Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
Park entdeckte er sogar ein paar Sterne am Firmament.
Er bog in die Straße ein, in der er wohnte, steuerte direkt auf den Maschendrahtzaun zu, der den Basketballplatz vom Bürgersteig trennte, und hielt an. Was er sah, erfreute ihn: Es war gerade ein Spiel im Gange. Als die Spieler in seine Richtung gerannt kamen, erblickte er auch Warren und Flash. Heute spielten sie allerdings in gegnerischen Mannschaften.
Jack spürte das dringende Bedürfnis, so schnell wie möglich auf den Platz zu kommen. Er trug sein Fahrrad hinauf in die Wohnung, riß sich hastig die Bürokleidung vom Leib und streifte seine Basketballsachen über. Ein paar Minuten später stürmte er die Treppe wieder hinunter, überquerte die Straße und erreichte leicht aus der Puste den Spielfeldrand. Leider war in der Zwischenzeit ein Neubeginn angepfiffen worden, was bedeutete, daß er ein oder zwei Runden warten mußte, bis auch er in die freundschaftliche Balgerei einsteigen konnte. Wie immer hatte Warren mit seinem Team gewonnen, so daß er noch auf dem Platz war. Flash hatte aussetzen müssen und stand inmitten der anderen auf ihren Einsatz Wartenden am Rand. Jack ging zu ihm.
»Hi, Alter, wie steht’s?« rief Flash, als er Jack entdeckte. Mit dieser lässigen Floskel begrüßten sie sich immer auf dem Basketballplatz. Daß sie fast den ganzen Nachmittag zusammen verbracht hatten, spielte keine Rolle.
»Gut«, erwiderte Jack. »Alles okay mit dir?«
»Einigermaßen«, gestand Flash. Anstatt Jack in die Augen zu sehen, starrte er auf das Spielfeld. »Wirklich zu dumm, daß wir eben verloren haben.«
»Ich habe die Proben von deiner Schwester im Labor abgegeben«, berichtete Jack. »Sie sind also in Arbeit. Vergiß nicht, was du versprochen hast! Du mußt dich gedulden. Tu bloß nichts Unüberlegtes!«
»Ich bin absolut cool«, beteuerte Flash.
»Freut mich zu hören«, entgegnete Jack. Von den bereits vorliegenden Ergebnissen erzählte er Flash lieber noch nichts. Auch wenn die Tests, die Peter durchgeführt hatte, allesamt negativ ausgefallen waren, setzte er weiter auf seine Intuition und ging nach wie vor davon aus, daß Connie auf irgendeine Weise vergiftet worden war.
»Was ist das eigentlich für eine Gegend, in der deine Schwester gewohnt hat?« fragte Jack. »Du hast von kleinen Holzhäusern erzählt. Ist Brighton Beach ein historisches Stadtviertel?«
»Ich würde es eher alt als historisch nennen«, erwiderte Flash.
»Wie alt?«
»Keine Ahnung, Mann«, brummte Flash. »Warum willst du das wissen?«
Jack zuckte mit den Schultern. »Reine Neugier. In New York gibt es nicht gerade viele Gegenden, in denen noch Holzhäuser stehen. Sind sie vielleicht um die hundert Jahre alt?«
»Könnte schon sein«, überlegte Flash. »Ich glaube, sie dienten irgendwann einmal als Sommerhäuser.«
Jack nickte und versuchte sich eine Siedlung mit alten Holzhäusern vorzustellen, die vor etwa hundert Jahren als Sommerhäuser errichtet worden waren. Der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoß, war, daß die Rohrleitungen dieser Häuser vermutlich nicht dem heutigen Standard entsprachen. Vielleicht hatten sie sogar noch Klärgruben und waren gar nicht an das städtische Kanalsystem angeschlossen.
»Wie lautete die Adresse noch?« fragte Jack. »Oceanview Lane Nummer fünfzehn?«
»Könnte sein«, erwiderte Flash. »Gerichtsmediziner müssen gelegentlich auch die Orte inspizieren, an denen die Obduktionsopfer gestorben sind. Nur so läßt sich rekonstruieren, was vor dem Tod mit dem jeweiligen Menschen geschehen ist. Normalerweise tut man das natürlich, wenn die Leiche sich noch an Ort und Stelle befindet.«
»Aber man hat mir gesagt, daß Connie im Coney Island Hospital gestorben ist«, wandte Flash ein.
»Das ist ja auch richtig«, bestätigte Jack und klopfte ihm auf die Schulter. »Aber wahrscheinlich ist irgend etwas mit ihr passiert, als sie bei sich zu Hause im Bad war. Ich halte dich auf jeden Fall auf dem laufenden.«
»Danke, Doc«, entgegnete Flash.
Jack hob einen herumliegenden Ball auf und steuerte einen der seitlichen Körbe an. Er wollte sich mit ein paar Sprungwürfen aufwärmen. Während er dribbelte und auf den Korb zielte, grübelte er über den unglaublichen Zufall nach, daß Connie Davydov an einem bislang unbekannten Gift gestorben war, mit dem sie womöglich in ihrem Bad in Kontakt gekommen war – und daß sich das Ganze in dem gleichen Vorort zugetragen hatte, in dem jede Menge Kanalratten an einem ebenfalls
Weitere Kostenlose Bücher