Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
pechschwarzen Augen an. »Warum willst du das wissen?« fragte er ruhig.
»Als deine zukünftige Frau sollte mich das doch wohl interessieren«, bemerkte Laurie überrascht. Daß er mit einer Frage antworten würde, hatte sie nicht erwartet. »Wenn du nicht wüßtest, was ich beruflich mache, würde ich es dir mit Sicherheit gerne erzählen.«
»Heute morgen wollte ich auf deine Frage hin von dir wissen, ob es eine Rolle für dich spielt, womit ich mein Geld verdiene«, entgegnete Paul. »Spielt es eine Rolle?«
»Könnte schon sein«, gestand Laurie. »Nehmen wir doch meinen Job als Beispiel. Meine Mutter hat eine völlig falsche Vorstellung von meinem Beruf. Sie findet es makaber, was ich mache. Stell dir vor, du würdest genauso denken!«
»So denke ich auf keinen Fall.«
»Das freut mich«, stellte Laurie fest. »Aber jetzt verstehst du, was ich meine. Ich glaube kaum, daß meine Mutter meinen Vater geheiratet hätte, wenn er Gerichtsmediziner gewesen wäre.«
»Willst du damit sagen, daß du mich nicht heiraten willst, wenn dir meine Geschäfte nicht zusagen?«
»Bitte, Paul«, versuchte Laurie ihn zu beruhigen. »Ich will nicht mit dir streiten. Aber ich finde es allmählich unheimlich, wie du unser Gespräch in eine Richtung lenkst, in die es nicht gehen sollte. Sag mir doch einfach, was du beruflich machst – und fertig.«
»Ich verdiene mein Geld mit Verteidigungsprodukten«, erklärte Paul gereizt.
»Okay, das ist ja schon mal ein Anfang«, fand Laurie und starrte in die aufgeschäumte Milch ihres Cappuccinos. »Könntest du dich vielleicht ein bißchen klarer ausdrücken?«
»Was soll das?« fragte Paul. »Ist das ein Verhör?«
»Nein, Paul. Ein Gespräch.«
»Ein amüsantes Gespräch!« stellte Paul sarkastisch fest.
»Warum fühlst du dich in die Enge getrieben? So bist du doch sonst nicht.«
»Ich fühle mich in die Enge getrieben, weil mir die einfallslose Reaktion vieler Leute auf meine Geschäfte zum Hals heraushängt. Ich mache Geschäfte mit Waffen.«
»Und du glaubst, daß ich genauso reagiere?«
»Könnte ja sein.«
»Was verkaufst du?«
»Waffen. Reicht das nicht? Sollten wir nicht über etwas anderes reden?«
»Verkaufst du Kanonen, Bomben oder Gewehre?«
»Von jedem etwas«, gestand Paul. »Je nachdem, was gerade gefragt ist.«
»Wie sieht es mit bulgarischen Kalaschnikow-Sturmgewehren aus?« wollte Laurie wissen.
»Natürlich verkaufe ich auch die«, erwiderte Paul überrascht. Mit so einer spezifischen Frage hatte er nicht gerechnet. »Bulgarische Kalaschnikows verkaufe ich sogar mit am liebsten. Es sind zuverlässige, kostengünstige und solide hergestellte Gewehre. Viel besser als die chinesische Version.«
Laurie schloß die Augen und sah vor sich verschiedene Ansichten der Leiche von Brad Cassidy sowie seine trauernden Eltern. Sie erinnerte sich noch gut an den Schauder, der ihr über den Rücken gelaufen war, als Mrs. Cassidy ihr erzählte, ihr Sohn habe bulgarische Kalaschnikows an andere Skinheads verkauft. Daß Paul sich mit solchen Geschäften abgab, war ihr unbegreiflich. Dafür hatte sie im Laufe ihrer Berufsjahre als Gerichtsmedizinerin schon zu viele tödliche Schußverletzungen gesehen.
Sie holte tief Luft. Ihre Gefühle drohten sie wieder einmal außer Gefecht zu setzen. In solchen Situationen brach sie leicht in Tränen aus, doch sie wollte jetzt unter keinen Umständen anfangen zu weinen. Wenn ihr das passierte, ärgerte sie sich immer furchtbar; denn damit war jede Diskussion unweigerlich beendet. Sie öffnete die Augen und sah Paul an. Er wirkte genervt und arrogant.
»Denkst du jemals darüber nach, was du mit deinen Waffenverkäufen bewirkst?« fragte Laurie. Sie wollte die Diskussion unbedingt weiterführen.
»Natürlich«, erwiderte Paul in einem schnoddrigen Tonfall. »Sie versetzen Menschen in die Lage, sich in einer gefährlichen Welt zu verteidigen.«
»Und was ist, wenn die Waffen in die Hände von gewalttätigen ultrarechten Randgruppen gelangen?« bohrte Laurie weiter. »Zum Beispiel in die Hände von Skinheads?«
»Sie haben das gleiche Recht auf Selbstverteidigung wie jeder andere auch.«
»Das Problem ist nur, daß die Waffen in den Händen solcher extremistischer Haßgruppierungen blindwütig eingesetzt und Menschen damit umgebracht werden.«
»Waffen bringen keine Menschen um«, korrigierte Paul unbekümmert. »Menschen bringen Menschen um.«
»Jetzt klingst du wie der Sprecher des Nationalen Waffenverbands«, entgegnete
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