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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Gedanke durchzuckte ihn. Es war so leicht gewesen, die Trompete zu täuschen. Ihr den Kopf zu verdrehen. Sie hatte seine angeblich verlorenen Schlüssel völlig vergessen. Er würde sich etwas ausdenken müssen. Aber das würde ihm nicht schwerfallen. Die Leichtgläubigkeit dieses Mädchens weckte in ihm den brutalen Wunsch, mit ihr zu spielen, sie zu manipulieren. Warum sollte er jetzt aufhören? Diese Frau könnte ihm von Nutzen sein, auch wenn er noch nicht wusste, wie. Er könnte sie für sich arbeiten lassen. Dann würde er auf beiden Seiten gewinnen … Er brauchte nur mit seinem Atem ihr Ohr zu streifen und sie »mein süßer, goldener Pfirsich zu nennen«, schon verlor sie den Kopf. Er wäre schön blöd, das nicht auszunutzen …
    Wieder spürte er, wie sein Glied hart wurde …
    Und diesmal hatte Hortense Cortès nichts damit zu tun.
    Hortense hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und dachte nach.
    Gary, weg, New York, ohne Bescheid zu sagen, nicht normal, überhaupt nicht normal. Da war doch was faul im Staate Dänemark. Sie würde in den Nachdenk-Modus schalten. Das Problem ein Stück von sich wegschieben und es eingehend mustern wie einen alten, zerfledderten Sitzsack.
    Sie setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett, konzentrierte sich auf die dunkelrote Azalee, die auf dem Fensterbrett vor sich hin welkte – das einzige Erinnerungsstück an ihre Schaufenster –, und atmete. Nadi Shodhana. Eine Atemtechnik, die ihnen einer der Dozenten am Saint Martins College beigebracht hatte, damit sie lernten, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Nadi Shodhana erfüllte sie mit einer klaren Energie, einem wundervoll scharfen Bewusstsein, sie atmete, und es ward Licht.
    Zusätzlich zu dieser speziellen Atmung hatte sie eine Strategie entwickelt, wenn sie nachdenken wollte.
    Sie ging immer vom gleichen Prinzip aus: Ich bin Hortense Cortès, einzigartig, atemberaubend, intelligent, kühn, brillant, sexy, umwerfend, unglaublich. Nachdem sie dieses Prinzip definiert hatte, stellte sie ihre Frage auf die klarstmögliche Art und Weise.
    An diesem Tag lautete das Thema ihrer Überlegungen: Warum hatte Gary Ward Hortense Cortès nicht Bescheid gesagt, dass er nach New York fliegen würde?
    Wie hieß das faule Etwas?
    Sie stellte mehrere Hypothesen auf.
    1) Er war völlig durch den Wind, nachdem er Shirley und Oliver in einem Bett erwischt hatte … Er kam gerade aus Schottland zurück. Es konnte nicht gut gelaufen sein, sonst hätte er ihr davon erzählt. Er hätte seine Freude nicht in seiner Brust verschließen können, sie wäre aus allen Ritzen herausgesickert. Guess what? , hätte er gesagt. Ich habe einen Vater. Er ist groß, er sieht gut aus, er ist außer sich vor Freude, mich wiedergefunden zu haben, wir haben zusammen Bier getrunken, und er hat mir einen Kilt mit dem Tartan seines Clans gegeben. Er wäre aufgestanden, hätte den Familienkilt angezogen und hätte auf seinem scheußlichen Teppich mit der großen gelben Sonne und dem Sternenhimmel einen Freudentanz aufgeführt. Aber er hatte keinen Kilt angezogen und keinen Freudentanz aufgeführt, also hatte er auch nichts Glockenklangwürdiges zu berichten, kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n.
    Hortense verschloss das rechte Nasenloch und atmete langsam aus. Sein Vater! Wozu musste er ihn auch unbedingt kennenlernen? Eltern halten einen doch nur auf, belasten einen, verpassen einem Zweifel, Schuldgefühle, lauter stinkendes Zeug.
    Sie atmete wieder ein, immer noch durch das linke Nasenloch.
    Er rennt zur Wohnung seiner Mutter, trifft auf Oliver, nackt, und Shirley nackt neben ihm. Oder auf ihm. Oder beide zu einem obszönen Knäuel verschlungen. Ein Balken kracht ihm auf den Kopf! Eine Mutter fickt nicht. Eine Mutter hat keine Brüste, keine Muschi und vor allem keinen Lover. Und erst recht nicht seinen geliebten Klavierlehrer.
    Er knallt die Tür hinter sich zu und flieht. Er rennt wie von Sinnen, wird um ein Haar überfahren, weicht einem Bus aus, kommt atemlos zu Hause an, beugt sich über das Spülbecken, lässt kaltes Wasser über seinen Nacken laufen, richtet sich wieder auf und schreit: New York! New York!
    Aber deswegen gleich den Atlantik zu überqueren, ohne ihr ein Wort zu sagen …
    Da fehlte doch ein Puzzlestück.
    Sie wechselte das Nasenloch, atmete ein, spürte, wie der Atem an ihren Schulterblättern entlangstrich, und wandte sich der zweiten Hypothese zu.
    2) Gary erwischt Shirley und Oliver im Bett. Ihm kracht ein Balken auf den

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