Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
wirkte das wohl wild und gefährlich. Nehme ich zumindest an, weil sie in Braydens Gegenwart immer tuschelten und rumstolzierten, bis ich einen Hass auf die ganze Welt entwickelte.
Soll heißen: Brayden und ich, wir waren keine Freunde.
Ich ging nicht in die Kabine, sondern streifte bloß mein verdrecktes Shirt und meine Jeans ab und säuberte mich am Waschbecken.
» Dieser Hagel … « , sagte Jake. » Unfassbar, was? «
Brayden nickte. » Unfassbar. «
» Absolut unfassbar « , bestätigte ich.
» Du sagst es! «
Jake erkundigte sich nach einem Bluterguss an meinem Arm, den ich einem besonders fiesen Hagelkorn zu verdanken hatte.
» Tut ganz schön weh « , erwiderte ich.
» Du bist schon okay, Dean « , sagte er und schlug mir auf die Schulter, was ebenfalls wehtat.
Vielleicht ließ Jake sich bloß vom Gemeinschaftsgefühl mitreißen. Oder er kümmerte sich um mich, um einen auf Anführer zu machen. Aber selbst wenn er mir nur was vorspielte – ich durfte mich mal ganz normal fühlen, und das war schön.
» Hey, Jake « , meinte ich. » Das mit der Kotze tut mir leid. «
» Kein Ding, Mann. Vergiss es. «
Ich warf ihm das Sweatshirt zu, das Alex mir von einem Kleiderständer im Greenway geholt hatte. » Hier. Hab ich extra für dich ausgesucht. Passt zu deinen Augen. «
Jake lachte auf. Mein Spruch hatte ihn überrascht.
Auch Brayden lachte.
Und so gackerten wir vor uns hin, bis das Ganze völlig außer Kontrolle geriet. Gemeinsam schnappten wir nach Luft, Tränen in den Augen.
Meine Kehle schmerzte – der Rauch hatte sie aufgeraut. Trotzdem lachten Jake, Brayden und ich noch lange weiter.
Als wir frisch angezogen zurückkehrten, hatte Mrs. Wooly alle um sich versammelt.
» Ich schätze, es ist acht oder neun « , erklärte sie. » Das Network ist immer noch nicht wiederhergestellt, und langsam mache ich mir Sorgen um unsere liebe Josie. Wahrscheinlich steht sie nur unter Schock, und das müsste sich in ein, zwei Tagen geben. Aber es könnte auch was Ernsteres sein. «
Alle sahen Josie an, die seltsam distanziert zurückstarrte. Nicht direkt geistesabwesend, eher als könnte sie unsere Gesichter und Namen nicht richtig einordnen.
» Okay « , fuhr Mrs. Wooly fort, » das ist der Plan: Ich gehe rüber zur Notaufnahme und hole Hilfe. «
Chloe, ein rundliches kleines Mädchen, heulte los. » Ich will nach Hause! Bring uns nach Hause! Ich will zu Oma! «
» Wie denn? « , erwiderte Mrs. Wooly. » Der Bus hat zwei Platten. Ich kann euch nirgendwohin bringen. Aber ich hole Hilfe und bin in null Komma nichts wieder da. « Chloe war alles andere als überzeugt, doch davon ließ Mrs. Wooly sich nicht aufhalten. » Noch was, Kinder. Eure Eltern müssen später alles bezahlen, was ihr aus dem Laden nehmt. Also haltet euch zurück, klar? Wir haben hier nicht Weihnachten. « Eine Pause. » Ich habe beschlossen, Jake Simonsen das Kommando zu übertragen. Bis ich zurück bin, hat er das Sagen. Aber jetzt gehen Sahalia und Alex erst mal mit den Kleinen in die Spielzeugabteilung, ein paar schöne Brettspiele und Puzzles aussuchen. «
Die Kleinen jubelten, allen voran Chloe, die demonstrativ auf und ab hüpfte und in die Patschehändchen klatschte. Was ihre Laune anging, war sie wohl etwas inkonsequent. Und etwas anstrengend war sie auch.
Mit einem entnervten Seufzen stand Sahalia auf. » Warum immer ich? «
» Weil die Großen im Gegensatz zu dir fast umgekommen wären « , zischte Mrs. Wooly.
Die Grund- und Mittelschüler verschwanden Richtung Spielzeugabteilung.
» Hört mal her « , meinte Mrs. Wooly, als die Kids weg waren. » Bis zum Krankenhaus ist es nicht weit. Das schaffe ich wahrscheinlich in einer Stunde, vielleicht auch in einer halben. Und falls mich irgendwer mitnimmt, bin ich sogar noch schneller zurück. Ihr gebt Josie zu trinken und fragt sie öfter mal, was für ein Jahr wir haben, wie sie heißt, was … was weiß ich, was ihre Lieblingslimo ist, ihre Lieblingskekse und so weiter. « Mrs. Wooly fuhr sich durch das drahtige graue Haar. Ihre Augen drifteten zur zerschlagenen Schiebetür des Eingangs ab. » Kann sein, dass bald jemand auftaucht. Aber ihr geht mit niemandem mit außer mit euren Eltern, okay? Das müsst ihr mir versprechen. Ich bin jetzt für euch verantwortlich. Und … nicht dass ich damit rechnen würde, aber falls es zu Krawallen oder Plünderungen oder so kommt, packt ihr alle Kinder hier in den Pizzaladen und bleibt zusammen. Die Großen nach außen und
Weitere Kostenlose Bücher