Showtime für die Liebe (Bianca) (German Edition)
PROLOG
„Ach, komm schon, Lisa. Denk darüber nach. Was haben wir schon zu verlieren?“
Die Jahre waren überwiegend freundlich zu Paulette Calhoun gewesen und hatten nur wenige Falten auf ihrem Gesicht hinterlassen. Fast sechzig, geschmackvoll gekleidet, beugte die rotblonde Frau mit den tiefblauen Augen ihren noch immer sehr schlanken Körper vor, als würde es ihren Worten mehr Gewicht verleihen.
Lisa Scarlatti, drei Monate jünger als ihre lebenslange Freundin, saß Paulette an einem Zweiertisch gegenüber, in den Händen eine Tasse, in der der Tee bereits lauwarm geworden war.
„Nun ja, unsere Kinder, würde ich sagen. Sobald David auch nur ein romantisches Arrangement wittert, wird er mir die Hölle heißmachen, obwohl er normalerweise ein ruhiger Mensch ist. Und das dürfte auch für deine Kara gelten, denn wenn ich mich recht erinnere, legt deine Tochter großen Wert auf ihre Unabhängigkeit und nimmt nur selten ein Blatt vor den Mund.“
Paulettes Augen blitzten belustigt. „Sie werden kein Arrangement wittern, weil sie uns beiden so etwas nicht zutrauen. Das ist ja das Schöne daran.“
Lisa runzelte die Stirn. In ihr kämpfte das Herz mit dem Verstand. Da sie gute sechzig Meilen auseinander wohnten, trafen sie und Paulette sich mehrmals im Jahr zum Lunch. Seit sie wieder allein waren, taten sie es häufiger als früher. Paulettes Ehemann war vor fast dreizehn Jahren verstorben, Lisas nach einem Unfall acht Jahre zuvor.
„Schön? Mich meinem Kind zu entfremden, das wäre alles anderes als schön“, entgegnete Lisa. „Du meine Güte, Thomas und ich haben dem Jungen ein Medizinstudium finanziert. Inzwischen habe ich die Schulden fast abgezahlt, da möchte ich David wenigstens fünf Minuten lang genießen können, bevor er sich öffentlich von mir lossagt.“
Paulette verdrehte die Augen. „Und ich dachte, ich bin von uns beiden diejenige, die zur Dramatik neigt. David wird sich nicht von dir lossagen“, widersprach sie. Die Idee, ihre Kinder zusammenzubringen, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, seit sie von dem großen Erfolg ihrer Cousine Maizie gehört hatte.
Der war es nämlich gelungen, nicht nur ihrer eigenen Tochter, sondern auch denen ihrer Freundinnen – und sogar einem Sohn – zu einer glücklichen Beziehung zu verhelfen. Verdammt, wenn Maizie das konnte, konnte sie es auch. Sie und Lisa.
„Der Plan ist perfekt“, schwärmte Paulette. „Du hast doch erzählt, dass der kleine Junge deiner Nichte bald Geburtstag hat, oder?“
Lisa witterte eine Falle. Sie kannte Paulette zu gut. „Das stimmt“, gab sie vorsichtig zu.
„Und was wünscht Melissas süßer Sohn Ryan sich mehr alles andere?“
Lisa seufzte. Sie ahnte, worauf Paulette hinauswollte. „Dieses Videospiel namens ‚The Kalico Kid‘“, antwortete sie schließlich, weil Paulette sie erwartungsvoll ansah.
Paulette nickte zufrieden. „Und was ist so gut wie gar nicht zu bekommen?“
„Das Videospiel namens ‚The Kalico Kind‘.“
Paulettes Lächeln wurde noch triumphierender. „Und wo arbeitet meine Tochter?“
Lisa schloss die Augen. Sie fühlte sich überfahren, aber was sollte sie machen? „In der Firma, die ‚The Kalico Kid‘ produziert.“
„Genau!“, rief Paulette begeistert aus. „Also, da David ein weiches Herz hat und den kleinen Jungen seiner Cousine glücklich machen will … und Kara dieses so gut wie gar nicht zu bekommende Videospiel besorgen kann, ist alles ganz einfach.“ Sie legte eine Kunstpause ein, bevor sie zum Finale ihres tollen Plans kam.
„Ich bitte Kara, ein Spiel zu organisieren und es David zu bringen, wenn er mal wieder ehrenamtlich in der Sozialpraxis in der Nähe ihrer Arbeitsstelle arbeitet.“
„Und dann geht alles von selbst?“, unterbrach Lisa sie mit ungewohnt sarkastischem Unterton und schnippte mit den Fingern. „Die beiden sehen sich, und schon trällern die Engel zu den Geigen, die im Hintergrund leise spielen?“
„Nein, so einfach ist das natürlich nicht. Aber David wird Kara dankbar sein und sich mit einer Einladung zum Abendessen revanchieren. Du hast einen sehr gut erzogenen Sohn, Lisa.“ Paulette legte die Hände um ihre noch halb volle Teetasse. „Und den Rest überlassen wir den beiden.“
„Vielleicht gibt es gar keinen Rest“, wandte Lisa ein. Sie wusste, wie eigensinnig ihr Sohn sein konnte. Seit über zehn Jahren hatte er ihr nichts über sein Privatleben mehr erzählt. Dass er Single war, vermutete sie nur, weil er sie an seinen
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