TRANSYSTEM FOODS
»Der Bau des Zentralverwaltungs-Komplexes war schon ziemlich weit fortgeschritten«, fuhr Horgy fort, »als Forscher entdeckten, daß die zunächst für unbewohnt gehaltene Welt die Heimat des Volks der Owlbrit war, einer vermutlich sehr alten Spezies, von der zum Zeitpunkt des Erstkontakts nur noch zwölf Vertreter lebten.«
Es erschienen Abbildungen von Dörfern, Rundhäusern und rübenähnlichen Wesen, die geschäftig auf fragilen Beinen umherwuselten.
»Nur zwölf?« fragte Theor Close, der ältere der beiden Phansuri-Ingenieure. »Waren es wirklich nur zwölf?«
»Nur zwölf«, sagte Horgy nachdrücklich. »Das heißt, mehr als zwölf haben wir nicht gefunden. Dazu noch ein paar ihrer Götter, aber die sind, bis auf einen, sofort gestorben.«
»Das ist aber traurig«, befand eine der Assistentinnen, ein blonder Wuschelkopf mit unglaublich langen Wimpern. »Auch wenn sie keine Schönheiten sind.«
Horgy schenkte ihr ein Lächeln, sein unwiderstehliches Lächeln, mit dem er schon ganzen Legionen von Assistentinnen die Überzeugung vermittelt hatte - Horgy war nämlich auf Assistentinnen ›abonniert‹ –, daß jede von ihnen die schönste Frau des Universums wäre. »Ja, wirklich traurig«, bestätigte er mit einem Vibrato. »Und Sie haben recht, sie waren nun wirklich keine Schönheiten.«
»Was ist denn mit den zwölf Überlebenden passiert?« fragte Betrun Jun, der zweite Ingenieur.
»Äh…« Horgy knüpfte wieder an den Vortrag an. »Aufgrund der Sofortmaßnahmen unserer besten Philologen und Xenolinguisten stellte sich heraus, daß die Owlbrit der Anwesenheit von Menschen auf ihrer Welt durchaus aufgeschlossen gegenüberstanden. Sie sagten, daß sie das bereits vorausgesehen hätten. Die Götter hätten es
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